Lutherbibel

Aus Twilight-Line Medien

Die Lutherbibel (Abkürzung LB) aus dem 16. Jahrhundert ist eine Übersetzung des Alten Testaments aus der althebräischen und der aramäischen Sprache und des Neuen Testaments aus der altgriechischen Sprache in die frühneuhochdeutsche Sprache. Diese Bibelübersetzung wurde von Martin Luther unter Mitarbeit weiterer Theologen angefertigt. Im September 1522 war eine erste Auflage des Neuen Testaments fertig; ab 1534 lag dann eine deutsche Vollbibel vor, an der Luther zeitlebens weiter Verbesserungen vornahm. 1545 erfolgten die letzten Korrekturen der Biblia Deudsch von Luthers eigener Hand. Die Lutherbibel war zwar keineswegs die erste Bibelübersetzung ins Deutsche, beeinflusste die Entwicklung der deutschen Sprache jedoch so nachhaltig wie kein anderes Literaturwerk. Sie ist die traditionsreichste deutsche Bibelübersetzung.

Unter Lutherbibel versteht man heute einerseits

  • Die Biblia Deudsch, die Bibelübersetzung Martin Luthers aus dem 16. Jahrhundert,

und andererseits

  • die aus der Biblia Deudsch hervorgegangenen, bis in die Gegenwart weiterrevidierten Bibelübersetzungen, welche für den deutschsprachigen Protestantismus eine zentrale Rolle spielen, wobei die moderne Bibelwissenschaft, aber auch theologische Denkrichtungen und Frömmigkeitsbewegungen (z.B. Pietismus, Evangelikalismus und Liberaltheologie) verändernd ihre Anliegen in die Textgestalten einbrachten. Diese Versionen basieren zwar auf Luthers Übersetzung, unterscheiden sich aber von ihr und untereinander durch sprachliche Modernisierungen und teils auch in der Textgrundlage.

Die Evangelische Kirche (EKD) empfiehlt die 2017 revidierte Lutherbibel zum Gebrauch im Gottesdienst. Pfarrkonvent und Kirchensynode der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) nahmen 2018 die revidierte Lutherbibel für den liturgischen Gebrauch an, mit der Einschränkung, „für die Lesungen an bestimmten Sonn- und Feiertagen bei der oftmals verständlicheren und an mancher Stelle auch theologisch präziseren Revision der Lutherbibel aus dem Jahr 1984 zu bleiben.“ Im Lutherhaus Eisenach widmet sich eine Dauerausstellung speziell der Lutherbibel.

Die Lutherbibel hat folgende Charakteristika:

  1. Übersetzt wurden das Alte Testament im Umfang des Kanons der Hebräischen Bibel (Tanach), die Spätschriften des Alten Testaments etwa im Umfang der Vulgata & Septuaginta, sowie das Neue Testament.
  2. Die Übersetzung des Alten Testamentes umfasst den masoretischen Text in hebräischer und aramäischer Sprache. Die Spätschriften des Alten Testaments dagegen wurden anfangs aus der lateinischen Vulgata, teils aus der griechischen Septuaginta übersetzt und später ausschließlich aus der Septuaginta. Textgrundlage des Neuen Testamentes war ursprünglich eine frühe Ausgabe des Textus receptus. Seit der LB 1883 wurde die Textgestalt von textkritischen Fassungen des NT Graece beeinflusst und seit der LB 1956 bestimmt.
  3. Es handelt sich um eine philologische Übersetzung (siehe dazu den Artikel Bibelübersetzung), die gleichzeitig durch die starke Orientierung an der Idiomatik der Zielsprache Deutsch deutliche kommunikative Elemente enthält – ein damals innovativer und kontrovers diskutierter Ansatz. Die Bilderwelt ist vielfach auf den deutschen Leser zugeschnitten.
  4. Nachdem die Versionen des 20. Jahrhunderts sich der modernen deutschen Sprache angenähert hatten, hatte die Revision 2017 den Grundsatz, wieder möglichst nahe an Luthers Sprachstil zu bleiben, sofern dieser heute noch verständlich ist.
  5. Die meisten Ausgaben der Lutherbibel enthalten nicht zum Text gehörige Abschnittsüberschriften sowie Verweise auf Abschnitts-, Vers- und Wortparallelen. Oft gibt es einen Anhang mit Sach- und Worterklärungen zum biblischen Umfeld (z.B. Landkarten, Maße, Gewichte). Schon Luther hat „Kernstellen“ mit besonders wichtigen Aussagen im Druck hervorheben lassen.