Deutsch-Balten

Aus Twilight-Line Medien

Die Deutsch-Balten (oder Deutschbalten, auch Balten oder Baltendeutsche) waren eine im Bereich des heutigen Estland und Lettland ansässige deutschsprachige Minderheit, die ab dem späten 12. Jahrhundert als eingewanderte Oberschicht großen Einfluss auf Religion, Kultur und Sprache der Letten und Esten hatte. Außerdem spielte der deutsch-baltische Adel eine bedeutende Rolle in der Geschichte Russlands. Aus seinen Reihen kamen zahlreiche russische Minister, Politiker, Militärführer und Wissenschaftler. Die deutschsprachige Universität in Dorpat (heute Tartu) hatte besonders im 19. Jahrhundert einen festen Platz im deutschen Kulturleben.

Die Deutsch-Balten stellten den Adel und den Großteil des Bürgertums und bis weit ins 19. Jahrhundert die Mehrzahl der Stadtbewohner in den russischen Ostseegouvernements Estland, Livland, Kurland. Obwohl die Staaten Estland, Lettland und Litauen heutzutage zum Baltikum gerechnet werden, gehörte die deutsche Minderheit in Litauen (Litauendeutsche) nicht zu den Deutsch-Balten.

Seit der hochmittelalterlichen Ostsiedlung sind die Deutsch-Balten zusammen mit den Siebenbürger Sachsen eine der ältesten deutschen Siedlergruppen in Ostmitteleuropa.

Der Deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt schlug das Baltikum dem sowjetischen Einflussgebiet zu, im Zuge dessen beide Minderheiten zu ihrer UmsiedlungHeim ins Reich“ in annektierte polnische Gebiete gedrängt wurden. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs mussten die Deutsch-Balten Richtung Westen fliehen und gingen in der dortigen Bevölkerung auf. Heute sind nur noch sehr wenige Deutschsprachige in den baltischen Ländern ansässig.

Begriff[Bearbeiten]

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts fühlten sich die in Kurland und Semgallen, in Livland und im Gouvernement Estland lebenden Deutschen als Kurländer, Livländer und Estländer, also vor allem derjenigen Landschaft verbunden, in der sie lebten. Erst nachdem 1795 auch das Herzogtum Kurland und Semgallen dem Russischen Kaiserreich zugefallen war und Kurländer, Livländer und Estländer nun alle im selben Staat lebten, entwickelten sie allmählich ein Bewusstsein der Zusammengehörigkeit. Als Mitte des 19. Jahrhunderts das gebildete Bürgertum neben dem Adel und den städtischen Beamten als politische Kraft auftrat, kam die Bezeichnung Balten auf. Im Beamtendeutsch wurde zu dieser Zeit von Deutschrussen gesprochen.

Der zwar früher belegte, aber nur selten verwendete Begriff Baltendeutsche war zur Zeit des Nationalsozialismus im offiziellen Gebrauch in Analogie zu Volksdeutsche, Sudetendeutsche etc. und wurde in Lettland zuerst von der sogenannten „BewegungErhard Kroegers verwendet. Trotzdem wurde auch „Deutschbalten“ weiterhin genutzt.n daher von der Suche ausgeschlossen.)</ref>

Obwohl von sprachwissenschaftlicher Seite spätestens in den frühen 1970er Jahren empfohlen wurde, ihn nicht mehr zu verwenden, wurde und wird „Baltendeutsche“ weiterhin in deutschsprachigen Medien benutzt.