Britisch-Indien

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Britisch-Indien (engl. British India oder British Raj) bezeichnet im engeren Sinne das britische Kolonialreich auf dem indischen Subkontinent zwischen 1858 und 1947. Britisch-Indien wurde nach der Niederschlagung des Indischen Aufstands von 1857 gegründet, indem die bisherigen Besitzungen der Britischen Ostindien-Kompanie in eine Kronkolonie umgewandelt wurden. Britisch-Indien umfasste zur Zeit seiner größten Ausdehnung nicht nur das Territorium der heutigen Republik Indien, sondern auch die Territorien der heutigen Staaten Pakistan, Bangladesch, Bhutan, Myanmar sowie Teile von Kaschmir (unter heutiger Kontrolle der Volksrepublik China). Im Jahr 1876 wurde Königin Victoria von Großbritannien zur Kaiserin von Indien ausgerufen, und das Kaiserreich Indien (Indian Empire) galt allgemein als das „Kronjuwel des britischen Empire“ (the Jewel in the Crown of the British Empire). Eine Besonderheit Britisch-Indiens war, dass nur etwa zwei Drittel seiner Bevölkerung und die Hälfte der Landfläche unter direkter britischer Herrschaft standen. Der Rest befand sich unter der Herrschaft von einheimischen Fürstendynastien, die in einem persönlichen Treueverhältnis zur britischen Krone standen. Es gab insgesamt mehr als 500 solcher Fürstenstaaten, die sehr unterschiedlich groß waren. Manche Maharadschas herrschten nur über einige Dörfer, einige dagegen über ausgedehnte Länder mit Millionen Untertanen.

Unter der Bezeichnung Indien war diese Union Teilnehmer beider Weltkriege, Gründungsmitglied des Völkerbundes, der Vereinten Nationen und Teilnehmer der Olympischen Spiele von 1900, 1920, 1928, 1932 und 1936.

1947 erlangte Britisch-Indien seine Unabhängigkeit und durch die Teilung Indiens wurde es in zwei Dominions aufgespalten, die Indische Union und Pakistan. Die Provinz Burma (das heutige Myanmar) im Osten Britisch-Indiens war bereits 1937 zu einer eigenständigen Kolonie erklärt worden, die schließlich 1948 die Unabhängigkeit erlangte. Bangladesh war bis 1971 als Ost-Pakistan Provinzialstaat von Pakistan und erlangte infolge des Bangladesch-Krieges seine Unabhängigkeit.

Geschichte[Bearbeiten]

Ausgangssituation[Bearbeiten]

Erstmals kamen die Briten zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Handelsmacht nach Indien. Vorher gab es in Indien lediglich kleinere Kolonien, wie die der Portugiesen oder Niederländer. Als die Briten nach Indien kamen, war die Mogul-Herrschaft bereits in einer starken wirtschaftlichen und politischen Krise und deshalb stark ins Schwanken geraten. Währenddessen etablierten sich die Briten als Regionalmacht in Indien, jedoch alles im Namen des Mogulherrschers. Es kam zu keinet direkte Kolonialisierung, jedoch wurde der Einfluss der Briten mit der Zeit immer stärker. Nach dem Zerfall der Mogulmacht mit dem Tode Aurangzebs im Jahr 1707 stieg das Reich der Marathen (1674–1818, gegründet von Shivaji) in Südwestindien auf. Die Marathen waren die letzte indische Großmacht vor der britischen Herrschaft, die in den Marathenkriegen zwischen 1775 und 1818 besiegt wurden. Neben ihnen spielten noch die Machthaber von Hyderabad und Mysore eine Rolle in der indischen Politik, wobei die Fiktion eines weiter bestehenden Mogulreiches bis 1857 aufrechterhalten wurde, weil es den legalen Rahmen jeder Herrschaft bildete.