Ursprache

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Als Ursprache (auch Grundsprache bzw. Protosprache) bezeichnet man in der Linguistik eine in der Regel hypothetische Sprachform, aus der sich alle Sprachen einer Sprachfamilie oder einer genetischen Einheit entwickelt haben. Hypothetische Ursprachen können mit den Verfahren der vergleichenden Sprachwissenschaft teilweise rekonstruiert werden. Ursprachen in diesem Sinn sind Gegenstand des Artikels.

Davon zu unterscheiden ist eine primitive Frühform der Sprache, die vor mehreren Millionen Jahren von Urmenschen gesprochen wurde (siehe hierzu Sprachursprung) und die ebenfalls als „Ursprache“ oder „Protosprache“ bezeichnet werden kann. Über eine „Ursprache“ in diesem Sinn liegen keine linguistischen Erkenntnisse vor. Von ihr ist nicht viel mehr bekannt, als dass es sie gegeben haben muss. Die Unmöglichkeit, die von Urmenschen gesprochene Sprache zu rekonstruieren, wurde bereits von Johann Gottfried Herder erkannt, der einer der Schöpfer des Begriffs Ursprache ist.

Rekonstruktion[Bearbeiten]

Durch den systematischen Vergleich der miteinander verwandten Nachfolgesprachen (zum Beispiel anhand von Wortgleichungen) können Ursprachen bis zu einem gewissen Grad erschlossen werden. Eine exakte und vollständige Rekonstruktion ist bei hypothetischen Ursprachen jedoch nicht möglich.

Eine Ausnahme ist das Lateinische, die Ursprache der romanischen Sprachen: Der Ursprung ist durch Schriftquellen außerordentlich gut belegt und muss nicht rekonstruiert werden. Allerdings ist der gemeinsame Ausgangspunkt der romanischen Sprachen nicht das klassische Latein der schriftlichen Überlieferung, sondern das gesprochene Latein der Spätantike. Dieses Vulgärlatein muss wiederum rekonstruiert werden, vor allem anhand der romanischen Einzelsprachen.