Ogrodzieniec (Kisielice)

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Ogrodzieniec (deutsch Neudeck) ist eine Ortschaft mit 300 Einwohnern in der Gemeinde Kisielice in der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen. Der Ort liegt im Kreis Iława, nahe der Landstraße von Iława (Deutsch Eylau) nach Kisielice (Freystadt in Westpreußen).

Bekannt wurde Neudeck als ländliche Residenz des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, der hier am 02.08.1934 starb.

Geschichte[Bearbeiten]

Der Name „Neudeck“ wurde wahrscheinlich vom pruzzischen „Nejdekai“ abgeleitet. Das Dorf wurde um 1320 von einem adligen Lokator namens Albrecht gegründet, der das Stiftungsprivileg vom Kapitel von Pomesanien erhielt. Im Kriege zwischen dem Polenkönig Kasimir IV. und dem Deutschen Orden wurde das Dorf 1444 vollständig zerstört und beherbergte 1543 nur noch zwei Bauern. Es war 1466 im Zweiten Frieden von Thorn beim Ordensstaat verblieben.

Das Gut Neudeck befand sich seit 1755 im Besitz der Familie Hindenburg. Der Stifter der hindenburgischen Güter war Oberst Otto Friedrich von Hindenburg († 10. Januar 1765), der aus einem Adelsgeschlecht in Hinterpommern stammte, das sich später in der Neumark verbreitete. Der kinderlose Otto Friedrich von Hindenburg wurde von seinen Schwestern Sophie und Barbara beerbt. Im Jahr 1772 kam die Gegend von Ostpreußen an die neu errichtete Provinz Westpreußen. Nach dem Tode Barbaras im Jahre 1778 ging Neudeck an ihren Enkel Otto Gottfried von Beneckendorff, den Urgroßvater des späteren Reichspräsidenten, über – jedoch unter der Bedingung, dass der Erbe auch den Namen und das Wappen derer von Hindenburg übernehme. Dies wurde am 02.01.1789 von König Friedrich Wilhelm II. bewilligt und die Mitglieder der Familie trugen seitdem den Doppelnamen von Beneckendorff und von Hindenburg. Otto Gottfried errichtete um diese Zeit das Alte Herrenhaus von Neudeck, einen zweistöckigen Bau mit sechs Mansarden im oberen Stock.

Nach dem Tode Otto Gottfrieds 1827 erbte sein Sohn Otto Ludwig das Gut. Dieser wandelte Neudeck in ein Majorat um, das er an den ältesten seiner vier Söhne, Albert, vererbte. Die übrigen drei Brüder, unter ihnen der jüngste, Robert, der spätere Vater Pauls von Hindenburg, schlugen eine Offizierskarriere im preußischen Heer ein. Albert heiratete 1830 eine reiche Erbin aus der Eylauer Gegend, Lina von Polenz auf Langenau. Nach dem Tode der beiden ging Langenau an ihren Sohn Günther und Neudeck an die Tochter Lina. Diese heiratete Paul von Hindenburgs Bruder Otto Ludwig († 1908). Paul von Hindenburg hielt sich gern in Neudeck auf, wo seine Eltern und Großeltern begraben waren. Nach dem Tode ihres Mannes war Lina alleinige Inhaberin von Neudeck.

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Marienwerder, zu dem Neudeck gehörte, am 11.07.1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Deutschland oder den Anschluss an Polen ab. In Neudeck stimmten 139 Einwohner für den Verbleib bei Deutschland, auf Polen entfielen keine Stimmen. Infolge der Abtretung Westpreußens kam Neudeck zu Ostpreußen und gehörte seit 1920 zu der Gemeinde Heinrichau, Kreis Rosenberg im Regierungsbezirk Westpreußen nahe der Grenze zu Polen.