Hochgebirge

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Ein Hochgebirge ist eine aus der Ebene um mindestens 1.000 m Höhenunterschied herausragende Massenerhebung der Erdoberfläche (Gebirge) mit besonders ausgeprägten Geländeformen, deren natürliche Vegetation sich klar von der Umgebung unterscheiden lässt sowie in mehrere unterscheidbare Höhenstufen gegliedert werden kann.

Eine wissenschaftlich allgemein anerkannte Definition ist aufgrund vielfältiger Abweichungen und Besonderheiten nicht vorhanden. In den Geowissenschaften wird daher heute häufig auf verschiedene Definitionsansätze verwiesen.

Im Himalaya und Karakorum liegen die mit 8.000 m, 14 höchsten Gipfel der Erde. Alle über 7.000 m hohen Bergen liegen ebenfalls in Hochasien. Bei der 6.000 m-Marke kommen die amerikanischen Kordilleren dazu. Über 40 5.000 m hohe Berge gibt es in Amerika in Ostafrika 3 und im Kaukasus 2. Der Mont Blanc mit 4.810 m ist der höchste Berg Europas. Die Höhe des antarktischen Mount Vinson ist umstritten, möglicherweise e3rreicht auch er noch über 5.000 m. Das höchste komplett eisbedeckte Gebirge ist das Watkins-Gebirge im Osten Grönlands, das mit mehreren Gipfeln knapp unter der 3.700 m-Marke bleibt. Bezogen auf die Gesteinsmasse und den Höhenunterschied bis zum untermeerischen Fuß ist der Hawaiirücken mit dem Mauna Kea das größte Gebirge der Erde.

Sie verursachen immer von der jeweiligen globalen Klimazone abweichendes Gebirgsklima und Wettergeschehen und prägen zudem das Regionalklima des Umlandes: Je höher ein Gebirgszug, je näher an einer Küste und je größer die Barriere für die vorherrschenden Hauptwinde, desto weitreichender der Einfluss. So sind etwa die kanadischen Coast Mountains die Ursache für den gemäßigten Regenwald an den pazifischen Hängen, oder der Himalaya sorgt gleichsam für höhere Temperaturen in Indien und erhebliche Trockenheit in Zentralasien.

Die Unterschiede beim Klima, der Wasserversorgung, der Geländeform, den Böden und der Vegetation sind vielfältig, sie führen grundsätzlich zu einer vergleichsweise hohen Biodiversität in Hochgebirgen. Fast alle sogenannten Megadiversitätszentren der Erde mit mehr als 5.000 Gefäßpflanzen-Arten auf 10.000 km² liegen an feuchtwarmen Hochgebirgsabdachungen. In diesem Zusammenhang steht auch die große Zahl endemischer Arten, die nur jeweils in einem Gebirge vorkommen und sonst nirgends auf der Erde. Dies ist vor allem eine Folge eiszeitlicher Verlagerungen der Klimazonen, bei denen die Gebirge sowohl Rückzugsrefugien für Pflanzen- und Tierarten waren als auch Barrieren, die Arten und Gattungen räumlich voneinander trennten. Die Folge davon war ein erheblicher Einfluss auf die Artenbildung.

Häufig weisen Gebirgsregionen auch eine große kulturelle Vielfalt auf.

Hochgebirge gehören zu den großen Landformen, die das Makrorelief der Erde bilden. Unter der Meeresoberfläche werden solche Massenerhebungen als Meeresrücken bezeichnet.

Begriffsdefinition[Bearbeiten]

In der Geschichte der Hochgebirgsforschung wurde lange nach einer allgemeingültigen Definition für Hochgebirge gesucht. Sie ergab sich aus der Notwendigkeit, in Mitteleuropa die Alpen klar von den Mittelgebirgen zu unterscheiden, und sollte darüber hinaus ebenso alle Hochgebirge von der Arktis bis in die inneren Tropen, der ozeanischen Küstengebirge bis zu den Hochgebirgen der absoluten Trockenzonen sowie Vulkanen mit Hochgebirgscharakter, einschließen. Als wirkungsmächtig hatte sich dabei zuerst die Definition Carl Trolls erwiesen, die „eine rezente oder ehemalige Vergletscherung, eine Erhebung über die klimatische Waldgrenze und das Vorhandensein einer Solifluktionsstufe mit den geomorphologischen Prozessen der Frostverwitterung voraussetzte“.

Da die Definition Trolls nur den Bereich oberhalb der Waldgrenze, nicht aber den Gebirgsfuß, Polar- und Trockengebirge sowie Vulkane mit einschloss, wurden die Attribute von anderen Autoren weiter ergänzt. Auf folgende Kriterien wird heute Bezug genommen:

  • die Erhebung über die obere Waldgrenze
  • mehrere übereinanderliegende Vegetations-Höhenstufen
  • die erkennbare Wirkung jahreszeitlicher Bodengefrornis mit Frostsprengung, Strukturböden und Solifluktion
  • die Ausbildung einer periglazialen geomorphologischen Höhenstufe
  • eine rezente Vergletscherung oder Spuren quartärer Vergletscherung mit Karen, Trogtälern und Hängetälern
  • ein Gebirgszug, der sich aus Voll- und Hohlformen zusammensetzt und Reliefenergie von mehr als 1.000 m aufweist
  • eine weitgehende Aufzehrung von flachen Altformen
  • das Auftreten von Graten, Gipfelpyramiden und Hörnern
  • ein steiles Relief (mehr als 30°) mit aktiven Hangschutthalden
  • ein raues Gebirgsklima im Vergleich zum wärmeren tieferen Umland

Neben der Kennzeichnung eines Gebirgszuges als solchem bezeichnet der Begriff Hochgebirge auch nur die Hochgebirgsstufe, die die beiden an der Firngrenze geteilten Höhenstufen alpin und nival umfasst, und die oberhalb der Mittelgebirgsstufe (montan) beginnt.