Martin von Tours

Aus Twilight-Line Medien

Martin von Tours, lat. Martinus (* um 316/317 in Savaria, römische Provinz Pannonia prima, heute Szombathely, Ungarn; † 08.11.397 in Candes bei Tours im heutigen Frankreich), war der dritte Bischof von Tours. In der Tradition der katholischen Kirche ist er einer der bekanntesten Heiligen, obwohl er nie heiliggesprochen wurde. Er ist der erste, dem diese Würde nicht als Märtyrer, sondern als Bekenner zugesprochen wurde. Er wird auch in den orthodoxen, anglikanischen und evangelischen Kirchen als Heiliger verehrt.

Leben[Bearbeiten]

Martin, geboren wohl als Martinus, wuchs als Sohn eines römischen Militärtribuns in Pannonien im heutigen Ungarn auf. Die Jugend verbrachte er in Pavia, der Heimat seines Vaters in Oberitalien, wo er erstmals mit dem Christentum in Berührung kam. Im Alter von zehn Jahren wurde er in die Gruppe der Katechumenen, der Taufbewerber, aufgenommen. Widerwillig beugte Martinus sich dem Gebot des Vaters und schlug eine Militärlaufbahn ein. Als Sohn eines römischen Offiziers war er nach den Bestimmungen Diokletians gesetzlich zum Militärdienst verpflichtet. Im Alter von 15 Jahren wurde er zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. nach Mailand eingezogen, das zu der Zeit die Residenz der westlichen römischen Reichshälfte war.

Ab 334 war Martin als Soldat der Reiterei der Kaiserlichen Garde in Amiens stationiert. Die Episode der Mantelteilung ist in dieser Zeit angesiedelt. Die Gardisten trugen über dem Panzer die Chlamys, einen weißen Überwurf aus zwei Teilen, der im oberen Bereich mit Schaffell gefüttert war. In nahezu allen künstlerischen Darstellungen wird er allerdings mit einem roten Offiziersmantel (lat.: Paludamentum) abgebildet. An einem Tag im Winter begegnete Martin am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann. Außer seinen Waffen und seinem Militärmantel trug Martin nichts bei sich. In einer barmherzigen Tat teilte er seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte dem Armen. In der folgenden Nacht sei ihm dann im Traum Christus erschienen, bekleidet mit dem halben Mantel, den Martin dem Bettler gegeben hatte. Im Sinne von – „Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet … Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ – erweist sich Martin hier als Jünger Jesu.

Im Jahr 351 – also im Alter von 34 oder 35 Jahren – wurde Martinus von Bischof Hilarius von Poitiers getauft. Im Jahr 356 diente Martin unter dem späteren römischen Kaiser Julian im Kampf gegen die Alemannen. Julian zog ein Heer zusammen beim Heerlager der Civitas Vangionum, dem heutigen Worms, um den anrückenden Germanen zu begegnen. Hier verweigerte Martinus die Teilnahme an der Schlacht mit dem Hinweis, er sei von nun an nicht mehr miles Caesaris, ein Soldat des römischen Kaisers, sondern miles Christi, Soldat Christi, und bat um Entlassung aus dem Armeedienst. Es wurde ihm vorgeworfen, er verweigere den Dienst aus Feigheit, nicht aus Glauben. Darauf anerbot Martinus, er wolle dem Feind unbewaffnet entgegentreten. Am nächsten Tag ergaben sich die Germanen und es kam nicht zur Schlacht, so dass Martinus diese Probe erspart blieb. Er wurde darauf aus dem Heerdienst entlassen, nach Ableistung seiner 25-jährigen Dienstzeit im Alter von 40 Jahren.

Nachdem er nach seinem Militärdienst einige Zeit bei Hilarius von Poitiers gelernt hatte, zog er sich als Einsiedler auf die Insel Gallinara bei Alassio zurück. Bald aber folgten ihm viele Anhänger, sodass er dieses Leben wieder aufgab. Er reiste zu seiner Mutter nach Pannonien, die er zum christlichen Glauben bekehrte. Anschließend begab er sich erneut nach Gallien. Dort errichtete er 361 in Ligugé das erste Kloster des Abendlandes, die Abtei de Ligugé, die später ihm geweiht wurde. Im Jahre 375 errichtete er in der Nähe von Tours das Kloster Marmoutier – monasterium maius. Bald lernte er Liborius, den Bischof von Le Mans, kennen. Mit ihm verband ihn eine lebenslange Freundschaft, und er spendete dem sterbenden Liborius im Juni 397 das Sakrament der Krankensalbung.

Er verkörperte als asketischer Mönch das spätantike Ideal eines Bischofs oder Priesters. Als Nothelfer und Wundertäter wurde Martin schnell in der gesamten Touraine bekannt. Im Jahr 370 oder 371 wurde er zum Bischof von Tours geweiht. Statt in der Stadt zu leben, wohnte er lieber in den Holzhütten vor der Stadtmauer.

Er festigte die Christianisierung der Landbevölkerung durch die Zerstörung nicht-christlicher religiöser Stätten und die Errichtung von Kirchen und Klöstern, schreibt sein Biograph Sulpicius Severus in der Vita Sancti Martini: „Vor Martin gab es nur ganz wenige, eigentlich niemand, der in dieser Gegend den christlichen Glauben angenommen hatte. Durch seine Tugenden und sein Glaubensbeispiel ist der Glaube in einem solchen Maß gewachsen, dass es heute keinen Ort gibt, der nicht voll ist von Kirchen und Klöstern. Denn überall dort, wo er heidnische Kultstätten zerstörte, baute er Gotteshäuser und Klöster.“

Als Martin in Trier weilte, klagten die Gegner des häretischen Bischofs Priscillian von Ávila diesen in Trier bei Kaiser Magnus Maximus an. Auf Betreiben Martins beendete Maximus den Prozess, ließ ihn aber nach der Abreise Martins aus Trier wieder aufnehmen und Priscillian 385 zum Tode verurteilen. Als Martin von der Hinrichtung erfuhr, protestierte er bei Kaiser Maximus ebenso wie Ambrosius von Mailand und Siricius von Rom scharf gegen dieses Vorgehen.

Als Martin 386 nach Trier kam, um sich bei Maximus für zwei Anhänger des 383 getöteten Kaisers Gratian einzusetzen, verweigerte er den Bischöfen um Ithacius, die die Verurteilung Priscillians betrieben oder gebilligt hatten, die eucharistische Gemeinschaft. Auf Drohungen des Kaisers, sowohl mit der Verfolgung der priscillianischen Gruppen als auch rechtgläubiger, mit Martin verbundener asketischer Gruppen zu beginnen, ließ Martin sich bewegen, die eucharistische Gemeinschaft mit den beteiligten Bischöfen zumindest während der Bischofsweihe des Trierer Bischofs Felix wieder aufzunehmen.

Am 08.11.397 starb Martin im Alter von 81 Jahren auf einer Visite in Candes, einer Stadt seines Bistums. Er wurde am 11. November in Tours unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Am Sterbebett wird ihm der Satz zugeschrieben: mortem non timeo, vivere autem non recuso (den Tod fürchte ich nicht, weiter zu leben lehne ich aber nicht ab).