17. Jahrhundert

Aus Twilight-Line Medien

Das 17. Jahrhundert begann am 01.01.1601 und endete am 31.12.1700. Die Weltbevölkerung zu Beginn dieses Jahrhunderts wird im Mittel auf 560 Millionen Menschen geschätzt, während sie zum Ende des Jahrhunderts schätzungsweise auf 600 Millionen Menschen anstieg.

Die im 16. Jahrhundert begonnene Vernetzung aller Kontinente, u.a. durch ein globales Handelsnetz, intensivierte sich in diesem Jahrhundert weiter. Dabei traten die Niederländer als globale Handelsmacht hervor und drängten die iberischen Reiche zurück. Auch Frankreich und in zunehmendem Maße England engagierten sich im Welthandel. Der Einfluss der Europäer blieb im globalen Maßstab beschränkt, da China und Indien die weltweit größten Volkswirtschaften waren und das Osmanische Reich seine starke Position behielt. So charakterisierte ein frühneuzeitliches Gleichgewicht zwischen den Weltregionen den globalen Handel.

Die klimatischen Bedingungen auf dem Höhepunkt der kleinen Eiszeit führten zu Ernteausfällen, denen Hungersnöte und Seuchen folgten. Da zusätzlich zahlreiche verlustreiche Kriege geführt wurden, gewannen sowohl viele Zeitgenossen als auch nachfolgende Historiker den Eindruck, dass es sich beim 17. Jahrhundert um ein Krisenjahrhundert handelte. Die Krisenphänomene traten jedoch regional und zeitlich in sehr unterschiedlicher Intensität auf. Machtpolitische Auseinandersetzungen wurden durch konfessionelle und religiöse Gegensätze stark aufgeladen und verstärkten diese noch. Von diesen war der Dreißigjährige Krieg, der große Teile Mitteleuropas verwüstete und dessen Bevölkerung signifikant reduzierte, eine der heftigsten Auseinandersetzungen. Innenpolitische Auseinandersetzungen oft entlang der Konfessionsgrenzen forderten in England, Polen und Frankreich hohe Opferzahlen. In vielen Reichen kämpften die Monarchen, die die politische Macht immer weiter zentralisieren und bürokratisieren wollten, gegen die Stände. Dieser Kampf ging regional sehr unterschiedlich aus. Während sich Frankreich zum Vorbild für den europäischen Absolutismus entwickelte, gewann in England das Parlament große Macht gegenüber den Monarchen.

Nachdem es mit dem Versuch gescheitert war, Wien zu erobern, wurde das Osmanische Reich zunehmend schwächer, während die österreichischen Habsburger ihre Expansion auf dem Balkan begannen und ihr Reich zum Vielvölkerstaat wurde. Russland und das indische Mogulreich setzten ihre im vorherigen Jahrhundert begonnene Expansion ihrer Reiche zu eurasischen Imperien fort. Auch China begann seinen Expansionsprozess, nachdem es zuvor mit der Machtergreifung der mandschurischen Qing-Dynastie einen Umbruchprozess mit zahlreichen Kriegsopfern und wirtschaftlichem Niedergang erlebt hatte. Das zuvor geeinigte Japan beschränkte sich auf den territorialen Status quo und reduzierte seine Außenkontakte stark.

Die Nachfrage der Plantagenwirtschaft der Karibik und Lateinamerikas nach Arbeitskräften wurde durch eine immer größere Zahl afrikanischer Sklaven befriedigt. Dehnten die Niederländer ihr Kolonialreich besonders in Südostasien aus, begannen England und Frankreich die Kolonisation Nordamerikas.

Europa[Bearbeiten]

Das Europa des 17. Jahrhunderts wird der Epoche der frühen Neuzeit zugerechnet. Der Kontinent gliederte sich in zahlreiche christlich geprägte Territorialreiche. Am Ende des Jahrhunderts beherrschten die katholischen spanischen Habsburger immer noch einen großen Teil der Iberischen Halbinsel, Süditaliens und die spanischen Niederlande. Sie verloren aber Portugal und die evangelischen nördlichen Niederlande endgültig. Das katholische Frankreich hatte sein Territorium um bedeutende Gebiete im Osten erweitert (Reunionspolitik), während die englische Krone Irland, Schottland und das anglikanische England beherrschte. In der Mitte lag das in viele kleine Fürstentümer zersplitterte Heilige Römische Reich deutscher Nation, dessen Kaiser ihr Heimatterritorium Österreich um die Gebiete Ungarns und des nördlichen Balkans erweiterten. Dabei drängten sie das Osmanische Reich auf dem Balkan zurück. Das evangelische Schweden dehnte sein Territorium ins Baltikum aus, während Polen die östliche Ukraine an Russland verlor.

Zentraleuropa und Südosteuropa[Bearbeiten]

Der größte Teil Zentraleuropas war Teil des Heiligen Römischen Reiches. Dieses gliederte sich in zahlreiche größere und kleinere Herrschaften und reichsfreie Städte. Seit der Reformation im vorherigen Jahrhundert teilte die konfessionelle Orientierung das Reich in evangelisch und katholisch ausgerichtete Herrschaften. Dabei war der Norden tendenziell evangelisch und der Südosten mit Bayern und den österreichischen Erblanden katholisch. Der ausgleichende Augsburger Religionsfriede bekam zu Beginn des Jahrhunderts Risse. Konfessionelle Spannungen eskalierten, sodass sich mit der protestantischen Union und der katholischen Liga zwei Bündnisse konfrontativ gegenüberstanden. Im Jahr 1618 lösten eskalierende Meinungsverschiedenheiten zwischen evangelischen böhmischen Ständen und dem katholischen Kaiser einen Bürgerkrieg aus, der sich im Folgenden zum Dreißigjährigen Krieg auf das gesamte Reich ausweitete. Dabei ging es nicht nur um den religiösen Gegensatz von evangelischer Union und katholischer Liga, sondern auch um die Ausweitung kaiserlicher Macht über die Reichsstände. Im Laufe des Krieges mischten sich zunehmend reichsfremde Mächte, vor allem Schweden, Frankreich und Spanien, in den Konflikt ein. Kriegerische Handlungen verknüpft mit Hungersnöten durch Zerstörung der Ernte, Pestwellen und die kleine Eiszeit führten zu einem Bevölkerungsrückgang im Reich um 20 bis 45 Prozent. Typisch für den Krieg war die Ernährung der Truppen durch Plünderung der eroberten Gebiete. Der Westfälische Friede setzte dem Krieg im Jahr 1648 ein Ende und bildete die Basis für den künftigen Grundkonsens im Reich bis zu seinem Ende 1806, wobei er den Reichsterritorien weitreichende innen- und außenpolitische Souveränität zugestand. Die katholische, die lutherisch-evangelische und die calvinistische Konfession waren auf Reichsebene gleichberechtigt. Das europäische Vertragswerk schrieb auch das Ausscheiden der Niederlande und der Schweiz aus dem Reich fest. Zudem gingen bedeutende Reichsgebiete an Frankreich und Schweden.

Der Balkan einschließlich großer Teile Ungarns, auf dessen Krone die Habsburger im Jahr 1526 durch Erbfolge einen Anspruch erhoben, war bis Mitte der 80er Jahre unter osmanischer Herrschaft. Die Grenze zu den österreichisch-habsburgischen Erblanden war bis 1683 stabil. In diesem Jahr unternahmen die Osmanen einen Eroberungsversuch Wiens, den die Habsburger in Allianz mit Polen, einigen Reichsterritorien und weiteren europäischen Verbündeten abwehren konnten. Bis zum Ende des Jahrhunderts eroberten dann Prinz Eugen von Savoyen und andere Feldherren den nördlichen Balkan bis Belgrad für die Habsburger. Diese Eroberungen kennzeichnen den Aufstieg des Habsburger Vielvölkerreiches. Gleichzeitig lösten die Kriege signifikante Migrationsbewegungen auf dem Balkan aus.

Nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges bemühten sich viele deutsche Fürsten die Wirtschaft mit den Mitteln des Kameralismus zu fördern, um ihre Steuereinnahmen zu verbessern. Neben der Gewerbeförderung und der Herstellung eines Exportüberschusses war die Neuansiedlung und Fruchtbarmachung wüster Landstriche ein vorrangiges Ziel. Die deutschen Territorien waren am Welthandel als Zulieferer der großen europäischen Handelsmächte beteiligt, die ihre Textil und Eisenwaren nach Übersee transportierten. Vor dem Hintergrund einer sich verändernden Wirtschaft konnten sich die Häfen Bremen, Hamburg und Lübeck im Westfälischen Frieden grundlegende Handelsrechte sichern. Hingegen stellten die süddeutschen Handelsgesellschaften in Augsburg und Nürnberg aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Bedingungen und der Umorientierung ihrer führenden Gesellschafter ihre Tätigkeit im Laufe des Jahrhunderts ein.