Geschichte Norwegens

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Die Geschichte Norwegens umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des Königreiches Norwegen von der Urgeschichte bis zur Gegenwart.

Geschichte Norwegens bis zu Harald Hårfagre[Bearbeiten]

Der Beginn der Besiedlung Norwegens wird auf etwa 10.500 v. Chr. angesetzt. Zu dieser Zeit war die Westküste bereits eisfrei. Steinwerkzeuge, die auf Rennesøy gefunden wurden, werden auf 10.000 v. Chr. datiert. Diese Werkzeuge bestehen in der Regel aus Flint. Die Bewohner waren nicht sesshafte Jäger und Sammler. Der älteste bekannte Wohnplatz liegt in Blomvåg in der Kommune Øygarden in Vestland mit Artefakten, die auf etwa 10.500 v. Chr. datiert werden.

Um 9000 v. Chr. wird der Fosna-Komplex (als Sammelbegriff für die ältesten Einzelkulturen Norwegens) angesetzt, der bis etwa 4500 v. Chr. dauerte. Er ist benannt nach dem Fundort Fosna bei Kristiansund. Parallel dazu entstand im hohen Norden die Komsa-Kultur, benannt nach dem Fundort Komsa bei Alta. Um diese Zeit begannen auch die Felsritzungen. Aus ihnen ist zu entnehmen, dass die Verwendung von Booten früh begann.

Im Spät-Mesolithikum (etwa 7500 v. Chr.) kamen Äxte aus Diabas auf. Um 7000 v. Chr. setzte für etwa 3000 Jahre eine Warmzeit ein, die die Waldgrenze nach oben verschob, so dass die Jäger in höhere Regionen nachwandern konnten. Es sind in dieser Region über 1000 Wohnplätze aus der Zeit vor 4000 v. Chr. bekannt. Aus der Zeit 5000 v. Chr. ist am Varangerfjord eine Variante der Kammkeramik-Kultur gefunden worden. An der Küste scheint man sesshaft geworden zu sein. Der Ackerbau setzte im Südosten um 4000 v. Chr. ein. Aus dieser Zeit stammen die Scherben der Schnurkeramik und der Trichterbecherkultur. Eine umstrittene Theorie geht von einer Einwanderung aus dem Osten über das Weiße Meer und die Halbinsel Kola nach Finnmark aus.

Ab 3300 v. Chr. sind in Südostnorwegen Megalithgräber der Trichterbecherkultur (Dolmen von Rødtangen, Dolmen von Skjeltorp) nachgewiesen. Eine soziale Schichtung setzte ein. In Südnorwegen breitete sich die Streitaxtkultur aus. Die Motive der Felsritzungen wandelten sich von Jagdszenen zu Szenen der Landwirtschaft. Aber um 2500 v. Chr. scheint der Ackerbau systematisch wieder zu verschwinden.

Aus der Zeit um 2000 v. Chr. wurden die ersten Bronzegegenstände gefunden. In der skandinavischen Archäologie wird die folgende Zeit als Metallzeit bezeichnet. Es wurden weiterhin Steinwerkzeuge benutzt, aber die Aristokratie verwendete vermehrt Bronzegegenstände als Statussymbole, aber auch Messing und andere Legierungen. Der Kernbereich der Funde liegt im Südwesten und die Verbindung zu Jütland kann als gesichert gelten. Der Ackerbau nahm wieder zu. Nun können auch Handelsverbindungen über große Entfernungen nachgewiesen werden. Sie enden aber in der Regel an der Ostküste, also im Oslofjord und bei Bohuslän.

Um 1000 v. Chr. löste die Feuerbestattung die bis dahin übliche Erdbestattung ab. Um 500 v. Chr. begann die Verwendung von Eisen. Der Bau von Booten in Kraweelbauweise verbreitete sich rasch.

Nach der Zeitenwende machte sich der Einfluss des römischen Reiches deutlich bemerkbar. Es kam wieder die Erdbestattung mit reichen Grabbeigaben auf. Waren aus Norditalien erreichten in größerem Umfang Norwegen. Die Völkerwanderung hat aber keine besonderen Spuren in Norwegen hinterlassen. Der Schiffbau machte Fortschritte durch die Verwendung von Eisennägeln. Auch der Geschmack änderte sich. Die Ornamentik wechselte von geometrischen Formen zur Tierornamentik. Die regen Handelskontakte rund um die Nordsee machten die Nordsee zum germanischen Binnenmeer. Die Grabbeigaben wurden mit der Zeit immer üppiger, die Beigabe von Waffen in bestimmten Kreisen die Regel. Der Nordweg von der Südspitze Norwegens an der Küste entlang bis zum Hohen Norden wurde zur Hauptverkehrsader. Der Karmsund als einzige Durchfahrtsstelle bei Haugesund wuchs in eine Schlüsselposition hinein. Ein Häuptling auf Karmøy kontrollierte den Verkehr. Wahrscheinlich hat der Kontakt mit der römischen Kultur zur Entwicklung der Runenschrift geführt. Die älteste Runenschrift wird auf 200 n. Chr. datiert. Die Schrift wurde regulär bis Ende des 7. Jahrhunderts benutzt.

Während vorher die führenden Persönlichkeiten nach ihrer Abstammung bestimmt wurden, machte sich nun ein neuer Herrschertyp bemerkbar, der sich als König bezeichnete und nach seiner Tüchtigkeit bestimmt wurde: Es waren die Heer- und Seekönige, die nicht über ein Gebiet, sondern über eine Mannschaft für die Zeit einer bestimmten Unternehmung die Befehlsgewalt ausübten. Mit der Verbesserung der Verkehrsmöglichkeiten wurden die Verbindungen der Häuptlinge untereinander immer weitläufiger, und Heiraten auch über größere Entfernungen waren keine Seltenheit mehr. Dies wurde auch durch die Sitte gestärkt, Söhne anderen Häuptlingen zur Erziehung anzuvertrauen. 551 n. Chr. berichtete Jordanes in seinem Werk De origine actibusque Getarum erstmals von norwegischen Stämmen.

Um 550 brach die Prosperität plötzlich ab. Eine, wenn auch nicht allgemein anerkannte Erklärung ist eine Epidemie, die im 6. Jahrhundert auch das übrige Europa heimsuchte. Hier wird die Periodengrenze zwischen der Älteren und der Jüngeren Eisenzeit angesetzt, die sich dann bis zur Wikingerzeit im 9. Jahrhundert erstreckte. Es werden eine Reihe kultureller Veränderungen identifiziert: Die Ornamentik weitete sich zum Flechtwerk aus, die Bewaffnung wurde der fränkischen Bewaffnung angeglichen, die Sprache änderte sich zum bekannten Norrøn hin, indem lange Wörter mit Prä- und Suffixen aufgelöst wurden, und die Grabbeigaben wurden spärlicher, seitdem die Awaren die Verbindungen nach Byzanz gekappt hatten.

Diese Periode war die Zeit, als sich einige Familien zu einer lokalen Aristokratie aufstiegen und Kleinkönige die Kontrolle über mehrere Dörfer oder ganze Bezirke hatten. „Die Zeit der Kleinkönigreiche“ beschreibt die zwei Jahrhunderte vor der Wikingerzeit. Ab dem 7. Jahrhundert nahm die Verbindung zu Mitteleuropa wieder zu, die Landwirtschaft erlebte eine neue Blüte und die Bevölkerung wuchs. Die Eisenproduktion wurde effektiver und nahm sprunghaft zu. Mächtige Grabhügel aus dieser Zeit künden vom Aufschwung bei den führenden Geschlechtern. Allerdings hat die in dieser Zeit neu aufblühende festländische und englische Stadtkultur in Norwegen keine Parallele. In dieser Zeit entstanden die ersten Kleinreiche: Ringerike, Romerike, Hadeland und Hedmark, und es entstand ein großer Rechtsverband in Trøndelag.

In die Mitte des 8. Jahrhunderts wird der Beginn der Wikingerzeit angesetzt. Der Wikinger war Handelsmann und Krieger. Die Quellen berichten naturgemäß mehr über die kriegerischen Unternehmungen als über Handelsfahrten. Über die Ursache für die großen Raubzüge gibt es verschiedene Theorien: Bevölkerungsdruck und die Möglichkeiten, die die inzwischen entwickelten Schiffe boten. Die Raubzüge zogen sich bis zur portugiesischen Küste hin. Wikinger ist ein Sammelbegriff für skandinavische Seeräuber, die mit Beute heimkehrten. Es handelte sich im Westen um Dänen und Norweger. Später blieben die Wikinger auch vor Ort. Zunächst überwinterten sie nur; dann aber ließen sie sich auch dauerhaft nieder. Ab diesem Zeitpunkt spricht man von normannischer Besiedlung, wie in der Normandie, in England (Danelag) oder in Irland. Die Gesellschaft ist von Familienverbänden geprägt, die patriarchalisch ausgerichtet waren. Obgleich die Frau den Männern nicht gleichgestellt war, konnte sie Funktionen von Männern übernehmen, einen Hof führen oder ein Schiff ausrüsten und Fahrten unternehmen.

Die Zeit von Harald Hårfagre bis Magnus Barfot[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]

Die wichtigste Quelle zu dieser Zeit ist die Sagaliteratur des 12. und 13. Jahrhunderts. Ihre Zuverlässigkeit ist Gegenstand der Sagakritik und höchst umstritten. Die Verschriftlichung fand 300 Jahre nach den Ereignissen statt. Sie wird heute mit den archäologischen Funden abgeglichen.