Spätmittelalter

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Als Spätmittelalter wird der Zeitraum der europäischen Geschichte von der Mitte des 13. bis zum Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts bezeichnet (also ca. 1250 bis 1500, in der Germanistik auch 1250 bis 1450). Sie stellt die Endphase des Mittelalters dar, auf welche die Frühe Neuzeit folgt.

Eine generelle zeitliche Eingrenzung des Übergangs vom Spätmittelalter in die Renaissance ist nicht möglich, da letztere wesentlich aus der kulturphilosophischen und kunstgeschichtlichen Entwicklung heraus definiert ist. Je nachdem, wie offen die jeweiligen Gelehrten und Mäzene in den europäischen Kulturzentren der neuen Entwicklung gegenüberstanden, breitete sich die Renaissance in den europäischen Regionen unterschiedlich schnell aus.

Vor allem in Südeuropa wird im 15. Jahrhundert von der Frührenaissance gesprochen, teils schon im 14. Jahrhundert und (schon bei Vasari) sogar bereits am Ende des 13. Jahrhunderts (vgl. Cimabue, Duccio, Pisano und Arnolfo di Cambio, mit Llull, Dante und Giotto als Übergang zur Zeit der einflussreichen Humanisten Petrarca und Boccaccio), während gleichzeitig nördlich der Alpen traditionell noch vom späten Mittelalter die Rede ist.

Das Spätmittelalter wurde in der älteren Forschung aufgrund von bestimmten Erscheinungen in Kunst und Kultur, Agrarproblemen sowie politischen Veränderungen im römisch-deutschen Reich oft als Krisenzeit betrachtet. Diese negative Bewertung betraf vor allem die deutsche Mediävistik, weil dort die Abfolge des Mittelalters in drei Stufen prägend war und man für das Spätmittelalter nicht zuletzt eine politische Krisenzeit festzustellen glaubte, eine „Verfallszeit“. In Italien oder Frankreich wurde keine derartig scharfe Trennung vorgenommen. In der neueren deutschsprachigen Forschung wird ebenfalls sehr viel differenzierter geurteilt, vor allem aufgrund neuer Forschungsansätze und neuer Quellenbefunde: Bei allen auftretenden Problemen war das Spätmittelalter geprägt von einer gestiegenen Mobilität und Internationalität, Veränderungen in diversen Lebensbereichen und schließlich dem Übergang in die Frühmoderne. Insofern hat ein deutlicher Paradigmenwechsel in der deutschen Spätmittelalterforschung stattgefunden.