Rus

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Die Rus (ostslawisch Русь, historisch Роусь, Роусьскаѧ землѧ, griechisch Ρωσία Rossía, lateinisch Russia bzw. Ruthenia, im früheren deutschen Sprachgebrauch Russland, Ruthenien oder Reußen) ist ein historisches Gebiet in Osteuropa, das mehrheitlich von Ostslawen bewohnt war. Der Name stammt vom Volk der Rus ab, aus dem die Rurikiden-Dynastie hervorging, die das Gebiet ab dem 9. Jahrhundert unter ihrer Herrschaft vereinigte. Er wird heute überwiegend vom nordischen roðr für „Rudern, Rudermannschaft“ hergeleitet.

Im Frühmittelalter entstand die Kiewer Rus als bedeutendes Reich auf dem Gebiet der Rus, die nach der griechisch-orthodoxen Christianisierung der Rus im Jahre 988 eine Blütezeit im 11. Jahrhundert erlebte. Die einsetzende feudale Zersplitterung und Dezentralisierung begünstigte im 13. Jahrhundert die mongolische Invasion der Rus, in deren Folge Teile der Rus in den Machtbereich verschiedener äußerer Akteure gelangten. Nach der Abschüttelung der Herrschaft der Goldenen Horde entstand im Nordosten der Rus am Ende des 15. Jahrhunderts unter dem Moskauer Großfürsten Iwan dem Großen, einem Rurikiden, ein zentralisiertes und unabhängiges Russisches Reich, das vor allem mit dem Großfürstentum Litauen und später mit Polen-Litauen jahrhundertelang um die westlichen Gebiete der Rus stritt.

Das Wort Rus wird in der modernen russischen Sprache mittlerweile eher im historischen und poetischen Kontext verwendet. Für die Eigenbezeichnung des Landes wird ca. ab dem 17. Jahrhundert das griechische Pendant Rossija verwendet, wohingegen die Bezeichnung der russischen Sprache (русский язык) und der russischen Ethnie (русский народ) direkt von der Rus herkommt. Das Wort Rus steckt auch im Landesnamen Belarus (Weiße Rus). Noch bis ins 20. Jahrhundert ging das Ethnonym der Ukrainer auf die Rus zurück (Ruthenen, Kleinrussen).