Irische Sprache

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Die irische Sprache, Irisch oder Irisch-Gälisch, ist eine der drei goidelischen oder gälischen Sprachen. Sie ist also eng verwandt mit dem Schottisch-Gälischen und dem Manx. Die goidelischen Sprachen zählen zum inselkeltischen Zweig der keltischen Sprachen.

Laut dem 8. Verfassungsartikel ist Irisch „die Hauptamtssprache“ (an phríomhtheanga oifigiúil) der Republik Irland, „da sie die nationale Sprache ist“. Die Europäische Union führt Irisch seit dem 01.01.2007 als eine ihrer 24 Amtssprachen. Ungeachtet ihres herausgehobenen offiziellen Status hat die Sprache nur noch wenige muttersprachliche Sprecher. Kommunen in Irland, wo Irisch noch im täglichen Umgang gesprochen wird, werden als Gaeltacht offiziell ausgewiesen und gefördert, auch dort ist aber Irisch nicht unbedingt mehrheitlich in Gebrauch.

Geschichte[Bearbeiten]

Die Anfänge der irischen Sprache liegen zu großen Teilen im Dunkeln. Zwar ist das Irische unbestritten eine keltische Sprache, doch es ist umstritten, wann und auf welchem Weg es nach Irland kam. Die frühesten Zeugnisse des Irischen sind Inschriften in der sogenannten Ogham-Schrift. Sie wurde etwa vom 3. bis 6. Jahrhundert n. Chr. eingesetzt, eine sichere absolute Datierung ist jedoch nicht möglich. Ogham ist ein Alphabet, in dem die Buchstaben durch Gruppen von ein bis fünf Kerben (Konsonanten) oder Punkten (Vokale) bezeichnet wurden. Die Ogham-Schrift ist fast nur auf Steinkanten erhalten, wahrscheinlich wurde jedoch auch auf Holz geschrieben.

Gesichert ist damit soviel, dass zur Zeit der Ogham-Inschriften (also ab spätestens dem 4. Jahrhundert) in Irland Irisch gesprochen wurde. Diese früheste Sprachstufe wird als archaisches Irisch bezeichnet. Die Sprachprozesse, die sich prägend auf das Altirische auswirkten, das heißt Apokope, Synkope und Palatalisierung, entwickelten sich in dieser Zeit.

Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass das (keltische) Irisch eine zuvor in Irland gesprochene Sprache überdeckte und nach und nach ablöste, so dass es bis zur Annahme des Christentums im 4. und 5. Jahrhundert die alleinige Sprache auf der Insel war. Von der früheren Sprache sind keinerlei direkte Spuren erhalten, ihre Existenz ist aber in Form eines Substrateinflusses erschließbar.

Für die Antike sind auch Kontakte zum romanisierten Britannien nachweisbar. Aus dieser Periode stammen etliche lateinische Lehnwörter im Irischen, in denen meist die regionale Aussprache des Lateinischen in Britannien nachgewiesen werden kann. Weitere Wörter sind zur Zeit des Altirischen (600–900) mit den rückkehrenden peregrini nach Irland gekommen. Diese waren irische und schottische Mönche, die auf dem Kontinent meist missionierten und klösterliche Gelehrsamkeit betrieben. Dieser Gelehrtheit entspricht der hohe Grad an Standardisierung und Dialektlosigkeit des sehr flexionsreichen Altirischen, zumindest in seiner schriftlichen Form.

Seit den Einfällen der Wikinger ab Ende des 8. Jahrhunderts musste sich das Irische die Insel mit anderen Sprachen teilen, vorerst jedoch nur in geringem Umfang. Die Skandinavier ließen sich vor allem in den Küstenstädten als Händler nieder und assimilierten sich nach und nach in die irische Kultur. Die skandinavischen Lehnwörter stammen überwiegend aus den Bereichen Seefahrt und Handel, zum Beispiel Mittelirisch cnar „Handelsschiff“ < Altnordisch knørr; Mittelirisch mangaire „fahrender Händler“ < Altnordisch mangari. In dieser Zeit änderte sich die Sprache vom komplizierten und weitgehend standardisierten Altirischen zum grammatisch einfacheren und wesentlich diversifizierteren Mittelirischen (900–1200). Dies schlug sich unter anderem in der starken Vereinfachung der Flexionsformen (vor allem bei den Verben), dem Verlust des Neutrums und der Neutralisierung unbetonter Kurzvokale nieder.

Aus heutiger Sicht entscheidend war für das Irische der Einfall der Normannen ab 1169. Nicht zufällig spricht man ab etwa 1200 vom Frühneuirischen oder Klassischen Irisch (bis etwa 1600). Trotz der Unruhen zu Anfang des Zeitraums und der fortgesetzten Anwesenheit der Normannen im Lande ist diese Periode von sprachlicher Stabilität und literarischem Reichtum gekennzeichnet. Vor allem die Randgebiete im Westen und Norden waren zwar meist tributpflichtig, aber politisch und vor allem kulturell weitgehend unabhängig. Das Irische blieb dadurch vorerst die mit Abstand verbreitetste Sprache, lediglich für administrative Zwecke wurde bis ins 14. Jahrhundert das Französische verwendet, das Englische der neuen Siedler konnte sich nur um Dublin („The Pale“) und Wexford durchsetzen. Die Kilkenny-Statuten (1366), die englischstämmigen Siedlern den Gebrauch des Irischen verboten, blieben weitgehend wirkungslos. Allein der Umstand, dass sie eingeführt werden mussten, ist für die damalige Sprachsituation bezeichnend: Viele der ursprünglich normannischen oder englischen Familien übernahmen die kulturellen Gepflogenheiten des Landes teilweise oder vollständig. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wurden auch die Städte außerhalb des Pales wieder gälisiert, und im Laufe des 16. Jahrhunderts drang das Irische auch in den Pale hinein.

Auch die planmäßigen Ansiedlungen englischer und schottischer Farmer in Teilen Irlands im 16. und 17. Jahrhundert änderten die Situation erst einmal nicht wesentlich. Die Unterschichten sprachen meist Irisch, die Oberschichten Englisch oder Irisch. In jener Zeit begann jedoch wahrscheinlich der prozentuale Anteil der Irischsprecher an der Gesamtbevölkerung langsam zu schrumpfen. Als infolge politischer Unruhen die Reste des alten irischen Adels 1607 von der Insel flohen (Flucht der Grafen), wurde die Sprache völlig ihrer Verwurzelung in den Oberschichten enthoben. Sprachgeschichtlich ist hier der Beginn des Neuirischen oder modernen Irischen anzusetzen.

Der entscheidende Faktor für den Rückgang der Sprache im 19. Jahrhundert war der Hunger auf dem Lande. Dieser war verbreitet und gelegentlich katastrophal, besonders lang und intensiv während der Großen Hungersnot 1845–1849. Zwischen 1843 und 1851 reduzierte sich die Anzahl der Irischsprecher um 1,5 Millionen, von denen die Mehrzahl verhungerte, der Rest emigrierte. Dies bedeutet einen Verlust von mehr als einem Drittel, da die gesamte Anzahl von Irischsprechern zum Ende des 18. Jahrhunderts auf 3,5 Millionen geschätzt wird. Wer etwas erreichen oder in manchen Fällen auch nur überleben wollte, musste in die Städte oder ins Ausland (Großbritannien, USA, Kanada, Australien) abwandern – und Englisch sprechen. Da Eltern ihre Kinder häufig auf das Leben in der Stadt oder im Ausland vorbereiten mussten, schlug diese Entwicklung nach und nach auf die ländlichen Gebiete zurück. Das Irische wurde zumindest im öffentlichen Bewusstsein zur Sprache der Armen, der Bauern, Fischer, Landstreicher. Die Sprache wurde nun zusehends vom Englischen verdrängt. Wiederbelebungsmaßnahmen ab dem späten 19. Jahrhundert und vor allem ab der Unabhängigkeit Irlands 1922 (zum Beispiel unter Mitwirkung des Conradh na Gaeilge) sowie die bewusste Förderung des sozialen Status des Irischen konnten die Entwicklung nicht aufhalten, geschweige denn umkehren. Zu den auf die Sprachsituation wirkenden Negativfaktoren des späten 20. und des 21. Jahrhunderts zählen vor allem die zunehmende Mobilität der Menschen, die Rolle der Massenmedien und zum Teil fehlende enge soziale Netzwerke (fast alle Irischsprecher leben in engem Kontakt mit Englischsprechern). Heute wird nur noch in kleinen Teilen Irlands, und vereinzelt in den Städten, täglich Irisch gesprochen. Diese meist über die Nordwest-, West- und Südküste der Insel verstreuten Sprachinseln werden zusammenfassend Gaeltacht (auch einzeln so; Plural Gaeltachtaí) genannt.

Der irische Zensus von 2006 ergab 1,66 Millionen Menschen (40,8% der Bevölkerung), die behaupten, Irisch zu können. Davon sind im höchsten Fall 70.000 Personen Muttersprachler, von denen jedoch längst nicht alle täglich und in allen Situationen Irisch sprechen. Dem Zensus 2006 zufolge geben 53.471 Iren an, täglich irisch außerhalb der Bildungsanstalten zu sprechen. Beim Zensus von 2016 gaben 1.761.420 Iren an, Irisch sprechen zu können, was 39,8% der Landesbevölkerung entspricht. Trotz einer zunehmenden absoluten Sprecherzahl ging der prozentuale Anteil in der Bevölkerung leicht zurück. 73.803 gaben an, täglich Irisch zu sprechen, davon leben 20.586 (27,9%) in den Gaeltachtaí.

In den Städten ist die Sprecherzahl zunehmend, wenn auch auf weiterhin geringem Niveau. Das in den Städten vor allem von Kindern von Zweitsprachlern gesprochene Irisch unterscheidet sich oft vom „traditionellen“ Irisch der Gaeltachtaí und ist von Vereinfachungen in Grammatik und Aussprache geprägt, was das gegenseitige Verständnis beeinträchtigt. So wird beispielsweise die zur Pluralbildung nötige Unterscheidung von harten und weichen Konsonanten vernachlässigt, der Plural wird dementsprechend über andere Wege ausgedrückt. Die Grammatik und Satzstruktur wird vereinfacht und teilweise dem Englischen angepasst. Inwieweit sich dieses urban Irish der Standardsprache anpasst oder sich als eigenständiger Dialekt oder Kreolsprache entwickelt, ist Diskussion der Forschung.

Auch unter manchen Nachfahren der in die Vereinigten Staaten und andere Länder ausgewanderten Iren wird das Irische gepflegt. Vor allem mangels Gelegenheiten erreichen jedoch nur wenige von ihnen ausreichende Kenntnisse, um die Sprache über einige nostalgisch gepflegte Redewendungen hinaus gebrauchen zu können. Ein größerer Teil dieser Lernprozesse erfolgt über entsprechende Websites und auch die Teilnahme an Irischkursen in Irland.