Sünde

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Sünde ist ein religiös konnotierter Begriff. Im christlichen Verständnis bezeichnet er den unvollkommenen Zustand des von Gott getrennten Menschen und seine falsche Lebensweise (d. h. das Übertreten von oder Herausfallen aus der göttlichen Gesetzesordnung). Diese Trennung kam, der biblischen Erzählung zufolge, durch den Sündenfall zustande (durch das Essen der Frucht „vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“). Die Sünde besteht nach christlichem Verständnis in einer Abkehr von Gottes Willen, im Misstrauen Gott gegenüber, im Zulassen des Bösen oder im Sich-verführen-Lassen. Bei Paulus erscheint die Sünde als eine Macht, die das Leben und das Zusammenleben bestimmt und die Menschen zu Sklaven ihrer Leidenschaften macht, denen sie entsprechend ausgeliefert sind.

Der Begriff Sünde bezeichnet des Weiteren die einzelne verwerfliche und daher sündige Tat (Verfehlung), die mit dem bösen Gedanken beginnt Vorlage:Bibel. Gedanken- und Tatsünden folgen aus der durch Unglauben verursachten Trennung (d. h. der Grundsünde). Böse Worte, verletzende oder unwahre Äußerungen also, sind nach biblischem Verständnis zu den Tatsünden zu zählen. Sünde kann auch als das Gegenteil von moralischer Verantwortung aufgefasst werden oder die Ursache für psychologisches Fehlverhalten sein.

Letztlich führt das In-der-Sünde-Bleiben dem christlichen Glauben zufolge zur Verurteilung im sogenannten Jüngsten Gericht Gottes, zu zweierlei Schicksal für Glaubende und Ungläubige: die Glaubenden kommen in den Himmel, die Ungläubigen in die Hölle.

Ein Tatbestand gilt als verwerflich bzw. schlecht, weil Gott ihn als Sünde kennzeichnet, zum Beispiel durch die Zehn Gebote. Durch Sünden kommen andere Mitmenschen und der Sünder selbst direkt oder indirekt zu Schaden. Somit ist der Sünder nicht nur durch die Übertretung selbst, sondern auch durch ihre Folgen mit einer Schuld behaftet. Im Judentum wurde in Jerusalem bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Darbringung von Opfern die Schuld gesühnt. Im Islam hingegen hat das Tieropfer seine Sühnebedeutung verloren (siehe unten, vgl. das islamische Opferfest). Im Christentum ist Jesus Christus das Opferlamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt, deshalb sind keine Tieropfer mehr nötig. Eng verbunden mit der Vergebung der Sünde sind das Bekennen und Bereuen derselben sowie die Buße als Abkehr von Fehlhaltungen und Fehlverhalten. Durch diese Reue und aufgrund der Heilstat Jesu Christi am Kreuz erfahren die Menschen Vergebung.

In anderen Religionen wird die Vergebung durch das Gnädigstimmen der Gottheit(en) erreicht (Verdienst, Selbsterlösung). Im Hinduismus und anderen vedischen Religionen werden unter Sünde Handlungen verstanden, die das Karma beeinflussen.

Umgangssprachlich wird unter „Sünde“ oft eine als falsch angesehene Handlung verstanden, ohne dass damit eine theologische Aussage impliziert wäre. In trivialisierter Form begegnet der Begriff beim Verstoß gegen Diätvorschriften („gegen die Linie sündigen“), Kleidermode-Ästhetikvorstellungen („Modesünde“) oder gegen Verkehrsregeln („Parksünder“).

Quellen[Bearbeiten]

  • Kevin Timpe: Sin in Christian Thought. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy, 2021.