Mogulreich

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Das Mogulreich war ein von 1526 bis 1858 auf dem indischen Subkontinent bestehender Staat. Das Kernland des Reiches lag in der nordindischen Indus-Ganges-Ebene um die Städte Delhi, Agra und Lahore. Auf dem Höhepunkt seiner Macht am Ende des 17. Jahrhunderts umfasste das Mogulreich fast den gesamten Subkontinent und Teile des heutigen Afghanistans. Auf 3,2 Mio. Quadratkilometern lebten zwischen 100 und 150 Mio. Menschen. Für das Jahr 1700 wurde sein Anteil an der Weltbevölkerung auf ca. 29% geschätzt.

Die muslimischen Herrscher werden heute im Deutschen als „Mogul“, „Großmogul“ oder „Mogulkaiser“ bezeichnet. Ähnliche Bezeichnungen finden sich auch in anderen, vor allem westlichen Sprachen. In der Staats- und Hofsprache Persisch, das die ursprüngliche Muttersprache der Moguln – das Tschagataische, eine osttürkische Sprache – abgelöst hatte, lautete der Herrschertitel Padischah. Er war dem Titel eines Kaisers vergleichbar.

Der erste Großmogul Babur (reg. 1526–1530), ein aus Zentralasien stammender Fürst der Timuriden-Dynastie, eroberte, ausgehend vom Gebiet der heutigen Staaten Usbekistan und Afghanistan, das Sultanat von Delhi. Als bedeutendster Mogulherrscher gilt Akbar (reg. 1556–1605), der das Reich militärisch, politisch und wirtschaftlich festigte. Unter Aurangzeb (reg. 1658–1707) erfuhr das Imperium der Moguln seine größte territoriale Ausdehnung. Es wurde aber durch die territoriale Expansion finanziell und militärisch derart überdehnt, dass es im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einer Regionalmacht im politischen Gefüge Indiens herabsank. Mehrere schwere militärische Niederlagen gegen die Marathen, Perser, Afghanen und Briten sowie innere dynastische Machtkämpfe zur Erlangung einer Herrschaft und die Verschärfung der religiösen Gegensätze im Inland zwischen der islamischen „Herrscherkaste“ und der unterworfenen Mehrheitsbevölkerung der bäuerlichen Hindus begünstigten seinen Abstieg zusätzlich. 1858 wurde der letzte Großmogul von Delhi von den Briten abgesetzt. Sein Territorium ging in Britisch-Indien auf.

Der Nachwelt erhalten geblieben sind reiche Zeugnisse einer von persischen und indischen Künstlern geprägten Architektur, Malerei und Dichtung.

Zum Namen[Bearbeiten]

Der Name „Mogul“ als Bezeichnung für die Herrscher Nordindiens wurde vermutlich im 16. Jahrhundert von den Portugiesen geprägt (Grão Mogor oder Grão Mogol „Großmogul“), die bereits 1580 eine jesuitische Mission am Hofe Akbars einrichteten, und später von anderen europäischen Reisenden in Indien übernommen. Er leitet sich vom persischen mughūl her und bedeutet „Mongole“. Ursprünglich bezeichnete „Mog(h)ulistan“ das zentralasiatische Tschagatai-Khanat. Letzteres war die Heimat Timur Langs, Begründer der Timuriden-Dynastie und direkter Vorfahre des ersten Mogulherrschers Babur. Damit verweist der Name zwar richtigerweise auf die mongolische Abkunft der indischen Dynastie, lässt aber die genauere Beziehung zum Mongolenreich außer Acht. Diese kommt in der persischen Eigenbezeichnung gūrkānī der Moguln zum Ausdruck, die sich vom mongolischen kürägän „Schwiegersohn“ herleitet – eine Anspielung auf die Heirat Timurs in die Familie Dschingis Khans. Dementsprechend lautet die persische Bezeichnung für die Mogul-Dynastie Gūrkānīyān. Auf Urdu heißt der Mogulkaiser jedoch Mughal Bādšāh.

Geschichte[Bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Vor der Gründung des Mogulreiches bestand in Nordindien seit 1206 das Sultanat von Delhi, das unter Ala ud-Din Khalji (reg. 1297–1316) den Höhepunkt seiner Machtentfaltung erlebte. Ala ud-Din unterwarf große Teile des Dekkan, zugleich wehrte er die Angriffe der Mongolen von Nordwesten ab. Sultan Muhammad bin Tughluq (reg. 1325–1351) strebte die vollständige Eingliederung der zentral- und südindischen Reiche an. Sein Vorhaben scheiterte indes, und mit der Verlagerung der Hauptstadt von Delhi nach Daulatabad auf dem Dekkan schwächte er die Machtposition der Sultane in der nordindischen Ebene. Es begann der Niedergang des Reiches, der in der Eroberung und Plünderung Delhis durch Timur im Jahre 1398 gipfelte. Zwar zog sich Timur schnell wieder zurück, doch vermochte sich das Sultanat von den verheerenden Folgen der Niederlage nie gänzlich zu erholen. Sämtliche Provinzen erlangten ihre Unabhängigkeit, sodass sich das Sultanat nunmehr auf die Umgebung Delhis beschränkte. Auch eine vorübergehende Expansion unter der Lodi-Dynastie (1451–1526) konnte die frühere Größe und Macht des Reiches nicht wiederherstellen.