Hausrind

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Das Hausrind oder schlicht Rind (Bos taurus, lateinisch früher schlicht Bos) ist die domestizierte Form des eurasischen Auerochsen. Es wurde zunächst wegen seines Fleisches, später auch wegen seiner Milch und Leistung als Zugtier domestiziert. Seitdem hat der Mensch eine Anzahl unterschiedlicher Rinderrassen gezüchtet, in die teilweise auch Wildrinder (etwa der Amerikanische Bison beim Beefalo) eingekreuzt wurden. Rinder sind Spitzengänger und Paarhufer.

Die Zebus (Bos indicus) stammen von der indischen Form des Auerochsen ab. In Abgrenzung von Rassen zebuinen Ursprungs bezeichnet man die in Europa üblichen Hausrinder als taurine Rinder. Der Vorfahr der Zebus wird von manchen Autoren auch als eigene Art (Bos namadicus) geführt, was aufgrund der Ähnlichkeit mit den restlichen Auerochsentypen und der uneingeschränkten Kreuzbarkeit des Zebus mit taurinen Hausrindern nicht vollständig geteilt wird.

Vor allem in Asien sind weitere Tiere domestiziert worden, die von anderen Arten abstammen, so das Balirind (Bos javanicus f. domestica) aus dem Banteng (Bos javanicus), der Gayal (Bos gaurus f. frontalis) aus dem Gaur (Bos gaurus) und der Hausyak (Bos mutus f. grunniens) aus dem Wildyak (Bos mutus).

Im Gegensatz zu den bisher genannten Arten, die der Gattung Bos (Eigentliche Rinder) angehören, zählt der Wasserbüffel (Bubalus arnee) zur Gattung Bubalus (Asiatische Büffel). Aus ihm wurde der Hausbüffel gezüchtet.

Ursprung[Bearbeiten]

Heute geht man davon aus, dass die taurinen Hausrinder, die in Europa und Nordamerika üblicherweise gehalten werden, ursprünglich aus Anatolien und dem Nahen Osten stammen, wo der Auerochse, Bos primigenius, ebenfalls vorkam. DNA-Untersuchungen ergaben, dass sich bereits die Ahnen der taurinen Rinder und der Zebus genetisch unterschieden und somit unabhängig voneinander domestiziert wurden.

Die Domestizierung zum taurinen Hausrind fand bereits vor rund 10.000 Jahren statt. Als Bestätigung gilt, dass um diese Zeit Ackerbauern zusammen mit Rindern und weiteren Nutztieren, die sich damals äußerlich noch nicht von den Wildtieren unterschieden, auf das bis dahin rinderlose Zypern gelangten. Die Zebus wurden aus der indischen Form des Wildrindes (Bos namadicus) gezüchtet; teilweise wird diese Wildform auch als Unterart des Auerochsen aufgefasst.

2012 stellte eine internationale Forschergruppe rund um Wissenschaftler der Universität Mainz fest, dass die heutigen taurinen Rinder letztendlich von 80 weiblichen Tieren aus dem „Fruchtbaren Halbmond“ abstammen. Introgression männlicher und mitunter sogar einzelner weiblicher Auerochsen in den Genpool europäischer Hausrinder wird in einigen Studien nicht ausgeschlossen bzw. sogar suggeriert.

Mit der Domestizierung wurde die Anatomie der Auerochsen deutlich verändert. Nicht nur wurde stets nach den umgänglichsten Exemplaren selektiert, sondern auch nach den ertragreichsten. Dies führte dazu, dass der Rumpf der Rinder länger und massiger wurde, die Beine kürzer und das Euter größer und oft haarlos. Der einst geschwungene Rücken mit der kräftigen Nacken- und Schulterpartie des Wildrindes wurde gerade und niedrig. Auch haben viele Rinder ein pädomorphes „Kälbchengesicht“, d. h. eine verkürzte Schnauze und Stirn. Viele Züchtungen haben kleinere und manche keine Hörner. Auch traten beim Hausrind neue Farbschläge auf, etwa durch das Fehlen von Pigmenten, oder die für Haustiere typische gescheckte Zeichnung. Typisch für viele Hausrinderrassen ist auch eine starke Reduktion des Geschlechtsdimorphismus bezüglich Größe und Fellfarbe.

Der Grad der züchterischen Modifikation des Hausrindes hängt von der Form der Landwirtschaft und dem Verwendungszweck ab. Einige Rinder in Südeuropa, vor allem Iberien, sind aufgrund der stellenweise noch sehr extensiven Haltung in ihrer Anatomie teilweise sehr ursprünglich. Sie sind robust genug, das ganze Jahr über frei auf der Weide zu leben und bekommen kaum Zufütterung. Sie haben kleine Euter und eine hochbeinige Statur. Oft ist auch noch eine ursprüngliche Hornform vorhanden. Genetisch älteste Rinderart Europas sind die Buša der Balkanhalbinsel. Sie besitzen eine Haplogruppe, die ansonsten nur bei neolithischen Rindern gefunden wurde Keine andere Hausrinderart hatte bisher ein genetisches Merkmal zu diesen neolithischen Stammformen der heutigen domestizierten Hausrinder erbracht. Ein weiteres Merkmal der in historischer Zeit nicht mehr selektierten Buša-Rinder ist ihre hohe genetische Vielfalt – sie ist höher als in irgendeiner anderen europäischen Rinderrasse. Dieses Merkmal ist für den Erhalt der funktionellen und genetischen Vielfalt der Rinderrassen weltweit von Bedeutung.

Kräftige Zugrassen wie Sayaguesa, Pajuna oder Maronesa haben zusätzlich noch die geschwungene Rückenlinie. Das Spanische Kampfrind wurde, da es primär für Kampflust gezüchtet wurde, ebenfalls wenig modifiziert und weist noch deutliche Ähnlichkeit mit dem Auerochsen auf.

Da einige Rinderrassen ihrer Stammform näher sind als andere, gibt es seit langem die Idee, ein dem Auerochsen entsprechendes Rind rückzuzüchten. Das Heckrind war das erste Resultat dieser als Abbildzüchtung bekannten Zuchtmethode, doch wird dessen Authentizität oft für unzureichend befunden. Weitere Projekte sind das Taurusrind, das TaurOs Project und das Auerrindprojekt.

Systematik[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]

  • Florian Werner: Die Kuh. Leben, Werk und Wirkung. Nagel & Kimche, München 2009, ISBN 978-3-312-00432-4.