Sklaverei in den Vereinigten Staaten

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Die Sklaverei in den Vereinigten Staaten bildet die Fortsetzung und Fortentwicklung der Sklaverei, die bereits in den 13 Kolonien bestand, aus denen 1776 die Vereinigten Staaten hervorgegangen sind. Die Kolonisierung Amerikas vom 16. bis 19. Jahrhundert ging mit einer Massenversklavung von Afrikanern einher, die in allen Teilen des dünn besiedelten Doppelkontinents als billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Dies betrifft nicht nur die britischen, niederländischen, schwedischen, französischen und spanischen Kolonien, aus denen später die USA entstanden sind, sondern in noch größerem Umfang Brasilien und die europäischen Kolonien in der Karibik. Auf dem nordamerikanischen Festland erlangte die Sklaverei jedoch Ausprägungsformen, die auf dem Doppelkontinent einzigartig waren.

Bereits der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg war im Wesentlichen mit Tabaklieferungen aus Plantagen Virginias nach Frankreich finanziert worden. Edmund S. Morgan nannte als zentrales Paradox der amerikanischen Geschichte, dass Freiheit und Gleichheit, eine Betonung der Klassenlosigkeit als zentrale amerikanische Werte, ganz wesentlich auf der Sklaverei und dem zugehörigen Rassismus beruhten. In England wäre hingegen die individuelle Freiheit stärker betont und die Sklaverei viel früher abgeschafft und bekämpft worden. Hingegen blieb dort die ständische/klassenspezifische Trennung deutlich stärker. “Racism made it possible for white Virginians to develop a devotion to the equality that English republicans had declared to be the soul of liberty.”, deutsch: „Rassismus erlaubte den weißen Virginianern, eine Hingabe an die Gleichheit zu entwickeln, welche die englischen Republikaner zur Seele der Freiheit erklärt hatten.“)

Übersicht[Bearbeiten]

Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeitserklärung 1776 gab es in den Vereinigten Staaten mehr als 460.000 Sklaven. Die nördlichen Bundesstaaten, in deren Wirtschaftsleben die Sklaven nie eine große Rolle gespielt hatten, begannen bald, die Sklaverei abzuschaffen – ein Prozess, der sich allerdings als langwierig erwies und in einigen Fällen erst 1865 abgeschlossen wurde. In den Südstaaten, wo die Sklaverei mit der expandierenden Wirtschaft unauflösbar verbunden war, wuchs die Zahl der Sklaven bis 1865 auf mehr als vier Mio. an.

Sklavenhaltung entstand auf dem nordamerikanischen Festland nicht erst mit der Ankunft der europäischen Kolonialherren; sie war bereits in manchen indianischen Kulturen üblich. Mit der Gründung der Kolonien im 17. Jahrhundert erlangte sie allerdings erstmals allgemeine Verbreitung. Einen steilen Aufstieg nahm die Sklaverei dann mit der Entstehung der Plantagenökonomie, die im 17. Jahrhundert in Virginia entstand und sich in den folgenden zwei Jahrhunderten immer weiter nach Süden und Westen ausbreitete. Da die dünn besiedelten Kolonien den wachsenden Bedarf nach billigen Arbeitskräften nicht aus eigenen Ressourcen decken konnten, wurden afrikanischstämmige Sklaven zunächst aus der Karibik, dann aber in immer größerer Zahl über die so genannte „Mittelpassage“ direkt aus Westafrika verschleppt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zerfiel die Plantagenökonomie in Virginia und North Carolina, dehnte sich dafür aber immer weiter in den amerikanischen Westen aus. Infolge dieser Verlagerung wurden Hunderttausende afroamerikanischer Sklaven aus dem Oberen Süden in den Tiefen Süden, besonders nach Alabama, Mississippi und Louisiana, verschleppt. Diese erzwungene Massenwanderung war für die Betroffenen kaum weniger traumatisch, als es für ihre Vorfahren die Verschleppung über den Atlantik gewesen war.

Ihr offizielles Ende fand die Sklaverei, die von Befürwortern in den Südstaaten euphemistisch oft als The Peculiar Institution (deutsch: „die besondere Institution“) bezeichnet wurde, mit der militärischen Niederlage der Konföderation im Sezessionskrieg (1865) und dem im selben Jahr verabschiedeten 13. Zusatzartikel zur Verfassung. Der Bedarf an billigen Arbeitskräften wurde sodann durch das Convict Lease-System aufgefangen, wodurch eine Vielzahl von Afroamerikanern bis ins 20. Jahrhundert hinein (in Alabama bis 1928) in einem System der Zwangsarbeit gehalten wurde.

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Kolonien ohne Plantagenwirtschaft[Bearbeiten]

Nieuw Nederland[Bearbeiten]

Die Ansiedlung afrikanischstämmiger Sklaven auf dem späteren Staatsgebiet der Vereinigten Staaten begann, als europäische Handelsgesellschaften Atlantische Kreolen, die auf ihren Schiffen als Seeleute, Dolmetscher und andere Fachkräfte mitgereist waren, aufs nordamerikanische Festland mitnahmen. Zunächst waren es vor allem Niederländer, die Kreolen in ihre überseeischen Kolonien mitbrachten. Viele davon waren freie Männer und Frauen, andere jedoch brachten die niederländischen Pioniere und Kaufleute als Sklaven mit. Da die Westindien-Kompanie große Not hatte, Nieuw Nederland mit Arbeitskräften zu bevölkern, beruhte die Wirtschaft dieser Kolonie mehr als in irgendeiner anderen nordamerikanischen Kolonie der Zeit auf der Arbeitsleistung von Sklaven. Im Jahr 1640 lebten allein in Nieuw Amsterdam, das zu diesem Zeitpunkt gut 300 Einwohner hatte, etwa 100 Menschen afrikanischer Abstammung. Als die Briten Nieuw Amsterdam 1665 übernahmen, lebten dort gut 300 Sklaven, die ein Fünftel der Bevölkerung der Stadt ausmachten. Die meisten Schwarzen in Nieuw Nederland arbeiteten beim Festungsbau, beim Warentransport, bei der Jagd und in der Landwirtschaft, wo sie oft Seite an Seite mit bezahlten Arbeitern eingesetzt wurden. Die schwarzen Sklaven dieser Zeit waren häufig hoch qualifiziert und hofften, sich in der noch undefinierten gesellschaftlichen Ordnung der Kolonie eine bessere Position als die eines Sklaven sichern zu können. Der größte Sklavenhalter der Kolonie war die Westindien-Kompanie, die stets nur an kurzfristigen Gewinnen interessiert war, nicht auf eine langfristige Ausbeutung von Sklaven setzte und diesen für ihr Leben darum große Unabhängigkeit ließ. Wenn sie ihr festgelegtes Arbeitspensum erfüllt hatten, konnten die Sklaven auf eigene Rechnung arbeiten, Handel treiben, Eigentum erwerben, Familien gründen, Gerichte anrufen, dem Militär beitreten und einen Platz im sozialen, kulturellen und religiösen Leben der Kolonie finden. Ein Großteil der kreolischen Sklaven in Nieuw Nederland sprach Niederländisch und bekannte sich zum reformierten Christentum. Der Historiker Ira Berlin hat für diesen Typ von Sklaven, die kreolischer Herkunft waren und in ihr weißes Umfeld relativ stark integriert waren, den Begriff „Charter-Generationen“ geprägt. Eine Freilassung von Sklaven war in Nieuw Nederland möglich, führte jedoch nicht zu einer vollen Emanzipation der Freigelassenen, sondern beinhaltete Klauseln, die es dem früheren Eigentümer erlaubten, über den ehemaligen Sklaven in beschränktem Umfang weiterhin zu verfügen. Als die Niederländer Nieuw Amsterdam 1664 den Briten überlassen mussten, hatte etwa ein Fünftel der Schwarzen die Freiheit erlangt.