Niger-Kongo-Sprachen

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Die Niger-Kongo-Sprachen – früher auch niger-kordofanische Sprachen genannt – bilden eine Familie von fast 1.400 Sprachen, die von etwa 400 Millionen Menschen im westlichen, zentralen, östlichen und südlichen Afrika gesprochen werden. Das Verbreitungsgebiet reicht von der Westspitze Afrikas bei Dakar östlich bis Mombasa und südlich bis Kapstadt.

Das Niger-Kongo ist eine der vier von Joseph Greenberg etablierten Spracheinheiten in Afrika. Die anderen sind das Afroasiatische, das Nilosaharanische und die Restgruppe (die also keine genetische Einheit bildet) der Khoisan-Sprachen (eine Übersicht bietet der Artikel afrikanische Sprachen). Die Niger-Kongo-Sprachen grenzen im Nordwesten und äußersten Nordosten an afroasiatische, im zentralen und östlichen Sudangebiet an nilosaharanische Sprachen. Im Südwesten bilden die Khoisan-Sprachen eine Enklave im Niger-Kongo-Gebiet. Die bedeutendste Untergruppe des Niger-Kongo sind die Bantusprachen, die im südlichen Teil des Niger-Kongo-Gebietes von Ostnigeria bis Südafrika gesprochen werden (siehe Karte). Sie zählen zu der von Edgar Gregersen begründeten (hypothetischen) afrikanischen Makrofamilie, dem Kongo-Saharanischen.

Zur Bezeichnung[Bearbeiten]

Die früher auch verwendete und auf Joseph Greenberg (1963) zurückgehende Bezeichnung Niger-Kordofanisch suggeriert eine Zweiteilung der Sprachfamilie in das Kordofanische und die restlichen Niger-Kongo-Sprachen. Da sämtliche sechs Primärzweige des Niger-Kongo heute aber als gleichrangig betrachtet werden, hat sich die ursprüngliche – 1949 ebenfalls von Greenberg eingeführte – neutralere Bezeichnung Niger-Kongo in der Fachliteratur wieder allgemein durchgesetzt.

Vor den Arbeiten Greenbergs wurden die Nicht-Bantu-Sprachen des Niger-Kongo als westsudanische Sprachen bezeichnet, deren genetische Verwandtschaft erst relativ spät erkannt wurde (Westermann 1927). Die Erkenntnis, dass die Bantu-Sprachen mit den westsudanischen Sprachen genetisch verwandt sind, setzte sich erst durch Greenbergs Arbeiten (seit 1949) durch, allerdings kam auch Diedrich Westermann etwa gleichzeitig zu einer ähnlichen Ansicht. Greenberg klassifizierte die Bantusprachen als eine Unter-Unter-Einheit des Niger-Kongo, was 1950 revolutionär wirkte, heute aber allgemein als zutreffend akzeptiert wird.