Prostitution

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Prostitution (von lateinisch prostituere „nach vorn/zur Schau stellen, preisgeben“) bezeichnet die Zurverfügungstellung sexueller Handlungen gegen Entgelt. Seit den 1970er-Jahren wird die Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt unter dem Begriff Sexarbeit subsumiert. Erfolgt die Prostitution unfreiwillig, ist es Zwangsprostitution.

Prostitution findet sich in allen Epochen und Kulturen. Die gesellschaftliche Bewertung unterliegt bis heute ungebrochen einem starken Wandel und wird von politisch-weltanschaulichen sowie religiösen Vorstellungen beeinflusst. In der Prostitution tätige Menschen, Prostituierte, gehören in vielen Kulturen einer sozialen Gruppe an, die bis heute von Menschenhandel, Gewalt, Ausbeutung, Diskriminierung, Stigmatisierung und Verfolgung bedroht ist. Über Jahrhunderte sind Prostituierte darüber hinaus der Gefahr von gesellschaftlichen und politischen Anfeindungen ausgesetzt gewesen, bis hin zur Kasernierung, Deportation und Ermordung. Wurden sie vielerorts wahlweise als Kriminelle oder als Opfer abgestempelt, gab es seit Ende des 19. Jahrhunderts einen Wandel in der öffentlichen Meinung. In westlichen Gesellschaften wenden sich seit dem späten 20. Jahrhundert Prostitutionsverbände und Amnesty International gegen Diskriminierung.

Geschichte[Bearbeiten]

Altertum[Bearbeiten]

Im Altertum, so zum Beispiel in Babylon und bei den Phöniziern in Tyros, existierte vor mehr als 3000 Jahren die sogenannte Tempelprostitution. Frauen vollzogen dort sexuelle Handlungen gegen „Geschenke“ an den Tempel oder Opfergaben für die Gottheit. Dies stand immer in einem kultischen Zusammenhang und galt als den Göttern wohlgefällig. Im Gilgamesch-Epos 6. Tafel Verse 5 bis 79 sieht Albert Schott eine Kritik an den Auswüchsen der kultischen Prostitution. Für die Zeit der griechischen Antike sind Prostituierte im heutigen Sinne bezeugt, also ohne sakralen Hintergrund. Die Griechen unterschieden zwischen der gewöhnlichen „Hure“ (πόρνη pórnē) und der „Gesellin“ (ἑταῖρα, Hetäre). Auch die Feldzüge Alexanders des Großen wurden von zahlreichen Prostituierten begleitet. Sowohl Männer als auch Frauen boten ihre sexuellen Dienste an, doch wie bei den Griechen wurde auch bei den Römern die Inanspruchnahme dieser Leistungen nur den Männern zugestanden. In Rom arbeiteten die frei geborenen Prostituierten zumeist auf dem Straßenstrich, Sklavinnen in „Pinten“ und Bordellen. Einblick in das Bordellwesen liefern insbesondere die Funde aus dem Lupanar in Pompeji.

Im Alten Testament wird das Gewerbe sowohl als kultische als auch als Erwerbsprostitution erwähnt. Die Prostitutionsverbote beziehen sich nur auf kultische Prostitution. Es wird als naheliegend angesehen, dass ein Witwer die Dienste von Prostituierten in Anspruch nimmt. Dies wird von Tamar, der Schwiegertochter Judas, ausgenutzt, die sich prostituiert, damit Juda die ihr vorenthaltene Leviratsehe an ihr vollzieht. Der dabei gezeugte Sohn Perez und seine Mutter Tamar werden im Neuen Testament als Vorfahren Jesu in seinem Stammbaum genannt Vorlage:Bibel. Neben Tamar findet sich mit Rahab noch eine weitere Frau im Stammbaum Jesu, die üblicherweise als Prostituierte gedeutet wird. Im Neuen Testament wird erzählt, dass Jesus mit allen gesellschaftlichen Außenseitern einen respektvollen Umgang pflegte, doch wird Prostitution in den Paulusbriefen verworfen, im christlich geprägten Weltbild dann in Verbindung gebracht mit Scham oder Sünde.

Die ersten schriftlichen Überlieferungen von Prostitution in Japan gehen auf das 8. Jahrhundert zurück, dürften aber viel weiter zurückreichen. Kurtisanen genossen Prestige und Anerkennung.

Mittelalter[Bearbeiten]

Die kirchliche Moral verurteilte die Prostitution; dennoch argumentierten einflussreiche Autoren wie Augustinus, es handele sich um ein „kleineres Übel“. Der Prostitution wurde eine Ventilfunktion für die sexuellen Bedürfnisse derer zugesprochen, die das mittelalterliche Heiratsrecht benachteiligte. Gerade im Spätmittelalter gab es in vielen deutschen Städten Bordelle, die im Besitz der Gemeinde waren – Prostitution war nicht nur geduldet, sondern institutionalisiert. Die Stadträte verpachteten die Bordelle an Hurenwirte, die sich verpflichteten, gewissen Auflagen nachzukommen, etwa Hygienebestimmungen oder Vereinbarungen über die Bezahlung der Huren. Neben dieser Sonderform der Prostitution im Spätmittelalter gehen Historiker von häufiger Gelegenheitsprostitution und fahrenden Prostituierten aus, insbesondere in ländlichen Gebieten. Im Mittelalter wurden Prostituierte in städtischen Frauenhäusern oder Privatbordellen nicht nur mit lateinischen Ausdrücken bezeichnet, sondern auch mit Umschreibungen wie „freie Frauen“, „freie Töchter“, „gemeine Frauen“ (gemeyn frauwen), „gemeine Weiber“, „Fensterhennen“ (vensterhennen), „Hübschlerinnen“, während man bei Prostituierten, die sich von Ort zu Ort bewegten, von „fahrenden Frauen“, „trippâniersen“ oder „soldiersen“ sprach.

Quellen[Bearbeiten]

  • Theodora Becker: Dialektik der Hure. Von der «Prostitution» zur «Sexarbeit». Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2023, ISBN 978-3-7518-2009-7.