Sunniten

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Die Sunniten (arab. ahl as-sunna, Leute der Sunna) bilden die größte Glaubensgruppe im Islam. Ihre Glaubensrichtung selbst wird als Sunnitentum oder Sunnismus bezeichnet. Die Bezeichnung ist von dem arabischen Wort Sunna (‚Brauch, Handlungsweise, überlieferte Norm, Tradition‘) abgeleitet. Die Sunniten sehen sich als diejenigen, die der sunnat an-nabī, der „Sunna des Propheten“ (Mohammed), folgen. Neben ahl as-sunna wird im Arabischen auch häufig der erweiterte Ausdruck ahl as-sunna wal-ǧamāʿa („Leute der Sunna und der Gemeinschaft“) verwendet. Wenn die Sunniten als Kollektiv der Schia gegenübergestellt werden, werden sie manchmal auch nur als as-Sunna („die Sunna“) bezeichnet. Im Bereich der Normenlehre und der Dogmatik gibt es unter den Sunniten mehrere Lehrrichtungen. Über die Frage, welche dogmatischen Lehrrichtungen dem Sunnitentum angehören, besteht unter den muslimischen Gelehrten allerdings keine Einigkeit. Die sunnitischen Glaubenslehren werden in verschiedenen Glaubensbekenntnissen dargestellt, die sich jedoch in Einzelheiten je nach dogmatischer Ausrichtung der Autoren unterscheiden.

Heute gelten die Schiiten als die wichtigste Gegengruppe zu den Sunniten, allerdings hat sich das sunnitische Selbstbewusstsein im Mittelalter nicht nur in Absetzung zu den Schiiten, sondern auch zu den Charidschiten, Qadariten und Murdschi'iten herausgebildet. Die Sunniten verstehen sich hierbei als „die gerettete Sekte“ (al-firqa an-nāǧiya) und die Mitte der Muslime. Seit Ende des 20. Jahrhunderts gibt es heftige Auseinandersetzungen zwischen den Aschʿariten und den Salafisten, die sich gegenseitig aus dem Sunnitentum ausschließen. Die Rivalität zwischen den beiden Gruppen wurde auch auf zwei Sunnitenkonferenzen im Jahre 2016 sichtbar: Während bei der Sunnitenkonferenz von Grosny im August 2016 die Takfīr betreibenden Salafisten, darunter auch die IS-Organisation, aus dem sunnitischen Islam ausgeschlossen wurden, fand wenige Monate später in Kuweit eine zweite Sunnitenkonferenz statt, bei der der Salafismus zur einzig wahren Form des Sunnitentums erklärt wurde.

Verbreitung[Bearbeiten]

Nach Schätzungen des Pew Research Center aus dem Jahre 2009 sind 87–90 % aller Muslime weltweit Sunniten. Sunniten stellen in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit der Muslime (siehe Liste der Länder nach muslimischer Bevölkerung), allerdings hat eine Umfrage des Pew Research Center von 2012 ergeben, dass die sunnitische Identität bei der muslimischen Bevölkerung nicht in allen diesen Ländern gleich stark ausgeprägt ist. Bei dieser Umfrage wurden Muslime aufgefordert, sich selbst einer der folgenden Kategorien zuzuordnen: „sunnitisch“, „schiitisch“ oder „etwas anderes“. Während sich in Jordanien, Bangladesch und Afghanistan, Türkei und Ägypten rund 90 % Prozent der Muslime als Sunniten betrachten, war dieser Anteil in Ländern wie Kasachstan (16%), Usbekistan (18%), Mali (20%), Indonesien (26%) und Nigeria (38%), die ebenfalls als Länder mit sunnitischer Bevölkerungsmehrheit gelten, erheblich geringer. Viele befragte Muslime lehnten es dort ab, sich einer speziellen konfessionellen Gruppe zuzuordnen, und sagten bei der Befragung von sich aus, dass sie „nur Muslime“ seien.

Die einzigen Länder, in denen die Sunniten auch statistisch nicht die größte muslimische Bevölkerungsgruppe stellen, sind Irak, Iran, Oman, Libanon, Aserbaidschan und Bahrain. Im Irak gehören fast zwei Drittel der Bevölkerung der Zwölfer-Schia an, doch gibt es auch Regionen wie das Sunnitische Dreieck im Nordwesten des Landes, in denen die Sunniten die Bevölkerungsmehrheit stellen. In Iran stellen die Sunniten ungefähr 9% der Bevölkerung. Die meisten Sunniten gehören den Volksgruppen der Kurden, Belutschen und Turkmenen an und leben in den nordwestlichen und südöstlichen Grenzregionen des Landes, allerdings gibt es auch unter den Persern und Arabern Sunniten. In Bahrain sind ca. 75% der Bevölkerung schiitisch, doch wird das politische Leben seit dem 18. Jahrhundert von wenigen tribalen sunnitischen Familien beherrscht.

Nach Angabe von REMID leben in Deutschland ungefähr 2,64 Millionen Sunniten. Nach dem Religionsmonitor 2017 der Bertelsmann Stiftung, die sich auf Befragungen von Muslimen stützt, liegt der Anteil der Sunniten unter den Muslimen in Deutschland bei 61%. Bei einer Gesamtzahl von 4,4 bis 4,7 Millionen Muslimen in Deutschland ergibt dies eine Gesamtzahl von 2,684 bis 2,867 Millionen Sunniten. In Österreich liegt der Anteil der Sunniten unter den Muslimen nach dem Religionsmonitor bei 64% (in absoluten Zahlen: ca. 320.000), in der Schweiz bei 51% (in absoluten Zahlen: 172.380). In Vereinigten Königreich liegt der Anteil der Sunniten bei 75 % (entspricht 2,25 Millionen), in Frankreich bei 52 % (entspricht 2,756 Millionen).