Württemberg-Hohenzollern

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Der freie Volksstaat Württemberg-Hohenzollern entstand nach dem Zweiten Weltkrieg in der französischen Besatzungszone und war eines der Gründungsländer der Bundesrepublik Deutschland. Es umfasste den südlichen Teil des ehemaligen Volksstaates Württemberg sowie die bis dahin zu Preußen gehörenden Hohenzollernschen Lande. Auf einer Fläche von 10.406 km² lebten etwa eine Million Einwohner. Die Hauptstadt war Tübingen, der Sitz des Landtags das ehemalige Kloster Bebenhausen bei Tübingen. Am 25. April 1952 gingen die Länder Württemberg-Hohenzollern, Baden und Württemberg-Baden im neu gegründeten Land Baden-Württemberg auf.

Leitung der Regierungsgeschäfte[Bearbeiten]

Ab Oktober 1945 gab es ein Staatssekretariat für das französisch besetzte Gebiet Württembergs und Hohenzollerns, an dessen Spitze Carlo Schmid stand (siehe auch Staatssekretariat/Kabinett Schmid). Am 08.07.1947 wurde Lorenz Bock zum Staatspräsidenten von Württemberg-Hohenzollern gewählt. Nach seinem Tod im August 1948 war Gebhard Müller bis zum 25.04.1952 der zweite und letzte Staatspräsident.

Geographie[Bearbeiten]

Württemberg-Hohenzollern erstreckte sich über den südlichen Teil des ehemaligen Landes Württemberg sowie die ehemals zum Staat Preußen gehörenden Hohenzollerischen Lande. Administrativ war der bayerische Landkreis Lindau in den Anfangsjahren ebenfalls Württemberg-Hohenzollern zugeordnet. Im Osten grenzte Württemberg-Hohenzollern an Bayern, im Westen und Südwesten an Baden, das dem südlichen Teil der ehemaligen Republik Baden entsprach und wie Württemberg-Hohenzollern der Französischen Besatzungszone angehörte. Die Südgrenze wurde durch den östlichen Teil des Bodensees gebildet; über den Landkreis Lindau bestand eine Grenze zum österreichischen Vorarlberg. Die Nordgrenze wurde so gewählt, dass die Autobahn Karlsruhe-München, die heutige A 8, auf der ganzen Strecke innerhalb der amerikanischen Besatzungszone und damit in Württemberg-Baden lag. Bei der Festlegung der Nordgrenze blieben die seit 1934 bestehenden Landkreisgrenzen erhalten. Zum Land gehörten demnach neben dem Landkreis Lindau die Landkreise Balingen, Biberach, Calw, Ehingen, Freudenstadt, Hechingen, Horb, Münsingen, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Saulgau, Sigmaringen, Tettnang, Tübingen, Tuttlingen und Wangen. Im Grenzverlauf zu Baden bestanden verschiedene Exklaven, Enklaven und weitere territoriale Besonderheiten aus den Zeiten vor der Entstehung des Landes fort.

Naturräumlich gehörten das Württembergische Allgäu, Oberschwaben, der südwestliche Teil der Schwäbischen Alb, Teile des Nordschwarzwalds und der östliche Teil des Mittleren Schwarzwalds zum Gebiet des Landes.

Auf einer politischen Karte Baden-Württembergs sind die ehemaligen Grenzen Württemberg-Hohenzollerns zu Baden und Württemberg-Baden nicht mehr zu finden, seit sie durch die Kreisreform in Baden-Württemberg am 01.01.1973 verwischt wurden. Bis zu dieser Reform waren die Grenzen noch im Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern präsent, und auch die Struktur der Landkreise deckte sich mit diesen Außengrenzen.

Geschichte[Bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten]

In Südwestdeutschland existierten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges das Königreich Württemberg und das Großherzogtum Baden sowie die Hohenzollernschen Lande als preußische Exklave. Nach 1918 wurden Baden und Württemberg republikanische Bundesstaaten innerhalb der Weimarer Republik. Die Hohenzollernschen Lande blieben weiterhin Teil Preußens. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 leitete auch in Württemberg das Ende der Demokratie und die Gleichschaltung der Verwaltung ein. Am 2. Mai 1933 ernannte Hitler den noch vom Landtag gewählten württembergischen Staatspräsidenten Wilhelm Murr (NSDAP) zum Reichsstatthalter für Württemberg und Hohenzollern. Die geplante Umwandlung Württembergs in einen Reichsgau unter Einbeziehung Hohenzollerns wurde nicht durchgeführt. Württemberg und Hohenzollern waren so während des Nationalsozialismus nur in der ebenfalls als Gau bezeichneten Parteigliederung der NSDAP, nicht aber in der Staatsverwaltung vereint.

Die Folgejahre brachten wie in ganz Deutschland auch im südlichen Württemberg und in Hohenzollern die Verfolgung Andersdenkender, die Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung der Juden und schließlich den Krieg mit sich. Aufgrund der ländlichen Struktur waren allerdings die Kriegsschäden in diesem Teil des Landes geringer als im übrigen Deutschland. Außer dem Rüstungszentrum Friedrichshafen hatte nur Reutlingen eine größere Zahl von Toten durch Angriffe der Kriegsgegner zu beklagen. In den oberschwäbischen Kreisen Biberach, Ehingen, Ravensburg, Saulgau und Wangen zum Beispiel waren weniger als ein Prozent der Wohnungen zerstört und auch die Zahl der Toten in der Zivilbevölkerung blieb dort mit 27 bis 149 pro Kreis im Verhältnis sehr gering.