Warschau

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Warschau ist seit 1596 die Hauptstadt Polens. Sie ist die flächenmäßig größte sowie mit über 1,75 Mio. Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des Landes. Als eines der wichtigsten Verkehrs-, Wirtschafts- und Handelszentren Mittel- und Osteuropas genießt Warschau große politische und kulturelle Bedeutung. In der Stadt befinden sich zahlreiche Institutionen, Universitäten, Theater, Museen und Baudenkmäler.

Sie liegt beidseitig an der Weichsel in der Woiwodschaft Masowien und stellt das Zentrum der zweitgrößten Agglomeration Polens mit rund 3,5 Mio. Einwohnern dar. Ihr Stadtgebiet gliedert sich in 18 Stadtbezirke, unter denen Śródmieście (Stadtmitte) die Innenstadt ausmacht und das UNESCO-Welterbe der wiederaufgebauten Warschauer Altstadt beherbergt.

Geographie[Bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten]

Die Stadt liegt an der mittleren Weichsel, im Urstromtal der Weichsel, sowie an der Mittelmasowschen Senke auf durchschnittlich 100 Metern über dem Meeresspiegel. Sie breitet sich beidseitig der Weichsel aus und liegt in etwa der Mitte zwischen den Karpaten und der Ostsee. Der historische Stadtkern liegt am linken, westlichen Weichselufer auf dem langgezogenen Weichselkliff Skarpa Wiślana, welches relativ steil etwa 15 bis 30 Meter über die Weichsel emporragt. Schon im 16. Jahrhundert verband eine der ersten Brücken in Europa mit einer Länge von mehreren hundert Metern die beiden Ufer. Dies begünstigte die Ausdehnung der Stadtbebauung auf das rechte Weichselufer, welches seit jeher den Namen Praga trägt. Im Stadtgebiet gibt es mehrere eiszeitliche Moränenhügel sowie von Menschenhand geschaffene Anhöhen. Die Weichsel ist im Gebiet von Warschau schiffbar. Die Stadt hat am rechten Weichselufer den Binnenhafen Żerań. Allerdings beschränkt sich der Schiffsverkehr auf kleinere Schiffe und Boote, da die Flusstiefe oftmals 3 Meter nicht übersteigt.

Klima[Bearbeiten]

Warschau befindet sich in der Übergangszone vom maritimen zum kontinentalen Klima. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8,5 °C. Der kälteste Monat ist Januar mit einer Durchschnittstemperatur von −1,9 °C und der wärmste ist Juli mit 19 °C. Die Sommer sind warm bis heiß, die Winter kühl und teilweise auch eisig kalt. Die Summe der jährlichen Niederschlagsmenge übersteigt nicht 550 mm. Eine dicke Schneeschicht ist in den Wintermonaten keine Seltenheit und die Gewässer in den Parkanlagen sowie die Weichsel können vollständig zufrieren.

Stadtgliederung[Bearbeiten]

Seit der letzten Verwaltungsreform im Jahre 2002 ist Warschau wieder eine einheitliche Stadtgemeinde, die gleichzeitig den Status eines Landkreises (polnisch Powiat) hat. Dieser Status ist in etwa mit einer kreisfreien Stadt in Deutschland vergleichbar. Vorher war Warschau ein aus mehreren unabhängigen Gemeinden (gminy) bestehender relativ loser Kommunalverband. Jetzt gliedert sich die Stadt in 18 Stadtbezirke (dzielnice), die einer gesamtstädtischen Verwaltung recht stark untergeordnet sind. Die meisten der neuen Bezirke sind aus den alten Gemeinden hervorgegangen, jedoch mit zwei Ausnahmen

  • Die alte Gemeinde Centrum wurde aufgelöst und in sieben Bezirke aufgeteilt. Hier kehrte man zu der Einteilung und Benennung zurück, die bis Anfang der 1990er Jahre existiert hatte und die weitgehend aus Vorkriegszeiten stammte
  • Die ehemalige Umlandgemeinde Wesoła wurde mit Inkrafttreten der Verwaltungsreform eingemeindet und bildet jetzt den gleichnamigen Bezirk der Stadt Warschau

Bezirke Warschaus

Geschichte[Bearbeiten]

Frühe Piastenzeit[Bearbeiten]

Die erste befestigte Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Warschau war das Stare Bródno im 9. Jahrhundert. Hier befanden sich eine Wallburg und ein Dorf. Diese Siedlung wurde Ende des 11. Jahrhunderts aufgegeben. Eine neue befestigte Anlage entstand im 12. Jahrhundert in Jazdów auf dem Weichselkliff am linksseitigen Weichselufer. Diese kleine Anlage war einer der Sitze der masowischen Herzöge. Es wird vermutet, dass sie in der Gegend des heutigen Ujazdowski-Schlosses lag und 1262 von den Litauern unter Mindaugas zerstört wurde. In der Nähe wurden weitere kleinere Ansiedlungen in Kamion, Gocław und Solec angelegt. Sie alle lagen im von westslawischen Stämmen besiedelten Gebiet Masowien, das im 10. Jahrhundert von dem polnischen Herzog Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten erobert wurde. Die wichtigste Stadt in Masowien war zu jener Zeit das ca. 100 km weichselabwärts gelegene Płock, das im 11. Jahrhundert für kurze Zeit die Hauptstadt Polens unter Władysław I. Herman war. Nach dem Tod von Bolesław III. Schiefmund wurde in Polen die Senioratsverfassung eingeführt, welche das Staatsgebiet unter den Söhnen Boleslaw III. Schiefmunds aufteilte und der jeweils Älteste das Seniorat über die Juniorherzöge hatte. Masowien wurde an dessen zweitältesten Sohn übergeben. Seit 1146 wurde Senior Bolesław IV., der die Linie der masowischen Piasten begründete und das Land von Płock aus regierte, Herr über diese Ländereien.

Senioratsverfassung[Bearbeiten]

Die Aufteilung Polens in Senioratsherzogtümer im Jahr 1188 schwächte das ganze Land, was zu zahlreichen Einfällen der Ruthenen und Litauer in Masowien führte. Daraufhin wurde der Handelsweg, der vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee verlief, vom westlichen Bug auf das linke Weichselufer verlegt. Dies führte zu einer wirtschaftlichen Blüte der Warschauer Siedlung Jazdów, in der die masowischen Herzöge eine ihrer Burgen errichteten. Jazdów wurde jedoch 1262 von den Litauern zerstört, sodass die Bewohner ihre Siedlung drei Kilometer weiter nördlich auf dem Gebiet der heutigen Warschauer Altstadt errichteten. Der Herzog von Masowien Bolesław II. Mazowiecki gab die Burg in Jazdów (heute befindet sich dort das Ujazdowski-Schloss) ebenfalls auf und errichtete ein Schloss innerhalb der Altstadt (das heutige Warschauer Königsschloss). Sein Hauptsitz blieb aber Płock. Zwischen 1281 und 1321 wurde Warschau urkundlich öfters erwähnt. Die Lokationsurkunde ist aber nicht mehr erhalten. Im Jahr 1334 verlieh Trojden I. Warschau das Kulmer Stadtrecht und viele Kaufleute aus Thorn siedelten sich in der Stadt an. 1339 fand in Warschau ein bedeutender Rechtsstreit zwischen Kasimir III. von Polen und dem Deutschen Orden statt. Im Jahr 1356 wurde durch Siemowit III. das erste Kloster des Augustiner-Ordens in Warschau gegründet. Zu dieser Zeit entstanden die meisten Gebäude in der Altstadt, allen voran die gotische Johanneskathedrale und das Schloss der masowischen Herzöge, das spätere Königsschloss.