Melchior Lorck

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Melchior Lorck (auch Lorch, Lorichs und Lürig; * um 1527 in Flensburg; † nach 1594 in Kopenhagen) war ein deutscher Künstler und Untertan der dänischen Krone in der Zeit der Renaissance. Sein Werk umfasst Gemälde, Kupferstiche, Holzschnitte und Zeichnungen. In Hamburg erstellte er eine Karte der Elbe. Er ist der erste Künstler in der dänischen Kunstgeschichte, dessen Biografie ausführlich rekonstruierbar ist und dem sich ein eindrucksvolles Werk zuordnen lässt. Lorcks Porträts von Gelehrten und Herrschern, seine archäologische Studien, Trachtenbilder und ein einzigartiges Panorama von Konstantinopel bilden das gründlichste überlieferte visuelle Zeugnis des Osmanischen Reiches im 16. Jahrhundert.

Jugend und Frühwerk[Bearbeiten]

Lorcks Geburtsort Flensburg gehörte zu dem von Dänemark regierten Herzogtum Schleswig. Der dänische König gastierte im Haus der alten wohlhabenden Adelsfamilie, wenn er in der Stadt weilte. Melchior Lorcks Vater Thomas Lorck war Stadtvogt, Ratsherr und königlicher Zolleinnehmer. Melchior hatte drei Brüder Caspar, den Kaufmann Balthasar (um 1520–1589) und Andreas Lorck und eine Schwester Anna († 1600), die als vollgeschäftsfähige Kauffrau und ab 1564 als königliche Zolleinnehmerin tätig war.

Melchior Lorck erhielt in Lübeck eine Ausbildung zum Goldschmied. Er schreibt später in seiner Autobiographie, er habe seinen Meister auf einer ausgedehnten Geschäftsreise im Ostseeraum begleitet. Nach Beendigung der Lehre, in der erste Kupferstiche entstanden, ging er nach Süddeutschland und hielt sich wohl in Nürnberg auf. Er nahm am Augsburger Reichstag 1547/1548 teil, wo er für den späteren katholischen Erzbischof von Augsburg, Fürst Otto Truchseß von Waldburg und für den protestantischen Pfalzgrafen und später Kurfürsten Ottheinrich von der Pfalz kennenlernte. Das erste überlieferte Dokument, in dem Lorcks Name erwähnt wird, datiert vom 22. März 1549, als er sich von Flensburg aus bei seinem König Christian III. von Dänemark und Norwegen für die Zusage einer Zuwendung bedankt. Es handelte sich um ein Reisestipendium von 30 dänischen Rigsdalern (vgl. Reichstaler) und Lorck verpflichtete sich, anschließend für den König zu arbeiten.

Lorcks kopierte zuerst populäre Kupferstiche von Heinrich Aldegrever (1543), zwei Jahre später entstand Der Papst als Wilder Mann, ein Zeugnis seiner religiösen Ansichten, wie das Luther Porträt von 1548. Lorck gibt sein Alter auf diesem Stich mit einundzwanzig Jahren an.

Lorck ging mit seinem königlichen Stipendium nicht, wie erwartet, in die Niederlande, sondern erneut nach Süddeutschland. Er war 1550/1551 in Nürnberg, wo er sich mit den Künstlern Lorentz Stöer und dem älteren Hanns Lautensack anfreundete, der der Donauschule zugerechnet wird. Ein Holzschnitt Lorcks wurde zusammen mit einem Gedicht von Hans Sachs auf die Tiburtinische Sibylle als Flugblatt gedruckt. Er schuf ein Porträt von Albrecht Dürer nach dem Vorbild der Hans Schwarzschen Dürer-Medaille. Lorck reiste Ende 1551 nach Italien und sah Venedig, Bologna, Florenz und zuletzt Rom. Von dort sind drei auf 1551 datierte Zeichnungen erhalten. Nach Ablauf des Stipendiums vermied es Lorck an den dänischen Hof zu gehen, es ist nicht bekannt, wo er sich aufhielt. 1552 entstand das Bild einer Madonna, als Ölgemälde auf Holz, das Einflüsse von Tintoretto zeigt, aber gut im Norden gemalt worden sein kann. Er ist danach wahrscheinlich am Hof des Kurfürsten Ottheinrich in Neuburg an der Donau. Eine Zeichnung dreier Rabbiner ist 1553 in Neuburg entstanden. Eine Zeichnung Lorcks verrät eine stilistische Nähe zu Arbeiten des Neuburger Hofkünstlers Hans Bocksberger. Lorck war wohl auch für die Familie Fugger in Augsburg tätig.