Hessisches Hinterland

Aus Twilight-Line Medien

Das Hessische Hinterland (lokal meist nur das Hinterland; mundartlich Hennerloand oder Hennerlaand) liegt in der Region Mittelhessen und konzentriert sich um den westlichen Teil des heutigen Landkreises Marburg-Biedenkopf, den Altkreis Biedenkopf, zu dem auch Gebiete des heutigen Lahn-Dill-Kreises und des Kreises Waldeck-Frankenberg gehörten. Ehemals reichte es schlauchartig von Bromskirchen im Norden bis nach Rodheim (bei Gießen), Gemeinde Biebertal.

Ursprünglich war das „Hinterland“ der zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt gehörige und von dieser nahezu vollständig isolierte Bereich der Ämter Blankenstein (Gladenbach) mit dem „Breidenbacher Grund“, Biedenkopf und Battenberg (Eder) (hierzu Landratsbezirk Gladenbach). Später blieb die Bezeichnung „Hessisches Hinterland“ am ehemaligen Kreis Biedenkopf hängen, der bis 1866 zum Hessen-Darmstädter Territorium und ab 1867 zum Königreich Preußen gehörte.

Heute wird der Begriff „Hessisches Hinterland“ volkstümlich für die Teile des ehemaligen Kreises Biedenkopf verwendet, die 1974 im Landkreis Marburg-Biedenkopf aufgegangen sind. Der 2006 gegründete Zweckverband Interkommunale Zusammenarbeit Hinterland hat die Bezeichnung für dieses engere Gebiet wieder zu einer öffentlich-institutionellen Bedeutung erhoben.

Im Hinterland wird Hinterländer Platt gesprochen – meist nur noch von älteren einheimischen Bewohnern – mit abnehmender Tendenz; entwickelt hat sich ein neuer Regiolekt, u.a. begünstigt durch die Mittelpunktschulen.

Die eigentümliche traditionelle Hinterländer Tracht ist in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit den letzten Trägerinnen ausgestorben.

Geographie[Bearbeiten]

Name[Bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten]

Von der damaligen hessischen Haupt- und Residenzstadt Darmstadt aus gesehen lag die Region „ganz weit hinten“ und kam so zu der Bezeichnung „Hinterland“. Es gehörte zur hessen-darmstädtischen Provinz Oberhessen mit der Provinzhauptstadt Gießen, mit der es nur über einen ganz schmalen Gebietskorridor verbunden war, und lag auch von da aus gesehen „hinten“, hinter dem Dünsberg.

Der 1832 neu gegründete Landkreis Biedenkopf wurde auch „Hinterlandkreis“ genannt. Das ist die erste Nennung des Namens.

Rezeption[Bearbeiten]

Heute wird der Name unterschiedlich wahrgenommen: Vielerseits wird er mit Abgelegenheit oder Rückständigkeit, dem „Hinterwäldlerischen“, in Verbindung gesetzt. Gleichzeitig gibt es viele, die stolz auf die Bezeichnung sind, sie mit wirtschaftlichem Erfolg und Heimatgefühlen verbinden.

Quellen[Bearbeiten]

  • Horst W. Müller: Lebensverhältnisse im Hinterland – Das südwestliche Hinterland Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Hinterländer Geschichtsblätter, Biedenkopf, Nr. 1, März 2016, S. 97–101.