Pharao

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Pharao war ein seit dem Neuen Reich verwendeter Titel für den König von Ober- und Unterägypten. Der Name geht auf das ägyptische Wort Per aa (großes Haus) zurück, ursprünlicht war es weder ein Herrschertitel noch ein Eigenname, sondern die Bezeichnung für den königlichen Palast oder Hof. Unter Thutmosis III. kam das Wort als Bezeichnung für die Person des Königs auf. Doch auch danach war das Wort Pharao selten Teil des offiziellen Protokolls und nicht die Regel.

In der Bibel werden mit Pharao anachronistisch alle Könige des Alten Ägypten bezeichnet. Auch viele Archäologen benutzten das Wort für alle ägyptischen Herrscher, obwohl der Titel "König" mindestens bis Siamun die korrekte Form wäre. Siamun war der erste Herrscher, der Per aa als Königstitel trug. Er regierte als sechster König der 21. Dynastie (Dritte Zwischenzeit).

Begriffsverwendung[Bearbeiten]

Neben der kompl. fünfteiligen Könitstitulatur führen altägyptische Texte auch weitere Beinamen des Königs auf. Sie sind innerhalb seiner Titulatur als auch außerhalb belegt: "der große Gott", "Herr der Kronen", "Herr der beiden Länder", "der vollkommene Gott", "Herr des Machens der Dinge (Kulthandlungen)", und "Herr der Sedfeste".

Ein Belegt dafür, dass sich ein Herrscher als Pharao sah, ist, dass er seinen Namen in eine Kartusche schrieb, die nur königlichen Namen vorbehalten war. Aber auch Königinnen und sogar Prinzessinen haben den Namen seit dem Ende der 12. Dynastie vereinzelt, später sogar regelmäßig den Namen in Kartuschen. Die Herrscher der 16. Dynastie, die nur auf Skarabäen belegt sind, tragen oft keine Kartusche, sind aber durch den Titel Netjer-nefer ("der vollkommene Gott") und Sa Ran ("Sohn des Re") deutlich als Herrscher zu identifizieren.

Lokalkönige aller altägyptischen Kleinstaaten während der 16. Dynastie und der Dritten Zwischenzeit, können zu Recht als Pharaonen bezeichnet werden, da sie meistens alle volle königliche Titulatur trugen. Manche dieser Herrscher - auch Gottesgemahlinnen, Hohepriester und lybischen Lokalfürsten - lassen sich Thronnamen zuweisen. Dies zeigt dass sie sich in der Tradition als größerer Herrscher sahen. Zudem sind die Ptolemäer nicht die letzten Pharaonen, im Prinzip zählen die römischen Kaiser ebenfalls zu den ägyptischen Pharaonen, da dieses Gebiet zu ihrem Herrschaftsbereich gehörte. Sie sind auch tlw. im Alten Ägypten hieroglypisch belegt.

Selbstverständnis des Königs (Pharao)[Bearbeiten]

Gottkönigtum[Bearbeiten]

Seit der frühdynastischen Zeit verstand sich der König (Pharao) als Sohn der Himmelsgottheiten. Er war zugleich ihr Bevollmächtigter, Abgesandter, Partner und Nachfolger. Die letztgenannte Gleichsetzung bezieht sich auf die Regierungszeit der Götter, die nach altägyptischer Mythologie zuvor auf der Erde herrschten. Die in der Vergangenheit öfter postulierte göttliche Identifikation mit Horus entspricht nicht der Quellenlage und dem Weltbild, das aus 3 Ebenen bestand. Vielmehr sah sich der König auf einer eigenen Ebene zwischen dem göttlichen Himmel und den auf der Erde befindlichen Menschen. Dem König wurde mit seiner Krönung das Amt des „göttlichen Horus“ übertragen. Dieser Vorgang manifestierte sich im Horusnamen. Damit übernahm der König als irdischer Herrscher das „väterliche Amt des Horus“ und galt ergänzend seit der 4. Dynastie als „Sohn des Re“.

Die Ägyptologie verwarf zwischenzeitlich das bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts vertretene Konzept, das den König mit einer Gottheit gleichsetzte, und definierte aufgrund der Quellenlage die Rolle des Königs in Übereinstimmung mit der altägyptischen Mythologie neu. Nur noch wenige Forscher berufen sich auf eine Göttlichkeit des Königs, beispielsweise der Alttestamentler Klaus Koch, ohne jedoch für diese Annahme Belege zu nennen. Die Sonderrolle kennzeichnete den König als „göttlichen Vermittler“, der die Pläne der Himmelsgötter an die Menschen weitergab und darauf achtete, dass der „göttliche Wille“ entsprechend umgesetzt wurde. Die „Göttlichkeit des Königs“ beschränkte sich daher auf sein Amt und bezog sich nicht auf ihn selbst. Somit erreichte der König nur in Verbindung mit seinem Herrscheramt einen göttlichen Status, ohne jedoch selbst mit einer Gottheit identifiziert zu werden. In der Ägyptologie wird in diesem Zusammenhang der Begriff „Gottkönigtum“ verwendet, der sich auf die im göttlichen Auftrag repräsentativen Tätigkeiten des Königs bezieht. Es bleibt unklar, ob sich die frühdynastischen Könige direkt auf die Gottheit Horus bezogen oder den Horusfalken nur als allgemeines „Symbol der fernen Himmelsgottheiten“ benutzten. Nach dem Tod des Königs (Pharao) trat dieser seinen Himmelsaufstieg an, um dort als vergöttlichter König „neu geboren im Verbund der anderen Gottheiten sowie Ahnen“ sein Amt ausüben zu können.

Im Rahmen seiner Amtsausübung trug der König verschiedenste Beinamen, beispielsweise „Vollkommener Gott“, in welchen die göttliche Sohnschaft mit dem Vorgang als wiedergeborener Reichsgott in der Gestalt des Königs zum Ausdruck gebracht werden sollte. Die von Ramses II. zusätzlich gebrauchte Bezeichnung „Großer Gott“ bezieht sich dagegen auf die Aufwertung des irdischen Königsamtes, das in der göttlichen Rangordnung unterhalb der Götter angesiedelt war. Ramses II. gab sich jedoch nicht damit zufrieden, als „weisungsgebundener Gottkönig“ ein „untergeordnetes Amt“ zu bekleiden, weshalb er in seiner Amtsphilosophie den Versuch unternahm, durch entsprechende Beinamen das Königsamt auf eine den Göttern gleichberechtigte Ebene zu heben. Die „Gleichrangigkeitsbemühungen“ von Ramses II. konnten sich nicht durchsetzen, spiegeln aber die gescheiterten Gegenreaktionen von einigen Königen wider, die versuchten, die Wertigkeit des göttlichen Königsamtes zu erhöhen.

Göttliche Legitimation[Bearbeiten]

Die bei der Krönung „rituell aktivierte Göttlichkeit“ hinsichtlich des Königsamtes versetzte den König in die Rolle des irdischen Repräsentanten der Götter. Damit verbunden übergaben die Gottheiten „ihre Throne, lange Regierungsjahre und das Land Ägypten“, damit der König mit göttlichem Segen die Weltordnung Maat aufrechterhält und gegen ausländische Eroberer schützt. Aus dem zweiten Jahrtausend v. Chr. ist ein Text bekannt, der in zahlreichen Tempeln angebracht wurde und die göttliche Legitimation beschreibt:

Zitat
"Re hat den König eingesetzt auf der Erde der Lebenden für immer und ewig. (So ist er tätig) beim Rechtsprechen den Menschen, beim Zufriedenstellen der Götter, beim Entstehenlassen der Wahrheit und der Vernichtung der Sünde. Er gibt den Göttern Opferspeisen, Totenopfer den Verklärten." - Der König als Sonnenpriester

Verbot der Namensnennung des Königs (Pharao)[Bearbeiten]

Besonders markant ist das Verbot, den Namen (altägyptisch ren) von Gottheiten zu nennen. Derartige Tabus sind in der Ägyptologie für die alte ägyptische Religion nur sekundär und teilweise untersucht. Herodot berichtete über das Verbot, den Namen von Osiris in bestimmten Zusammenhängen öffentlich auszusprechen. In diesen Themenbereich gehört das Negativbekenntnis von Ramses VI., der sich rühmte, den Namen von Tatenen nicht ausgesprochen zu haben. Der Ritus, den Namen des Königs nicht zu nennen, sondern nur niederzuschreiben und zu lesen, ist öfter bezeugt; beispielsweise ausführlich im Mittleren Reich in der „Lehre eines Mannes für seinen Sohn“ und in Quellen, die „rechtes Verhalten gegenüber dem König“ thematisieren. Gründe für dieses Tabu sind wohl in der Ehrfurcht und Angst vor der jeweiligen Gottheit zu sehen, da durch öffentliches Aussprechen der Empfang negativer magischer Kräfte assoziiert wurde. Im Falle des Verbots der Namenaussprache des Königs dürfte als Hauptmotiv die Furcht vor magischen Folgen liegen, zu dem sich eine mögliche üble Nachrede durch Unvorsichtigkeit ergeben könnte. In diesem Zusammenhang steht das weitere Tabu-Umfeld, die „verborgenen und geheimen Namen bestimmter Götter“ zu nennen.