Russische Sprache

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Die russische Sprache ist eine Sprache aus dem slawischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie. Mit insgesamt etwa 250 Mio. Sprechern, davon ca. 150 Mio. Muttersprachlern, ist sie eine der meistverbreiteten Sprachen Europas. Sie gilt als eine der Weltsprachen. Sie spielt die Rolle der Lingua franca im postsowjetischen Raum und hat in mehreren seiner Staaten den Status einer Amtssprache.

Die eng mit dem Belarussischen, Ukrainischen und Russinischen verwandte Sprache wird mit dem kyrillischen Alphabet geschrieben, wobei es bestimmte russische Erscheinungsformen gibt. Die russische Standardsprache beruht auf den mittelrussischen Mundarten der Gegend um Moskau. Sie ist die Originalsprache zahlreicher bedeutender Werke der Weltliteratur. Die Wissenschaft, die sich mit der russischen Sprache und der umfangreichen russischen Literatur beschäftigt, heißt Russistik.

Verbreitung[Bearbeiten]

Russisch wird von etwa 163,8 Mio. Menschen als Muttersprache gesprochen, von denen etwa 130 Millionen in Russland leben, weitere 26,4 Millionen in den GUS-Staaten und den baltischen Staaten, also in Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Weitere etwa 7,4 Mio. Menschen leben in Ländern mit starker Immigration aus Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion, vor allem in Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie den USA und Israel.

Es ist Amtssprache in Russland, Belarus (zusammen mit Belarussisch) und offizielle Sprache in Kasachstan (mit Kasachisch als Amtssprache) und Kirgisistan (mit Kirgisisch als Amtssprache). In der moldauischen autonomen Region Gagausien ist sie die regionale Amtssprache. In Tadschikistan genießt Russisch den offiziellen Status der „Sprache der zwischenethnischen Kommunikation“. Es ist auch eine der Amtssprachen in den separatistischen Regionen Transnistrien (zusammen mit Ukrainisch und Moldauisch), Südossetien (zusammen mit Ossetisch), Abchasien (zusammen mit Abchasisch), Arzach (zusammen mit Armenisch), Donezk und Lugansk. Dort ist es sowohl Muttersprache eines Teiles der Bevölkerung als auch Sprache eines großen Teils des öffentlichen Lebens.

Daneben gibt es russischsprachige Minderheiten in allen GUS-Staaten und im Baltikum sowie zum Teil erhebliche Zahlen von russischsprachigen Emigranten in westlichen Industrieländern. In Finnland ist Russisch mit 49.000 und damit knapp 1% Sprechern die größte Minderheitssprache. In Deutschland, wo die größte Zahl russischer Muttersprachler außerhalb der ehemaligen Sowjetunion lebt, ist Russisch mit rund drei Millionen Sprechern die nach Deutsch (und noch vor Türkisch) am zweithäufigsten gesprochene Sprache. In Israel bilden die etwa eine Million russischsprachigen Einwanderer etwa ein Sechstel der Bevölkerung und damit die drittgrößte Sprechergruppe nach denen des Hebräischen und Arabischen. In den Vereinigten Staaten leben über 700.000 russische Muttersprachler, jedoch gibt es in beiden Ländern viele deutlich größere Sprachminderheiten.

Die russische Sprache ist ebenso eine verbreitete Sprache für Wissenschaft, Kunst und Technik. Russisch ist die vierthäufigste Sprache, aus der Bücher in andere Sprachen übersetzt werden, und die siebthäufigste Sprache, in die Bücher übersetzt werden. 2013 war Russisch die zweithäufigste Sprache des Internets.

Geschichte[Bearbeiten]

Russisch entwickelte sich aus der altostslawischen (altrussischen) Sprache, die in der Kiewer Rus und ihren Nachfolgefürstentümern gesprochen wurde. Im späten Mittelalter spaltete sich diese aufgrund der politischen Teilung der Rus in die (ost-)russische und die ruthenische (westrussische) Sprache auf, die eine wichtige Rolle im Großfürstentum Litauen spielte. Im Gegensatz zum Ruthenischen wurde Russisch signifikant von der Liturgiesprache Kirchenslawisch beeinflusst und weist heute infolge dieser Entwicklung einige Gemeinsamkeiten mit südslawischen Sprachen auf. Im 18. Jahrhundert wurde die russische Literatursprache von Schriftstellern wie Antioch Kantemir, Michail Lomonossow und Wassili Trediakowski reformiert, im 19. Jahrhundert wurde sie vor allem vom Nationaldichter Alexander Puschkin geprägt und bekam ihr modernes stilistisches Gesicht.

Die russische Rechtschreibreform von 1918 änderte gewisse Aspekte der Schreibweise und beseitigte einige archaische Buchstaben des russischen Alphabets. Durch den Sieg im Zweiten Weltkrieg gewann die Sowjetunion erheblich an Prestige und weltpolitischem Gewicht, womit auch das Russische einen starken Bedeutungszuwachs und den vorläufigen Höhepunkt seiner Verbreitung erlebte. Russisch wurde in Ländern des Ostblocks als erste Fremdsprache an Schulen unterrichtet. Nach dem Ende des Realsozialismus ist die Bedeutung der russischen Sprache in Ostmitteleuropa stark gesunken. In den vergangenen Jahren ist jedoch wieder eine Tendenz hin zum häufigeren Erlernen der russischen Sprache feststellbar.

Alphabet[Bearbeiten]

Russisch wird mit dem russischen Alphabet geschrieben (russ. русский алфавит/russki alfawit oder русская азбука/russkaja asbuka), das dem (alt)kyrillischen Alphabet (russ. кириллический алфавит/kirillitscheski alfawit oder кириллица/kirilliza) entstammt.

Seit der letzten Rechtschreibreform im Jahre 1918 besteht das russische Alphabet aus 33 Buchstaben. Davon dienen 10 Buchstaben zur Wiedergabe der Vokale, und zwar: а, е, ё, и, о, у, ы, э, ю und я. Die übrigen 23 Buchstaben werden zur Wiedergabe von Konsonanten verwendet, wobei die Buchstaben ъ und ь nicht zur Nachbildung bestimmter, eigenständiger Laute, sondern als Indikatoren für die Härte oder Weichheit vorangehender Konsonanten dienen.