Sezessionskrieg

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Der Sezessionskrieg oder Amerikanische Bürgerkrieg war der von 1861 bis 1865 währende militärische Konflikt zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen, in der Konföderation vereinigten Südstaaten und den in der Union verbliebenen Nordstaaten (Unionsstaaten).

Ursache war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen Nord- und Südstaaten, die vor allem in der Sklavereifrage zu Tage trat und sich seit etwa 1830 immer weiter vertieft hatte. Als Reaktion auf die Wahl des gemäßigten Sklavereigegners Abraham Lincoln zum US-Präsidenten traten im Winter 1860/61 die meisten Südstaaten aus der Union aus. Der Krieg begann am 12. April 1861 mit der Beschießung Fort Sumters durch die Konföderierten. Er endete im Wesentlichen mit der Kapitulation der konföderierten Nord-Virginia-Armee in Appomattox Court House am 09.04.1865. Die letzten Truppen der Konföderierten kapitulierten am 23.05.1865 im Indianerterritorium. Nach dem Sieg des Nordens wurden die Südstaaten im Rahmen der Reconstruction wieder in die Union aufgenommen.

Die wichtigsten Folgen des Krieges waren die Stärkung der Zentralmacht und die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den USA sowie die verstärkte Ausrichtung des Landes als Industriestaat.

Überblick[Bearbeiten]

Der Sezessionskrieg festigte und einte die Vereinigten Staaten nachhaltig und ebnete ihren Aufstieg zur Großmacht. Er gilt wegen seines totalen Charakters und zahlreicher technischer Neuerungen auf dem Schlachtfeld als der erste moderne, nach industriellen Maßstäben geführte Krieg der Geschichte. Es war die verlustreichste Auseinandersetzung, die je auf dem Boden der USA ausgefochten wurde; in ihm starben mehr Amerikaner als in jedem anderen Krieg, an dem das Land im Laufe seiner Geschichte beteiligt war. Der Bürgerkrieg ist noch heute im kollektiven Gedächtnis der Amerikaner präsent, besonders in den Südstaaten, auf deren Gebiet die Kämpfe fast ausschließlich ausgetragen wurden. Zahlreiche Denkmäler erinnern bis heute an Schlachten oder an militärische Führer.

Zu Beginn des Krieges waren sich beide Seiten nicht darüber im Klaren, wie lange der Krieg dauern könnte und mit welchen Mitteln und Strategien er geführt werden sollte. Erst nach der ersten, für den Süden siegreichen Schlacht bei Manassas begann der Norden ernsthaft mit der Aufstellung und Ausrüstung eines schlagkräftigen Heeres. Den Führern im Norden war bewusst geworden, dass der Krieg nicht schnell zu beenden sein würde.

Der Süden versuchte nach der Schlacht, die Grenzstaaten Kentucky und Missouri politisch und militärisch in sein Staatsgebiet zu integrieren. Diese Versuche wurden Ende 1862 ergebnislos eingestellt.

Im Osten versuchte die Union zunächst, mit dem Halbinsel-Feldzug die Hauptstadt der Konföderierten, Richmond, Virginia einzunehmen. Dies scheiterte am konföderierten General Robert E. Lee. Er nutzte seinen Erfolg in der Sieben-Tage-Schlacht und seinen Sieg in der zweiten Schlacht bei Manassas, um mit seiner Nord-Virginia-Armee nach Maryland einzudringen. Diese erste Invasion des Nordens endete mit der Schlacht am Antietam. Nach dieser Schlacht verkündete Lincoln die Emanzipationsproklamation, die alle Sklaven in den rebellierenden Staaten ab dem 1. Januar 1863 für frei erklärte, diejenigen in den bei der Union verbliebenen Sklavenstaaten dagegen nicht. Trotzdem machte der damit einhergehende moralische Vorteil des Nordens es Großbritannien und Frankreich unmöglich, zu Gunsten des Südens zu intervenieren. Vorrangiges Kriegsziel Lincolns blieb die Wiederherstellung der Union.

Die Nordstaaten besetzten 1863 die Hälfte Tennessees und eroberten den Verkehrsknotenpunkt Vicksburg, Mississippi. Damit war die Konföderation geteilt, da die Union den gesamten Lauf des Mississippi kontrollierte. Im Osten gelangen General Lee im Frühjahr einige spektakuläre Erfolge. Um die Union zu zwingen, Belagerungstruppen von Vicksburg abzuziehen, ein militärisches Patt herzustellen und dem Norden einen Verhandlungsfrieden abzuringen, nutzte er seine Siege für eine erneute Invasion Marylands und Pennsylvanias. Dieser zweite Invasionsversuch auf Nordstaatengebiet scheiterte in der Schlacht von Gettysburg. Die Niederlagen der Konföderierten bei Vicksburg und Gettysburg im Juli 1863 gelten als Wendepunkte des Krieges. Am Jahresende verlief die Frontlinie im Osten am Flüsschen Rappahannock in Virginia, im Westen war Tennessee geteilt und der Mississippi fest in der Hand der Nordstaaten. Die Eroberung des Mississippitales hatte bereits 1862 mit der Einnahme von New Orleans, Louisiana und Fort Donelson, Tennessee begonnen. Die Blockade der Häfen des Südens durch die Nordstaatenflotte zeigte erste Auswirkungen auf die Industrie und die Versorgung.

Präsident Lincoln ernannte 1864 General Ulysses S. Grant, den Sieger von Vicksburg, zum Oberbefehlshaber des US-Heeres. Grant ging auf dem östlichen und westlichen Kriegsschauplatz gleichzeitig in die Offensive. Der von ihm selbst geleitete Feldzug im Osten endete mit großen Verlusten und ohne eindeutiges Ergebnis im Stellungskrieg vor Petersburg, Virginia. Der von General William T. Sherman befehligte Atlanta-Feldzug im Westen führte schließlich zu dem für die Wiederwahl Lincolns dringend benötigten Sieg, der Eroberung Atlantas. Shermans anschließender Marsch zum Meer, quer durch Georgia und in die Carolinas, spaltete die Konföderation erneut und bedrohte Virginia mit der Hauptstadt Richmond nun auch von Süden.

Die Konföderierten unternahmen 1865 noch einmal verzweifelte Anstrengungen, die völlige Niederlage abzuwenden, aber die wirtschaftlichen Ressourcen zur Versorgung des Heeres und der Bevölkerung waren erschöpft – nicht zuletzt aufgrund der Kriegsführung General Shermans, der als Verfechter des totalen Krieges gilt. Die kampfkräftigste Armee der Südstaaten, die Nord-Virginia-Armee unter General Lee, kapitulierte am 09.04. bei Appomattox Court House vor den Truppen Grants. Die übrigen Armeen des Südens legten bis zum Sommer ebenfalls die Waffen nieder.

Nach der Beendigung des Krieges folgten der Wiederaufbau und die Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union, die „Reconstruction“, die 1877 endete. Mit dem 13. Verfassungszusatz, der am 18.12.1865 in Kraft trat, wurde ferner die Sklaverei auf dem gesamten Bundesgebiet endgültig abgeschafft. Langfristig hatte der Bürgerkrieg zur Folge, dass die Nordstaaten nun auch kulturell die Führungsrolle innerhalb der Union übernahmen. Die USA wandelten sich verstärkt zu einem zentral geführten, industriell geprägten Bundesstaat und legten die Grundlagen für den Wirtschaftsaufschwung des Gilded Age und ihre Weltmachtstellung im 20. Jahrhundert.

Ursachen[Bearbeiten]

Politische Gründe[Bearbeiten]

Vertreter beider Seiten verneinten später zwar mitunter, dass die Sklavereifrage der Grund für den Ausbruch des Bürgerkriegs gewesen sei. Sie hat aber maßgeblich dazu geführt, dass sich in Nord und Süd unterschiedliche Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme entwickelten, die dann zu wachsenden politischen und wirtschaftlichen Konflikten führten, die 1861 im Bürgerkrieg mündeten.

Die Gegensätze gehen auf die Staatsgründung der Vereinigten Staaten zurück. Die Sklaverei wurde durch die Verfassung dort geschützt, wo sie bereits existierte. Darüber hinaus rechnete die Verfassung bei der Bemessung von Sitzen im Repräsentantenhaus und Wahlmännerkollegium die Anzahl der Sklaven zu drei Fünfteln auf die Bevölkerungszahl an. Da nur volljährige weiße Männer stimmberechtigt waren, erhielten die Südstaaten somit ein Stimmgewicht, das deutlich über ihrem relevanten Bevölkerungsanteil lag.

Das schwierige Gleichgewicht beider Seiten geriet immer wieder in Gefahr, wenn ein neuer Staat der Union beitrat. Als 1820 Missouri und Maine in die Union aufgenommen werden sollten, einigten sich die Abgeordneten auf den Missouri-Kompromiss. Danach sollte die Sklaverei in allen neuen Staaten südlich der Missouri-Kompromiss-Linie erlaubt, nördlich davon mit Ausnahme Missouris jedoch prinzipiell verboten sein. Für die Gebiete östlich des Mississippi galt weiterhin die Trennung in Nord- und Südstaaten beiderseits der Mason-Dixon-Linie. Thomas Jefferson befürchtete, die Teilung des Landes durch die Missouri-Kompromiss-Linie könnte zur Zerstörung der Union führen.

Zitat
… this momentous question, like a fire bell in the night, awakened and filled me with terror. I considered it at once as the knell of the Union.

Übersetzung
… diese bedeutsame Frage alarmierte und verängstigte mich wie eine Feuerglocke in der Nacht. Mir kam sofort der Gedanke, das sei die Totenglocke der Union.

Das Gleichgewicht, das der Missouri-Kompromiss hergestellt hatte, wurde durch die großen Gebietsgewinne der USA im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg 1848 erneut in Gefahr gebracht. Zwar scheiterte mit dem Wilmot Proviso im Senat ein Versuch, die Sklaverei in den Gebieten, welche von Mexiko nach der Niederlage im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg an die Vereinigten Staaten abgetreten worden waren, zu verbieten, doch wurde schnell klar, dass weite Teile des Gebietes für Plantagenwirtschaft im Stile der Sklavenhalterstaaten klimatisch nicht geeignet waren. Kalifornien trat der Union 1850 als Staat ohne Sklaverei (free state) bei. Dies brachte den sklavereifreien Staaten nicht nur eine Mehrheit von 32 zu 30 Stimmen im Senat, sondern schob auch der Ausdehnung der Sklaverei bis zum Pazifik einen Riegel vor. Im Kompromiss von 1850 brachte Senator Henry Clay aus Kentucky noch einmal einen Ausgleich zustande: Im übrigen Territorium, das Mexiko im Vertrag von Guadalupe Hidalgo abgetreten hatte (die späteren Staaten New Mexico und Arizona), sollte die Sklaverei erlaubt sein. Überdies verpflichtete der Fugitive Slave Act die Behörden der Nordstaaten, entflohene Sklaven in den Süden zu überstellen. Im Gegenzug wiederum wurde der Sklavenhandel im District of Columbia verboten.

Der Konflikt spitzte sich erneut zu, als absehbar wurde, dass im Süden nur noch Florida, im Norden jedoch drei weitere Staaten der Union beitreten würden. Als die Mehrheit des Kongresses 1854 mit dem Kansas-Nebraska-Gesetz den Missouri-Kompromiss aufhob, schaukelte sich der Konflikt hoch. Immer häufiger kam es zu Ereignissen, die die Nation in Nord und Süd polarisierten. Dazu gehörten vor allem der offene Bürgerkrieg in Kansas, das Aufsehen erregende Dred-Scott-Urteil des Obersten Bundesgerichts von 1857, nach dem Schwarze keine „Rechte hätten, die der weiße Mensch respektieren müsste“, und der Versuch des Abolitionisten John Brown, im Jahr 1859 durch einen Überfall auf ein Depot des Heeres in Harpers Ferry einen Sklavenaufstand auszulösen. Die Frage, ob die Sklaverei aus wirtschaftlichen Gründen grundsätzlich zulässig sein oder aus moralisch-religiösen Gründen langfristig abgeschafft werden sollte, sorgte dauerhaft und in zunehmendem Maß für Konfliktstoff.

Aus Sicht des Südens ging es in dem Konflikt allerdings nicht nur um die Sklavenfrage, sondern allgemein um die Rechte der Einzelstaaten (States' rights) gegenüber dem Bund. Verfechter der Sezession vertraten die These, die Einzelstaaten hätten mit dem Beitritt zur Union nicht ihre Souveränität aufgegeben und könnten die USA daher jederzeit wieder verlassen. Zudem dürfe die Union keinem Einzelstaat ein bestimmtes Gesellschaftssystem vorschreiben. Ein Einzelstaat habe vielmehr das Recht, ein gegen seine Interessen verstoßendes Bundesgesetz auf seinem Gebiet zu annullieren (Nullifikationsdoktrin). Hätte dies nicht schon bei der Gründung der Union gegolten, die in der Verfassung von 1787 das Eigentumsrecht auf Sklaven ausdrücklich garantierte, wären die Südstaaten, so hieß es nun, ihr niemals beigetreten. Nach Meinung der Südstaaten verstießen demnach die Nordstaaten mit der Kritik an der Sklaverei und mit sonstigen Eingriffen in die Gesetze der Einzelstaaten fortlaufend gegen den Geist der Verfassung und gefährdeten so den Bestand der Union. Denn verweigere der Bund die Nullifikationsdoktrin, so bliebe dem Staat als legitimer Ausweg die Sezession.

Historiker wie James M. McPherson weisen allerdings darauf hin, dass die Sklaverei eng mit dem Argument der „Rechte der Einzelstaaten“ verknüpft war: Die states’ rights seien in Wahrheit immer viel mehr ein Mittel zum Zweck als ein eigentliches Prinzip gewesen, und seit dem Ende der Nullifikationskrise war dieser Zweck vor allem die Erhaltung der Sklaverei im Süden. Ähnlich konstatiert Brian Holden Reid: „Ohne das Problem der Leibeigenschaft […] hätte es keinen Krieg gegeben. […] Der Nachdruck, mit dem man im Süden die „Rechte des Staates“ betonte, war im Wesentlichen nur ein verschlüsselter Ausdruck für die Verteidigung der Sklaverei“.

Den Verfechtern der Nullifikationsdoktrin hielten die Unionisten in den Nordstaaten entgegen, dass ein demokratisches Gemeinwesen grundsätzlich nur dann Bestand haben könne, wenn das Prinzip der Mehrheitsentscheidung gelte: Es stehe der Minderheit nicht zu, im Falle einer auf demokratischem Wege getroffenen Entscheidung, die nicht in ihrem Sinne sei, die Loyalität zum Gemeinwesen aufzukündigen. Denn ein derartiges Vorgehen würde eine Demokratie letztlich unmöglich machen, da die Minderheit auf diese Weise stets die Akzeptanz des Mehrheitswillens verweigern und mit einer Sezession drohen könne. Ein solches Recht auf Sezession bestehe in einer Demokratie daher nicht. Indem die Südstaaten für den Fall, dass die Sklaverei beschränkt oder ein ihnen nicht genehmer US-Präsident gewählt werden sollte, mit dem Austritt aus den Vereinigten Staaten drohten, gefährdeten sie daher die amerikanische Demokratie als solche. Dieser Gedanke lag auch Lincolns berühmter Gettysburg Address zugrunde, in der er zwei Jahre nach Kriegsausbruch forderte, „dass die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk, nicht von der Erde verschwinden möge.“

Indem die Südstaatler und Sezessionisten die Souveränität bei den Einzelstaaten, die Unionisten im Norden hingegen auf der Ebene des Bundes verorteten, wurde deutlich, dass über den Charakter der USA Uneinigkeit bestand: Handelte es sich eher um einen Staatenbund, aus dem man austreten konnte, oder um einen Bundesstaat, bei dem dies nicht möglich war? Erst der Ausgang des Sezessionskrieges entschied diesen Streit zugunsten der Unionisten und definierte die USA als Bundesstaat.

Tatsächlich gab es in den Nordstaaten keine Mehrheit für die Abschaffung der Sklaverei. Die Abolitionisten blieben selbst während des Krieges in der Minderheit. Die unionistischen Politiker des Nordens vertraten deswegen offiziell stets die Position, es gehe nicht um die Sklaverei, sondern um die Demokratie und den Erhalt der Vereinigten Staaten. Auch Abraham Lincoln, der Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei für das Wahljahr 1860, trat nicht etwa für die sofortige Abschaffung der Sklaverei ein, sondern nur für ihre konsequente Beschränkung auf die Staaten, in denen sie bereits existierte. Wie weit die Polarisierung damals bereits fortgeschritten war, zeigt sich daran, dass Lincoln in zehn Südstaaten nicht einmal auf den Wahlzetteln stand.