Deismus

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Als Deismus („Gotteslehre“, von lateinisch deus „Gott“) bezeichnet man eine Religionsauffassung, nach der nur Vernunftgründe, nicht die Autorität einer Offenbarung, zur Legitimation theologischer Aussagen dienen können. Die deistischen Gottesvorstellungen sind allerdings sehr unterschiedlich. Im engeren Sinne sind Deisten diejenigen, die das Göttliche als „Ursprung alles Seienden“ annehmen, konkretes göttliches Eingreifen aber als „nicht begründbar“ ansehen. Im weiteren Sinne wird der Deismus als freidenkerische Glaubensströmung im Zeitalter der Aufklärung angesehen.

Begriffsbestimmung[Bearbeiten]

Die Begriffe „Deismus“ und „Deist“ kamen um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Frankreich auf. Es handelt sich um gelehrte Wortbildungen durch Ableitung aus dem Lateinischen. Der älteste Beleg stammt aus der Instruction Chrestienne, die der Reformator Pierre Viret im Jahr 1564 in Genf veröffentlichte. Verbreitung fanden die Begriffe dann vor allem in Großbritannien. Im Deutschen ist Deist erstmals 1683 bezeugt, Deismus ab 1711.

Die Gemeinsamkeit mit dem „Theismus“ besteht darin, dass beide einen Gott annehmen, der die Schöpfung vollzogen hat. Der Unterschied besteht im weiteren Verhalten Gottes: Während der Deismus annimmt, dass Gott nicht weiter in die Welt eingreift, nimmt der Theismus an, dass Gott jederzeit als Kausalursache in die Welt eingreifen kann. Für Deisten gibt es keine Wunder (ein Ereignis, das den Naturgesetzen widerspricht) und letztlich auch keine Offenbarung. Ein Einfluss nehmender Gott wie zum Beispiel im Buch Hiob stünde ferner im Gegensatz zum freien Willen des Menschen. Der Deismus postuliert eine völlige Trennung von Gott und Welt; der Pantheismus dagegen nimmt an, dass Gott und Welt letztendlich eine Einheit bilden.

Geschichte[Bearbeiten]

Zahlreiche Vordenker der Aufklärung verbreiteten eine Form des Deismus. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) sprach von Gott als einem Uhrmacher, der das von ihm hergestellte perfekte Uhrwerk in Gang setzte, welches seitdem von selbst weiterläuft. John Locke, einer der Hauptvertreter des Empirismus, begründete einen natürlichen Gottesglauben, christlich konnotiert, mit Wahrnehmungen und Nachdenken. Voltaire vertrat einen toleranten rationalistischen Gottesglauben, Jean Jacques Rousseaus natürliche Religion gründete nicht auf Offenbarungen und Büchern, sondern seine Gotteserkenntnis ergab sich aus eigener Erfahrung und Vernunft (raison).

Neben religionsphilosophischen Überlegungen seit der Antike hat der Deismus als wichtige Quelle den Antitrinitarismus oder Unitarismus, der im 17. Jahrhundert als „Sozinianismus“ in Europa weit verbreitet war. Siegfried Wollgast bezeichnete den Sozinianismus als „direkten Vorläufer“ des Deismus.