Modena

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Modena (deutsch veraltet Muden, lateinisch Mutina, im modenesischen Dialekt Mòdna) ist eine norditalienische Universitätsstadt mit 184.971 Einwohnern, am südlichen Rand der Po-Ebene gelegen und wenige Kilometer vom Fuß des Apennin entfernt. Die einstige Hauptstadt des Herzogtums Modena und Reggio ist heute eine moderne Industriestadt mit historischem Stadtkern (Centro Storico). Sie befindet sich in der Region Emilia-Romagna in der gleichnamigen Provinz Modena.

Die Universität (Università degli Studi di Modena e Reggio Emilia) mit Sitz in Modena und im nahen Reggio nell’Emilia wurde bereits 1175 gegründet. Daneben gibt es auch eine Akademie der Wissenschaften und der Kunst, ein geophysikalisches Observatorium, eine Militärakademie sowie einen botanischen Garten. Modena ist Sitz eines Erzbischofs.

Geschichte[Bearbeiten]

Modena hat seinen Ursprung in der etruskischen Siedlung Mutina. Sie wurde zu Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. von den keltischen Boiern erobert und kam während der Keltenkriege im Jahr 222 v. Chr. als Mutina in den Besitz der Römer, wobei deren Herrschaft jedoch in den ersten Jahren durch Aufstände der Boier und den Einfall Hannibals in Norditalien gefährdet war.

183 v. Chr. wurde Mutina durch Marcus Aemilius Lepidus Sitz einer römischen Kolonie in der Provinz Gallia cisalpina. Die römische Stadt lag unmittelbar südöstlich der modernen Stadt und befindet sich mehrere Meter unterhalb. Im Kaiserreich scheint die Stadt eine gewisse Bedeutung gehabt zu haben. Ihre Weingärten und Töpfereien werden von Plinius erwähnt, wobei letztere einen erheblichen Exporthandel betrieben. Das Territorium grenzte an das von Bologna und Regium, und im Süden scheint es bis zum Apenninenkamm ausgedehnt gewesen zu sein. Während der Bürgerkriege verharrte 78 v. Chr. Marcus Iunius Brutus innerhalb der Stadtmauern gegen Gnaeus Pompeius Magnus. 43 v. Chr. wurde der Ort während des Mutinensischen Krieges von Decimus Iunius Brutus Albinus, dem Octavian und die Konsuln Aulus Hirtius und Gaius Vibius Pansa Caetronianus Hilfe leisteten, erfolgreich gegen eine vier Monate dauernde Belagerung durch Marcus Antonius verteidigt (Schlacht von Mutina). Im 4. Jahrhundert verfiel Mutina allmählich.

Die Plünderungen Attilas, die Gotenkriege und die langobardische Periode ab (nach) 568 – 590 gelang Ostrom mit fränkischer Hilfe noch einmal die Rückeroberung – ließen es als zerstörte Stadt in einem Ödland zurück. Im 7. Jahrhundert wurde, vielleicht aufgrund einer schrecklichen Überschwemmung, 6 km nordwestlich an der Stelle des heutigen Cittanova eine neue Stadt gegründet, Città Geminiana.

Aber gegen Ende des 9. Jahrhunderts wurde Modena wieder aufgebaut und unter seinem Bischof Ludovicus befestigt. Als 1099 mit dem Bau der Kathedrale begonnen wurde, war die Stadt Teil der Besitzungen der Markgräfin Mathilde von Canossa. Aber als das Gebäude im Jahr 1184 von Lucius III. eingeweiht wurde, war die Stadt eine freie Kommune. In den Kriegen zwischen Friedrich II. und Gregor IX. stellte sie sich auf die Seite des Kaisers, wenn auch die päpstliche Fraktion stark genug war, um die Politik in Verwirrung zu stürzen. 1288 wurde Obizzo II. d’Este als Herr der Stadt anerkannt. Nach dem Tod seines Nachfolgers Azzo VIII. (1308) erhielt sie wieder ihre Unabhängigkeit als Kommune; um 1336 war die Este-Familie jedoch wieder an der Macht.

1452 wurde Modena zugunsten des Borso d’Este als Herzogtum Modena und Reggio konstituiert und von Ercole II. d’Este vergrößert und verstärkt. Bei der Einverleibung Ferraras in den Kirchenstaat 1598 wurde es herzögliche Residenz. Franz I. (1629–1658) errichtete die Zitadelle und begann den Palast, der von Franz II. wesentlich verschönert wurde. Rinaldo wurde bei den französischen Invasionen zweimal aus der Stadt vertrieben (1737). Im Gegenzug annektierte Modena 1737 die Grafschaft Novellara und stürzte die bisher dort regierenden, mit Frankreich verbündeten Gonzaga. Viele ihrer öffentlichen Gebäude verdankt die Stadt Franz III. (1737–1780), der enge Beziehungen zum Kaiserhaus Habsburg anknüpfte. Sein Sohn Ercole III. d’Este (1780–1796) ehelichte die Thronerbin des Doppelherzogtums Massa und Carrara und verband seine eigene Erbtochter Maria Beatrice mit einem Sohn der Kaiserin Maria Theresia von Österreich, Erzherzog Ferdinand von Österreich, dem Stammvater des Hauses Österreich-Este.

Das Territorium des Herzogtums Modena wuchs durch Anfall von Reichslehen wie folgt: 1527 Fürstentümer Carpi und Novi (vorher päpstlich, davor Pio), 1635 Fürstentum Corregio (vorher Corregio), 1711 Herzogtum Mirandola und Markgrafschaft Concordia (vorher Pico), 1737 Fürstentum Novellara (vorher Gonzaga) und 1743 Herzogtum Massa und Fürstentum Carrara (vorher Cibo).

Im Zuge der umwälzenden Französischen Revolutionskriege nützten dem letzten Este-Herzog jedoch diese Verbindungen nichts, 1796 wurden Stadt und Herzogtum Modena von den Franzosen besetzt und zunächst in die Cispadanische Republik umgewandelt, 1797 in die Cisalpinische Republik (Lombardei) einbezogen, die sich später zum napoleonischen „Königreich Italien“ verwandelte. Ercole III. d’Este starb 1803 im Exil in Treviso, das ihm aufgrund österreichischer Fürsprache als Entschädigung zugesprochene deutsche Herzogtum Breisgau und Ortenau regierte kurzfristig sein Schwiegersohn Ferdinand von Österreich bis 1805.

Nach dem Sturz Napoleons 1814 erhielt der älteste Sohn Ferdinands und Maria Beatrices, Franz IV. von Österreich-Este (1814–1846), die Stati Estensi zurück. Nach dem Tod seiner Mutter 1829 erbte er die Herzogtümer Massa und Carrara, sein Sohn fügte 1847 dem Staatenverbund noch das kleine Herzogtum Guastalla (vorher zu Parma) und Fivizzano (vorher zu Lucca) hinzu. Die Herrschaft Franz IV. war gegenüber Österreich teils unterwürfig, teils intrigant, innenpolitisch jedoch durchweg reaktionär und despotisch. Der Herzog versuchte vergeblich, durch die Ehe mit einer sardischen Prinzessin und die Bekämpfung des dortigen als liberal geltenden Thronfolgers Karl Albert, des Stammvaters der späteren Könige von Italien, selbst zum König von Sardinien aufzusteigen. Beim Ausbruch der Julirevolution 1830 wiederum soll Franz IV. kurzfristig geneigt gewesen sein, die revolutionäre Bewegung in Modena zu ermuntern und für seinen dynastischen Ehrgeiz auszunutzen. Doch kaum hatte die österreichische Armee den Aufständen in Mittelitalien ein Ende gesetzt, kehrte er zu seiner früheren Politik zurück und ließ jene Führer der modenesischen Liberalen, mit denen er zuvor heimlich verhandelt hatte, hinrichten.

Sein Sohn und Nachfolger Franz V. Ferdinand (1846–1859/60) folgte im Wesentlichen der Politik seines Vaters. Nachdem er im März 1848 durch die Revolution zum Verlassen seiner Länder gezwungen wurde, kehrte er im August 1849 unter dem Schutz österreichischer Truppen zurück und führte ein unbarmherzig reaktionäres, weithin verhasstes Regime. Im Juni 1859 – nach der Niederlage Österreichs in Italien gegen Frankreich und Sardinien – musste Franz V. endgültig flüchten, wobei er nicht vergaß, seine kostbarsten Kunstschätze und seine politischen Gefangenen mit sich nach Österreich zu nehmen. Im März 1860 wurden die modenesischen Staaten Teil des Königreichs Sardinien und gingen 1861 im Einheitsstaat Italien auf.

Als der gestürzte Herzog Franz V. 1875 kinderlos im österreichischen Exil verstarb, erbte sein Vermögen und den Titel eines „Erzherzogs von Österreich-Este“ der junge Erzherzog Franz Ferdinand (1863–1914), ein Neffe des österreichischen Kaisers Franz Joseph I., der seit 1896 Thronfolger von Österreich-Ungarn war und dessen Ermordung in Sarajevo im Juni 1914 den unmittelbaren Anlass des Ersten Weltkrieges bildete.

Eine Schwester Franz V., Maria Theresia von Modena († 1886), war die Gattin des letzten Thronanwärters der Bourbonen auf die französische Königskrone, des Grafen Heinrich von Chambord († 1883).