Französische Besatzungszone

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Die französische Besatzungszone war ein Teilgebiet Deutschlands, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von Frankreich als einer der Hauptsiegermächte der Anti-Hitler-Koalition besetzt wurde. Die französische Besatzungszone war damit eine von vier Besatzungszonen in Deutschland nach dem Krieg. Die Nordzone war aus dem südlichen Teil der Rheinprovinz, dem westlichen Teil von Nassau, dem linksrheinischen Teil Rheinhessens und der Rheinpfalz und die Südzone aus Württemberg-Hohenzollern, Südbaden und dem bayerischen Landkreis Lindau gebildet worden. Bis 1946 war auch das Saarland Teil der französischen Zone.

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Während der Konferenz von Jalta im Februar 1945 hatten die drei Hauptmächte der Anti-Hitler-Koalition beschlossen, ein Gebiet aus der britischen und der amerikanischen Besatzungszone zu bestimmen, das durch französische Streitkräfte besetzt werden könnte. Über seine Größe sollte Frankreich konsultiert und die Entscheidung dann von Amerikanern und Briten getroffen werden. Die Provisorische Regierung Frankreichs wurde eingeladen, Mitglied des Alliierten Kontrollrats für Deutschland zu werden.

Auf Grund der wiederholt vorgebrachten Forderungen von Charles de Gaulle und der Vermittlung von Winston Churchill hatte Frankreich gegen den Widerstand Stalins und Franklin D. Roosevelts den Status einer Siegermacht erlangt, De Gaulle seinerseits sah in der amerikanischen Europapolitik ein imperialistisches Bestreben, den Kontinent ihren Interessen gemäß zu ordnen. Er bestand auf Frankreichs Mitwirkung bei einer Nachkriegsordnung Europas. Nachdem französische Truppen im April 1945 umfangreiche Gebiete im Süden Deutschlands besetzt hatten, erhielt Frankreich im Juni 1945, sechs Wochen nach der Kapitulation der Wehrmacht, formell auch eine eigene Besatzungszone in Süddeutschland, deren Regelung von der EAC zur Entscheidung auf der Potsdamer Konferenz vorbereitet worden war.

General de Gaulle – seit Oktober 1944 Präsident einer völkerrechtlich anerkannten französischen Regierung aus Kommunisten, Sozialisten und Konservativen – folgte nach der militärischen Katastrophe von 1940 der Vision, Frankreichs einstige Bedeutung als europäische Großmacht wiederherzustellen. Die Sicherheit vor einem aggressiven Deutschland hatte für Frankreich dabei eine wesentlich höhere Bedeutung als sie es für die „Großen Drei“, Großbritannien, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion war. De Gaulles Verständnis der deutschen Geschichte ließ ihn unterscheiden zwischen dem „großen deutschen Volk“ der verschiedenen Stämme und dem von einem Lande (d. h. Preußen) dominierten „Unruheherd deutscher Nationalstaat, wie er sich 1866, 1870 und 1914 gezeigt hatte“.

De Gaulles Deutschlandpolitik nach der Befreiung Frankreichs 1944 war daher der Eintritt in den Krieg an der Seite der Alliierten, „ohne sich ihnen bedingungslos unterzuordnen“, die Auflösung des Reichs und Neuordnung in Einzelstaaten, die Entnazifizierung der deutschen Bevölkerung und die Einrichtung einer Demokratie unter zeitlich unbegrenzter alliierter Oberhoheit.

Spätestens 1943 begannen Politiker des Freien Frankreich mit Überlegungen zum Umgang mit der künftigen Besatzungszone in Deutschland. Von deren Einrichtung wurde analog zum Ende des Ersten Weltkriegs ausgegangen. Die Exilregierung wollte Teile der Region aber auch dauerhaft an Frankreich binden. Im Mittelpunkt der Überlegungen stand dabei die Saarkohle. Diese sollte einerseits Frankreich zugutekommen, das vor dem Zweiten Weltkrieg der weltweit größte Kohleimporteur gewesen war, und das nahe lothringische Montanquartier fördern. Andererseits sollte die Kohle der deutschen Schwer- und Rüstungsindustrie entzogen werden, um einen erneuten wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg Deutschlands in Zukunft zu bremsen.

Verschiedene Varianten wurden diskutiert. Als unbefriedigend wurde eine Regelung analog zur Völkerbundszeit im Saargebiet von 1920 bis 1935 empfunden, weil in dieser Phase nur geringe Mengen Kohle nach Frankreich geliefert worden waren. Jean Monnet schlug im Sommer 1943 einen europäischen Staat der Schwerindustrie unter der Kontrolle mehrerer anderer europäischer Staaten vor, dem neben dem Industrierevier Rhein-Ruhr, dem Rheinland und Luxemburg auch das Saarland angehören sollte, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Diese Idee vertrat de Gaulle zunächst auch auf internationaler Ebene. Im Verlauf des Jahres 1944 legten sich französische Regierungsberater aber auf einen Rheinstaat fest, der auf vormals deutschem Gebiet entstehen, aber nicht europäisch, sondern französisch dominiert sein sollte. Im Verlauf dieser Konzeption rückte der Umgang mit der ansässigen Bevölkerung im Saargebiet stärker in den Blickpunkt. In einem Memorandum eines Expertenrats von Ende 1944 an die französische Regierung wurde die vollständige Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung angeregt, von rund 800.000 Personen. Dabei wollte man auf der bereits durch das Deutsche Reich vorgenommenen Evakuierung aufgrund der Kriegsentwicklung aufbauen.

Die Rheinstaat-Idee brachte Charles de Gaulle Ende 1944 selbst zu Fall, indem er Stalin eine Internationalisierung des Ruhrgebiets anbot. Damit stand eine wichtiges Territorium nicht mehr für einen Rheinstaat zur Verfügung. Zugleich rückte für das Saarland aber eine Annexion durch Frankreich in den Blickpunkt. Eine Denkschrift des französischen Außenministeriums forderte im März 1945 entsprechend „zumindest eine Zollunion“ des Saargebiets mit Frankreich. Der außenpolitische Ausschuss der beratenden Nationalversammlung stimmte kurz darauf ausdrücklich einer Annexion als Ausgleich für die wirtschaftlichen Schäden zu, die Frankreich durch Krieg und Besatzung erlitten hatte. Die Kriegsentwicklung erschwerte allerdings eine Umsetzung. Nachdem das Saargebiet durch US-amerikanische Truppen besetzt worden war, kehrte die evakuierte und geflohene Bevölkerung zurück. Auch wurde der französischen Regierung klar, dass bei einer kompletten Vertreibung der Saarländer keine Arbeitskräfte für den Weiterbetrieb der Kohleförderung zur Verfügung gestanden hätten – zumindest für die Dauer der praktischen Abwicklung eines Bevölkerungsaustauschs. Damit wurde eine Lösung plausibler, die seit Ende 1944 diskutiert und von Léonce Abel Verdier, dem ehemaligen Generalkonsul Frankreichs an der Saar, ausformuliert worden war: Es sollte ein Übergangsregime installiert werden, das durch einen teilweisen Bevölkerungsaustausch zwischen dem französischen Kerngebiet und dem Saarland sowie Kulturpolitik und Propaganda eine schnelle Assimilierung auslösen sollte. Teile des geplanten Maßnahmenpakets waren die Ausweisung unerwünschter Personen nach Deutschland, französischsprachiger Schulunterricht, universitäre Ausbildung ausschließlich in Straßburg, die Überführung deutscher Anteile an den Hüttenwerken in französische Hand, eine volle Integration in das französische Zoll- und Währungssystem und der Anschluss der katholischen und protestantischen Kirche an die entsprechenden Strukturen in Frankreich.

Quellen[Bearbeiten]

  • Jochen Thies, Kurt von Daak: Südwestdeutschland Stunde Null. Die Geschichte der französischen Besatzungszone 1945–1948. Düsseldorf 1979