Bantusprachen

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Die Bantusprachen bilden eine Untergruppe des Volta-Kongo-Zweigs der afrikanischen Niger-Kongo-Sprachen. Es gibt mehr als 500 Bantusprachen, die von ca. 240 Mio. Menschen gesprochen werden. Um die 30 % der afrikanischen Bevölkerung sprechen eine Bantusprache. Sie sind im gesamten mittleren und südlichen Afrika verbreitet und dort in allen Staaten die meistgesprochenen Sprachen, wenn auch als Amtssprache in der Regel Englisch, Französisch oder Portugiesisch verwendet wird.

Im Nordwesten grenzt das Bantu-Gebiet an die übrigen Niger-Kongo-Sprachen, im Nordosten an nilosaharanische und afroasiatische (genauer semitische und kuschitische) Sprachen. Im Südwesten bilden die Khoisansprachen eine Enklave innerhalb des Bantu-Gebiets.

Die Wissenschaft von den Bantusprachen und den damit verbundenen Kulturen und Völkern wird Bantuistik genannt. Sie ist ein Teilgebiet der Afrikanistik.

Das Wort Bantu[Bearbeiten]

Die Bezeichnung Bantu wurde (in der Schreibung Bâ-ntu) von W. H. I. Bleek 1856 in die sprachwissenschaftliche Diskussion als Bezeichnung für die afrikanische Sprachengruppe eingeführt. Es handelte sich dabei um eine Rekonstruktion des vermuteten Begriffs für «Menschen» in der angenommenen gemeinsamen Vorform dieser Sprachen. Dabei steht das Nominalklassenpräfix ba- für «Menschen, Leute, Personen» und die Wurzel -ntu- für «irgend; beliebige». In den 1980er Jahren wurde seitens einer Gruppe von südafrikanischen Linguisten die Kritik vorgebracht, der Name Bantu eigne sich daher nicht als Bezeichnung für eine Sprachfamilie, das Präfix ba- bezeichnet nur Menschen, während Sprachen mit dem Präfix ki- für kulturelle Objekte bezeichnet werden müssten. Die Sprachfamilie müsse daher in KiNtu umbenannt werden. Das Wort kintu existiert tatsächlich in einigen Bantusprachen, hat aber eine sehr allgemeine Bedeutung von «Dinge», teilweise sogar mit abwertender Bedeutungsnuance. Der Begriff Kintu wurde in Südafrika mindestens bis in die 1990er Jahre gelegentlich weiter verwendet, hat sich aber international nicht durchgesetzt.

Forschungsgeschichte und heutige Position der Bantusprachen[Bearbeiten]

Überblick der Forschungsgeschichte[Bearbeiten]

Bereits 1659 erschien von Giacinto Brusciotto eine lateinisch geschriebene Grammatik der Sprache Kongo. Wilhelm Bleek beschrieb erstmals 1856 die Nominalklassen der Bantusprachen (siehe unten) und prägte den Begriff Bantu. Carl Meinhof erarbeitete ihre erste vergleichende Grammatik (1901). Malcolm Guthrie hat sie 1948 klassifiziert und 1967–71 in 16 geografische Zonen eingeteilt, die er mit den Buchstaben A–S (ohne I, O, Q) bezeichnete. Innerhalb dieser Zonen sind die Sprachen in Zehnereinheiten gruppiert und durchnummeriert (siehe: Einteilung der Bantusprachen nach Guthrie). Guthrie hat auch das Proto-Bantu als hypothetische Vorgängersprache aller heutigen Bantusprachen rekonstruiert. Joseph Greenberg klassifizierte die Bantugruppe als eine Unter-Unter-Einheit der Niger-Kongo-Sprachen (siehe unten). Zuvor wurden die Bantusprachen, insbesondere von Carl Meinhof und seinen Schülern, als eine eigene Sprachfamilie angesehen, welche im Verbreitungsgebiet der schwarzafrikanischen Sprachen den Sudansprachen gegenübergestellt wurden.