Fruchtbarer Halbmond

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Fruchtbarer Halbmond ist die von James H. Breasted 1916 eingeführte Bezeichnung für das Winterregengebiet am nördlichen Rand der Syrischen Wüste, die sich im Norden an die Arabische Halbinsel anschließt. Namensgebend war die Ausdehnung des Gebiets in Form einer Mondsichel in einem weiten Bogen, der sich vom Persischen Golf im Süden des heutigen Irak, über den Norden von Syrien, den Libanon, Israel, Palästina und Jordanien erstreckt. Gelegentlich wird der Norden Ägyptens hinzugezählt.

Kulturgeschichte[Bearbeiten]

Der Fruchtbare Halbmond gilt als eine der Ursprungsregionen der neolithischen Revolution, des Überganges von der wildbeuterischen Lebensweise zu Ackerbau oder Tierhaltung ab dem 12. Jahrtausend v. Chr. Archäologische Forschungen haben ergeben, dass Volksgruppen der Zeitstufe Präkeramisches Neolithikum B (PPNB) im 7. Jahrtausend v. Chr. im Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds Ackerbau betrieben. Es gibt Vermutungen, dass das Klima im 7. Jahrtausend v. Chr. günstiger und niederschlagsreicher war als davor und danach, was ein Vordringen in Steppengebiete ermöglicht haben könnte. Angebaut wurden Getreide (Gerste, Einkorn, Emmer) und Hülsenfrüchte. Der Vorläufer für die kultivierte Gerste (Hordeum vulgare) ist die Wildgerste (Hordeum spontaneum), die zusammen mit dem Wilden Emmer (Triticum dicoccoides) bis heute in der Region vorkommt. Archäobotanische Untersuchungen in den 1990er Jahren im Norden des Fruchtbaren Halbmonds zeigten, dass für vorgeschichtliche Jäger und Sammler neben Wildgetreidesorten, die früher als wesentlich für die Nahrungsversorgung gehalten wurden, auch das Angebot an Gemüse und anderen Pflanzen eine Rolle bei der Sesshaftwerdung spielte.

Die ersten domestizierten Vieharten waren Ziegen, gefolgt von Schafen und später Rindern und Schweinen. Der Fruchtbare Halbmond lag im Verbreitungsgebiet von Wildrindern. Spätestens Anfang des 6. Jahrtausends züchteten sesshafte Ackerbauern die ersten Hausrinder. Während heute im Norden und in der Levante im Westen Regenfeldbau bei Niederschlagsmengen von 400 bis 900 Millimetern pro Jahr möglich ist, lässt sich im Südosten bei Niederschlägen von unter 250 Millimetern eine Ernte nur durch künstliche Bewässerung erreichen.

Im Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds entstanden einige der frühesten städtischen Kulturen: Eridu, vermutlich die älteste sumerische Stadt, und wenig später Uruk in Mesopotamien im 4. Jahrtausend v. Chr. Zum Fruchtbaren Halbmond gehörten das Reich von Akkade im 3., das Assyrische Reich im 2. und Phönizien im 1. Jahrtausend v. Chr.

Der britische Ingenieur William Willcocks versuchte 1918, den im Glauben von Judentum, Christentum und Islam vorgestellten Garten Eden bei vier Kanälen im alten Babylonien zwischen Ramadi und Bagdad zu verorten. Seither wurden weitere Lokalisierungsvorschläge weiter nördlich im Bereich des Fruchtbaren Halbmondes geäußert.