Kalben (Glaziologie)

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Als Kalben wird das Abbrechen größerer Eismassen von im Meer oder in Binnengewässern endenden Gletschern bezeichnet.

Verschiedene Definitionen des Begriffs beziehen auch Fälle ein, bei denen der Gletscher nicht im Wasser endet, das Eis aber in ähnlicher Weise mit nahezu senkrechter Bruchfläche vom Gletscher abbricht; in den meisten Fällen findet der Vorgang allerdings bei im Wasser endenden Gletschern statt. Dabei kann der Gletscher am Gletscherende auf dem Grund des Gewässers stehen oder auf diesem schwimmen. Typischerweise endet der Gletscher dabei in Form eines hohen Eiskliffs, das bis zu 80 Meter aus dem Wasser ragen kann. In Binnengewässer kalbende Gletscher gibt es in nahezu allen vergletscherten Gebirgen der Welt, ins Meer kalbende Gletscher – sogenannte Gezeitengletscher – treten nur in geographischen Breiten über 45° auf. Der in dieser Hinsicht mit Abstand am meisten erforschte Gletscher ist der Columbia-Gletscher in Alaska.

Die beim Kalben abgebrochenen Blöcke werden zu Eisbergen. Dieser Prozess bewirkt einen Großteil des Massenverlusts des Inlandeises – über 90 Prozent der Ablation in der Antarktis und etwa die Hälfte in Grönland. Durch das Kalben verliert ein Gletscher deutlich größere Eismengen pro Zeitspanne als dies durch Schmelzvorgänge der Fall wäre, besonders deutlich wird dies bei sich vom Schelfeis ablösenden großen Tafeleisbergen. Aus diesem Grund ist das Verständnis dieses Prozesses für Voraussagen zur Entwicklung der Kryosphäre in Verbindung mit dem Klimawandel und der Prognose des Meeresspiegelanstiegs von entscheidender Bedeutung.