Erdöl

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Erdöl ist ein natürlich in der oberen Erdkruste vorkommendes, gelbliches bis schwarzes, hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen bestehendes Stoffgemisch, das durch Umwandlungsprozesse organischer Stoffe entstanden ist. Das als Rohstoff bei der Förderung aus einer Lagerstätte gewonnene und noch unbehandelte Erdöl wird auch als Rohöl bezeichnet (Crude Oil).

Schon im Alten Orient unter anderem als Brennstoff verwendet, ist Erdöl spätestens seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Rohstoffe der Industriegesellschaft. Er ist nicht nur der wichtigste fossile Energieträger, sondern der bedeutendste Energierohstoff überhaupt. Durch Trenn- und Konversionsverfahren wird Erdöl in eine Vielzahl von Zwischenerzeugnissen überführt, die als Basis für die Herstellung von Treibstoffen und als Rohstoffe für die Industrie dienen. Zu letztgenannten gehören vor allem Ausgangsstoffe für zahlreiche Produkte der chemischen Industrie, wie Kunststoffe, Lacke, Farben und Medikamente. Man nennt das Erdöl (wegen seiner enormen wirtschaftlichen Bedeutung) „Schwarzes Gold“. Zwei politisch bedingte Ölpreiskrisen haben die Weltwirtschaft erheblich beeinflusst. In Krisenzeiten (zum Beispiel Große Rezession, COVID-19-Pandemie) ist der Ölpreis zeitweilig stark gefallen.

Allein in den Jahren von 2000 bis 2009 wurden weltweit etwa 242 Mrd. Barrel, ein Barrel entspricht 159 Litern, gefördert. BP hat den Tagesverbrauch 2016 mit 96,6 Millionen Barrel (über 15,4 Mrd. Liter) beziffert, 1,6% mehr als 2015.

Ölkonzerne wie BP gehören zu den größten Wirtschaftsunternehmen weltweit. Unfälle bei der Förderung, zum Beispiel der Brand der Bohrinsel Deepwater Horizon im Jahr 2010, oder beim Transport, zum Beispiel die Havarie des Tankers Exxon Valdez 1989, verursachten Umweltkatastrophen. Die Förderung und insbesondere Verbrennung von Erdöl setzen Treibhausgase frei, die als Hauptursache der globalen Erwärmung gelten. Erdöltransportwege wie die Erdölleitung Freundschaft und deren Bewirtschaftung können Gegenstand zwischenstaatlicher Energiestreitigkeiten, aber auch Basis von weitreichenden Wirtschaftsentwicklungen sein. Die Ölpreise sind wichtige Indikatoren für die Wirtschaftsentwicklung.

Als fossiler Energieträger ist Erdöl eine endliche Ressource. Unter dem Stichwort globales Ölfördermaximum wird eine Erschöpfung der weltweiten wirtschaftlich ausbeutbaren Vorräte diskutiert. 1974 prognostizierte Marion King Hubbert, das weltweite Maximum würde bei gleichbleibenden Bedingungen 1995 erreicht. Allerdings haben sich mit dem über die vergangenen Jahrzehnte im Mittel angestiegenen Ölpreis, der Verbesserung der Fördertechnik und der Entwicklung neuer Fördermethoden die Bedingungen gegenüber den 1970er Jahren deutlich geändert. Hubberts Prognose, die sich überdies ausschließlich auf konventionelle Öllagerstätten bezog, wurde deshalb immer wieder nach hinten korrigiert.

Historisches[Bearbeiten]

Wortherkunft[Bearbeiten]

Die Babylonier bezeichneten Erdöl mit dem Wort naptu (von nabatu ‚leuchten‘). Dieser Ausdruck deutet darauf hin, dass Erdöl schon früh zu Beleuchtungszwecken diente. Im antiken Griechenland war Erdöl, vermutlich über den Umweg des Persischen aus dem babylonischen naptu abgeleitet, unter den Namen naphtha und naphthas bekannt, die in der Bezeichnung Naphtha für Rohbenzin gegenwärtig noch Bestand haben. Geläufig war aber auch die Bezeichnung als „Öl Medeas“ (Medeias elaion). Letztgenannter Name geht vermutlich darauf zurück, dass man annahm, es sei von Medea für ihre Zaubereien verwendet worden, vor allem bei ihrer Rache an Jason.

Als Steinöl, Bergöl, Bergfett oder Peteröle „und in den apotheken petroleum und oleum petrae“ oder auch „St.-Katharinenöl“ war Erdöl schon im späten Mittelalter in Europa bekannt. Das Wort Petroleum oder Petrolium, spätestens ab dem 15. Jahrhundert im Frühneuhochdeutschen nachgewiesen, ist eine lateinische Zusammensetzung aus gr. petra „Fels, Gestein“ und lat. oleum für „Öl“, bedeutet zu deutsch also „Fels-“ oder „Steinöl“. Dies geht darauf zurück, dass die Alten Römer in Ägypten in einem Gebirgszug am Golf von Suez beobachteten, wie Erdöl aus dem dort anstehenden Nubischen Sandstein austrat. Vom Petroleum stammten auch die einst im Deutschen üblichen Bezeichnungen Bergöl und Peteröl. Ab dem 18. Jahrhundert setzte sich zunehmend die heutige Bezeichnung Erdöl durch, und das Wort Petroleum wurde ab dem 19. Jahrhundert im Deutschen zunehmend für eines seiner Destillationsprodukte verwendet.