Biafra-Krieg

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Der Biafra-Krieg war ein nigerianischer Bürgerkrieg von 1967 bis 1970 um die Sezessionsbemühungen des südostnigerianischen Gebietes Biafra mit der Hauptstadt Enugu.

Ursachen[Bearbeiten]

Nigeria ist ein Vielvölkerstaat mit zwei Hauptreligionen, dem Christentum im Süden und dem Islam im Norden. Seit der Unabhängigkeit Nigerias von Großbritannien im Jahr 1960 rangen einige Völker Nigerias um die Vormachtstellung im Staat. Dabei fühlten sich vor allem die in der Biafra-Provinz beheimateten christlichen Igbo gegenüber den muslimischen Hausa und Fulani des Nordens benachteiligt. Im Gegensatz zu den autokratisch regierten Hausa und Yoruba und teilweise aufgrund der komplexen geografischen Struktur von Inseln und Halbinseln im Nigerdelta lebten die Igbo meist in autonomen, demokratisch organisierten Gemeinschaften. Die Entscheidungen innerhalb der Igbo-Gemeinschaften wurden von einer allgemeinen Versammlung getroffen, an der Männer und Frauen teilnahmen. Status wurde durch die Fähigkeit erlangt, Streitigkeiten im Dorf zu schlichten, und durch den Erwerb von Reichtum, nicht durch Erbe. Igbo-Händler machten an den Ufern des Niger und entlang der Küste Geschäfte und kommunizierten ihre Erfahrungen darüber zu Hause, während Yoruba und Hausa stärker ortsansässig waren. Unter der britischen Kolonialherrschaft hatte sich daran nichts geändert. Dass die noch junge Unabhängigkeit nun eine stärker vertikale Verwaltungsform mit sich bringen würde und eigene, mehr demokratisch geprägte Traditionen nicht mehr respektiert würden, wird nur wenigen Igbo eingeleuchtet haben.

Verschärft wurde der Konflikt dadurch, dass in der Nähe des Igbo-Siedlungsgebietes im Nigerdelta Erdöl entdeckt wurde, das bald zu einer wichtigen wirtschaftlichen Stütze Nigerias wurde.

Am 15. Januar 1966 putschten Igbo-Offiziere um Major Chukwuma Kaduna Nzeogwu, um die Macht zu erringen. Die beiden wichtigsten politischen Führer des Nordens, der Premierminister Abubakar Tafawa Balewa und der Premierminister der Nordregion, Sir Ahmadu Bello, wurden von Major Nzeogwu hingerichtet. Ermordet wurden auch die Frau von Sir Ahmadu Bello und Offiziere aus dem Norden. Zusätzlich zu den Morden an den politischen Führern des Nordens wurden auch der Premierminister der Westregion, Ladoke Akintola, und hochrangige Yoruba-Militäroffiziere getötet. Beim Januarputsch wurde nicht nur ein Großteil der nigerianischen Elite getötet, sondern auch ein Großteil der Führung der nigerianischen Bundesarmee: Sieben Offiziere im Rang eines Oberst wurden umgebracht. Von den sieben getöteten Offizieren waren vier aus dem Norden, zwei aus dem Südosten und einer aus dem Mittleren Westen. Nur einer war ein Igbo.

Stabschef General Johnson Aguiyi-Ironsi übernahm die Staatsgewalt. Teile der Bevölkerung Nigerias befürchteten, zukünftig von den Igbos unterdrückt zu werden.

Im Juli 1966 stellte ein Gegenputsch die Vorherrschaft des Nordens wieder her. Nach dem Putsch vom 15. Januar und dem Gegenputsch kam es zu einem Pogrom an den Igbo, bei dem mehrere Zehntausend Igbo starben.