Britische Ostindien-Kompanie

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Die Britische Ostindien-Kompanie (British East India Company, BEIC), bis 1707 English East India Company (EIC), war eine von 1600 bis 1874 bestehende Kaufmannsgesellschaft für den Indienhandel, die nach dem Sieg über den Nawab von Bengalen in der Schlacht bei Plassey 1757 zum bestimmenden Machtfaktor in Indien aufstieg und die fast 200-jährige britische Kolonialherrschaft über das Land begründete.

Die BEIC entstand als erste von mehreren europäischen Ostindien-Kompanien, als Königin Elisabeth I. am 31. Dezember 1600 einer Gruppe reicher Londoner Kaufleute ein Privileg ausstellte. Dieses gestand den Governors and Company of merchants of London trading to the East-Indies das Recht zu, auf 15 Jahre den gesamten englischen Handel zwischen dem Kap der Guten Hoffnung im Westen und der Magellanstraße im Osten, also im gesamten Bereich des Indischen und des Pazifischen Ozeans abzuwickeln. Sie erhielt ein Siegel, konnte ihren Gouverneur und die 24 Direktoren selbst wählen und durfte sich selbst Korporationsgesetze („by-laws“) geben.

Zunächst rüstete die Gesellschaft mit 72.000 Pfund Sterling fünf Schiffe aus, die unter der Führung von Kapitän James Lancaster am 5. Juni 1602 bei Aceh auf Sumatra landeten. 1604 und 1610 folgten weitere Expeditionen dieser Art. Eine Gesandtschaft an den Großmogul Jahangir erwirkte das Recht, Handelsstationen an der Westküste von Vorderindien einzurichten. Dieses Recht konnte die Kompanie aber erst nach dem Sieg über die widerstrebenden Portugiesen im Jahre 1612 wahrnehmen. In Madras und Hugli konnte sie erst 1640 Fuß fassen, da sie dort auf die Gegenwehr der konkurrierenden Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) traf.

Karl II. bestätigte am 03.04.1661 die früheren Privilegien und verlieh der Kompanie auch die Zivilgerichtsbarkeit, die Militärgewalt und das Recht, mit den „Ungläubigen“ in Indien Krieg zu führen und Frieden zu schließen. Zudem belehnte er die Kompanie mit der Stadt Bombay, die er als Mitgift seiner portugiesischen Ehefrau Katharina erhalten hatte. Karls Nachfolger Jakob II. verlieh ihr das Recht, Festungen zu bauen, Truppen auszuheben und Münzen zu schlagen, um sie der VOC gleichzustellen. 1694 wurden die Privilegien erneut bestätigt, jedoch nur unter großen Protesten der vom Monopol ausgeschlossenen Kaufmannschaft im Londoner Parlament. Auf zunehmende Kritik stießen auch die drückenden Herrschaftspraktiken der Kompanie in ihren indischen Besitzungen. Die englische Regierung erteilte deshalb 1698 einer Konkurrenzgesellschaft die gleichen Rechte wie der „Company of Merchants“. Diese war daher gezwungen, sich 1708 mit ihrer Konkurrentin zur „United East-India Company“ zusammenzuschließen. Danach blühten die Geschäfte der Gesellschaft in nie gekanntem Ausmaß auf. Sie gewann zusehends an Einfluss auf die politischen Verhältnisse in Indien und wurde nach Plassey 1757 zu deren dominierendem Faktor.

Die Verwaltung teilte sich in dieser Zeit in die Präsidentschaft Bengalen, die Präsidentschaft Bombay und die Präsidentschaft Madras. Mit Warren Hastings wurde 1773 zum ersten Mal ein Generalgouverneur von Ostindien ernannt.

Erst 1784 wurde die Kompanie durch das Indien-Gesetz der Regierung Pitt unter die Aufsicht einer staatlichen Kontrollbehörde gestellt. Diese fungierte als Ministerialabteilung und beaufsichtigte die Anstellung der höheren Beamten, Richter und Heerführer der Kompanie. In Handelsangelegenheiten behielt die BEIC jedoch vorerst ihre alte Selbstständigkeit. 1813 verlor sie ihre Sonderrechte auf den Handel, behielt aber die oberste Gewalt in den bürgerlichen und militärischen Angelegenheiten. Zunehmende Aufstände, zuletzt derjenige der Sipahi 1857, führten dazu, dass das britische Parlament die Rechte der Kompanie durch den Government of India Act vom 02.08.1858 auf die Krone übertrug. Die letzte Sitzung der Direktoren fand am 30.08.1858 statt. 1874 wurde sie endgültig aufgelöst.