Taiwan unter japanischer Herrschaft

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Von 1895 bis 1945 war Taiwan eine der Kolonien des Japanischen Kaiserreichs. Die Expansion nach Taiwan war Teil der generellen japanischen Expansionspolitik in Richtung Süden während des späten 19. Jahrhunderts.

Die japanische Herrschaft in Taiwan wird als deutlich verschieden von jener in Korea oder anderen Teilen Asiens eingeordnet. Da Taiwan die erste japanische Kolonie war, wollten die Machthaber die Insel zu einer beispielhaften „Modellkolonie“ machen. Aus diesem Grund wurden große Anstrengungen unternommen, um Wirtschaft, Industrie, Infrastruktur und Kultur der Insel zu entwickeln. Allerdings hatte die japanische Herrschaft über Taiwan auch andere Seiten, etwa wurden taiwanische Frauen zur Prostitution als sogenannte Trostfrauen gezwungen.

Die Fehler des Kuomintang-Regimes nach dem Zweiten Weltkrieg führten zu einer gewissen Nostalgie bei den älteren Taiwanern, die beide Herrschaftsformen erlebten. Dies beeinträchtigte die Findung einer nationalen bzw. ethnischen Identität und verlangsamte den Übergang Taiwans in ein postkoloniales Zeitalter. Während die Japaner auf dem chinesischen Festland als rücksichtslose und brutale Invasoren des Japanisch-Chinesischen Krieges 1937–1945 in Erinnerung sind, die beispielsweise das Massaker von Nanking zu verantworten hatten, ist die Erinnerung an Japan bei den Taiwanern ambivalent. Mehr als 200.000 Taiwaner kämpften nach offiziellen Statistiken während des Zweiten Weltkrieges in der japanischen Armee. Der Übergang von der japanischen Herrschaft zur Herrschaft der Kuomintang, deren Führungskader fast ausschließlich vom chinesischen Festland stammten, wurde von vielen Taiwanern als der Wechsel von einer Fremdherrschaft zu einer anderen empfunden. Der verhältnismäßige Mangel von antijapanischen Gefühlen in der taiwanischen Gesellschaft wird von Überseechinesen und Festlandchinesen daher oft nicht verstanden.