Christian Wolff (Aufklärer)

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Christian Wolff, ab 1745 Freiherr von Wolff (in der Encyclopédie Chrétien Wolf; * 24.01.1679 in Breslau, Fürstentum Breslau; † 09.04.1754 in Halle) war ein deutscher Universalgelehrter, Jurist und Mathematiker sowie einer der wichtigsten Philosophen der Aufklärung zwischen Leibniz und Kant. Der Aufklärer zählt zu den bedeutendsten Vertretern des Naturrechts und gilt als eigentlicher Begründer der Begriffsjurisprudenz des 19. Jahrhunderts. Die deutsche Philosophie verdankt ihm ihre terminologische Grundlegung; viele von ihm definierte Begriffe wie Bewusstsein, Bedeutung, Aufmerksamkeit oder an sich wurden später in die Alltagssprache übernommen. Wolff hatte auch maßgeblichen Einfluss auf die preußische Gesetzgebung.

Leben[Bearbeiten]

Christian Wolff wurde 1679 als zweites von sechs Kindern des Gerbers Christoph Wolff und dessen Frau Anna Gillerin in Breslau geboren. Sein Vater, der selbst eine Gymnasialausbildung genossen hatte, aber von seinen Eltern am Studium gehindert worden war, förderte die Bildung seines Sohnes und übernahm die erste Ausbildung auch im Lateinunterricht selbst. Mit acht Jahren kam Christian Wolff, selbst Lutheraner, auf das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau. Der religiös tolerante (sowohl lutherisch-protestantische als auch katholische) Charakter der Stadt prägte den Schüler. Nach eigenen Aussagen verfolgte er auch die katholischen Gottesdienste und diskutierte über philosophische und theologische Fragen mit den Breslauer Jesuitenschülern. Der Rektor des Gymnasiums war zu dieser Zeit Christian Gryphius, ein Sohn des Dichters Andreas Gryphius aus Glogau. Einer seiner wichtigsten Lehrer war Caspar Neumann, der seinen Werdegang stark beeinflusst hat.

Ab 1699 studierte Wolff in Jena Theologie, vor allem aber Physik und Mathematik. Er habilitierte sich 1702 und dozierte ab 1703 privat an der Universität Leipzig, wo er auch teilweise als Prediger wirkte.

1706 wurde er Professor für Mathematik und Philosophie an der Universität Halle. 1710 wurde Christian Wolff zum Mitglied der Londoner Royal Society und 1711 der Berliner Akademie der Wissenschaften ernannt. Im selben Jahr begegnete Wolff den Klassikern der chinesischen Philosophie in der lateinischen Übersetzung von Pater François Noël (1651–1729). Die intensive Lektüre der Werke des Konfuzius und des Menzius inspirierte Wolff im Jahr 1721 zu seiner „Rede über die praktische Philosophie der Chinesen“ an der Universität Halle. In dieser Rede diente Konfuzius und die konfuzianische Tradition als lebendiger Beweis für eine Ethik, die unabhängig vom christlichen Glauben über Jahrtausende eine Hochkultur geprägt hatte. Seine pietistischen Gegner beschuldigten Wolff in der Folge des Atheismus; sie bewirkten, dass er 1723 sein Amt aufgeben und die Stadt Halle aufgrund eines Befehls des preußischen Königs Friedrich Wilhelms I. innerhalb von 48 Stunden verlassen musste (Verbannung). Doch Wolff studierte die chinesischen Klassiker in der Übersetzung von Noël bis zu seinem Tod im Jahr 1754. Sein ganzes Werk ist durchdrungen von Zitaten und Anspielungen auf diese Lektüre, die als Zeugnis der fruchtbarsten Begegnung zwischen westlicher und chinesischer Philosophie gelten kann.

Er ging 1723 nach Hessen, wo er bis 1740 an der Universität Marburg mit großem Erfolg lehrte. 1732 und 1739 wirkte er dort auch als Prorektor der Universität. Einer seiner Schüler war Johann Adam von Ickstatt, ein anderer Michail Wassiljewitsch Lomonossow, dessen Namen heute die Lomonossow-Universität in Moskau trägt. Die russische Kaiserin Katharina I. ernannte ihn 1725 zum Ehrenmitglied der Sankt Petersburger Akademie und 1733 wurde er zudem auswärtiges Mitglied der Académie des sciences in Paris. Friedrich II. von Preußen rief ihn 1740 zurück nach Halle, 1743 wurde er Kanzler an der dortigen Universität, zwei Jahre später durch den bayerischen Herzog und Kurfürsten Maximilian Joseph in dessen Funktion als Reichsvikar zum Reichsfreiherrn nobilitiert.

Wolff starb am 09.04.1754 in Halle, der Verbleib seines Grabes ist bis heute nicht gänzlich geklärt.

Wolff hatte 1716 Katharina Maria Brandis, die Tochter des Stiftamtmanns, geheiratet. Von mehreren Kindern überlebte ihn nur der 1722 geborene Sohn Ferdinand.

Die wissenschaftliche Erforschung der Biographie des Philosophen Wolff ist ein Desiderat der Forschung. Von Einzelstudien abgesehen liegen bisher nur die Arbeiten von Baumeister (1738), Gottsched (1755) und Wuttke (1841) vor. Autographen des Philosophen werden unter anderem in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek aufbewahrt.