Dreizehn Kolonien

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Als die Dreizehn Kolonien – auch numerisch geschrieben: 13 Kolonien – werden diejenigen britischen Kolonien in Nordamerika bzw. British America bezeichnet, die sich 1776 in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von ihrem Mutterland, dem Königreich Großbritannien, lossagten. Britische Besitzungen in Nordamerika wie die vorher französische Kolonie Québec und die Kolonien von Nova Scotia und Prince Edward Island blieben der Krone verbunden und wurden später als Kanada vereint. Ebenfalls loyal blieben die vormals spanischen und zwischenzeitlich ebenfalls im Besitz der Briten befindlichen Kolonien von Ost- und Westflorida.

Geographie und Gliederung[Bearbeiten]

Geographisch umfassten die 13 Kolonien, die sich im Verlauf des Unabhängigkeitskriegs als Vereinigte Staaten von Amerika (USA) konstituierten, die nordamerikanische Ostküste vom Unterlauf des Sankt-Lorenz-Stroms im Norden bis zur Halbinsel Florida im Süden. Nördliche Nachbarn waren bis 1763 die französische Canada-Kolonie rund um den Sankt-Lorenz-Strom sowie das östlich davon gelegene, ursprünglich ebenfalls in französischem Besitz befindliche Akadien. Wichtigste Ausbreitungshürde im Süden war das spanische Florida. Im Westen waren die Kolonien zunächst auf das Küstenland begrenzt; später bildeten die Appalachen die Grenzlinie. Die räumlich-geographischen Verhältnisse gestalteten sich recht uneinheitlich. Während im Süden die Atlantische Küstenebene weitflächiger ist und kontinuierlich zu den Appalachen hin ansteigt, schieben sich die nördlichen Appalachen wie ein Riegel zwischen die Küstengebiete und die Großen Seen. Historiker untergliedern die 13 Kolonien für gewöhnlich in drei Gruppen:

  1. Neuengland
    1. Provinz New Hampshire, das spätere New Hampshire
    2. Provinz Massachusetts Bay, das spätere Massachusetts und Maine
    3. Kolonie Rhode Island und Providence Plantations, das spätere Rhode Island
    4. Kolonie Connecticut und New Haven, das spätere Connecticut
  2. Mittlere Kolonien
    1. Provinz New York, das spätere New York und Vermont
    2. Provinz New Jersey, das spätere New Jersey
    3. Provinz Pennsylvania, das spätere Pennsylvania
    4. Kolonie Delaware (vor 1776, die Unteren Countys am Delaware als Nebenland von Pennsylvania), das spätere Delaware
  3. Südliche Kolonien
    1. Provinz Maryland, das spätere Maryland
    2. Kolonie Virginia, das spätere Virginia und West Virginia
    3. Provinz North Carolina, das spätere North Carolina
    4. Provinz South Carolina, das spätere South Carolina
    5. Provinz Georgia, das spätere Georgia

Zeitlich erstreckte sich die Gründung über einen Zeitraum von 125 Jahren. Erste Kolonie war Virginia (1607). Zwischen 1620 und 1636 folgten die drei Neuengland-Kolonien Massachusetts (1629), Rhode Island und Connecticut (beide 1636) sowie Maryland (1634). Die erste Neuengland-Gründung, die 1620 gegründete Plymouth Plantation der Pilgerväter, fungierte zunächst als eigenständige Kolonie und wurde erst 1696 Teil von Massachusetts. Das Gebiet der Mittelatlantik-Kolonien New York, New Jersey und Delaware war zuerst von Niederländern (Nieuw Nederland) und Neuschweden erschlossen worden und kam erst in den 1660er-Jahren in Besitz des Königreichs England. 1663, 1680 und 1681 erweiterte sich der Kolonienbestand um drei weitere: Carolina, New Hampshire und Pennsylvania. Letzte der 13 Kolonien war Georgia, das erst 1732 gegründet wurde.

Die 13 Kolonien entsprechen zwar 16 der heutigen 50 Bundesstaaten der USA. Bis zum Ende des Unabhängigkeitskriegs fanden allerdings zahlreiche kleinere und größere territoriale Veränderungen statt. 1729 wurde Carolina in North Carolina und South Carolina aufgeteilt. Delaware war bis 1776 Teil von Pennsylvania – wenn auch ab 1702 unter faktischer Selbstverwaltung. Maine war bis zum Unabhängigkeitskrieg Teil der Massachusetts-Kolonie und konstituierte sich erst 1820 als US-Bundesstaat. Das Vermont-Territorium wurde bis zum Siebenjährigen Krieg von Frankreich beansprucht. Danach war es umstrittenes Gebiet zwischen den beiden Kolonien New Hampshire und New York und wurde erst nach Ende des Unabhängigkeitskriegs US-Bundesstaat. Die westlichen Grenzen der heutigen Bundesstaaten Georgia, North Carolina, Virginia, Pennsylvania und New York wurden ebenfalls erst nach dem Unabhängigkeitskrieg festgelegt. Darüber hinaus blieb auch der genaue Grenzverlauf mit Kanada bis ins 19. Jahrhundert hinein ungeklärt.

Entwicklung[Bearbeiten]

Die britische Besiedlung der späteren US-Ostküste war Teil der frühneuzeitlichen Entdeckungs- und Eroberungsaktivitäten, in deren Folge die europäischen Großmächte Spanien, Frankreich, Niederlande und England den nordamerikanischen Kontinent unter sich aufteilten. Im Unterschied zum imperial geprägten spanischen Reich in Mexiko, dem restlichen Mittelamerika und in Südamerika sowie den weit ausgreifenden, vorwiegend auf Handel kaprizierten französischen Besitztümern im heutigen Kanada waren die britischen Kolonien an der nordamerikanischen Ostküste Siedlerkolonien, bei denen die faktische Urbarmachung und Besiedlung von Land im Vordergrund stand.

Zeitlich gesehen erfolgten die englischen bzw. britischen Besiedlungsversuche vergleichsweise spät. Geopolitisch waren sie Teil der von Elisabeth I. forcierten Auseinandersetzung mit dem spanischen Weltreich. Nach einem erfolglos gebliebenen Besiedlungsversuch bei Roanoke Island an der Küste des heutigen North Carolina (1586–1590) erfolgte 1607 mit Jamestown im heutigen Virginia die erste erfolgreiche Gründung. Zweite Gründung war die Plymouth-Kolonie im heutigen Neuengland (1620). Konsolidieren konnten sich die ersten Ansiedlungen erst im Zuge der sogenannten Great Migration zwischen 1630 und 1650. Angestoßen unter anderem von den innerbritischen Auseinandersetzungen vor und während des Englischen Bürgerkriegs, wanderten erst Tausende, dann Zehntausende in die neuen Kolonien aus. Dominierende Kolonie in Neuengland wurde Massachusetts; zum bedeutendsten Zentrum der Neuengland-Kolonien avancierte die Hafenstadt Boston. Die von puritanischen Auswanderern geprägten Kolonien in Neuengland wurden verstärkt durch Neugründungen religiöser Dissidenten (Rhode Island und Connecticut). In den 1660er-Jahren erweiterte sich das Gebiet der britischen Kolonien durch Übernahme der zwischen Neuengland und Virginia gelegenen niederländischen und schwedischen Ansiedlungen. Bedeutendste Stadt war hier New York, das vormalige Nieuw Amsterdam.

Die Ausbreitung ins Landesinnere ging einher mit zahlreichen gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den Ureinwohnern. In Virginia waren dies der Erste und Zweite Powhatan-Krieg. Brachte der erste (1610–1622) die Ansiedlungen um Jamestown zeitweilig an den Rand der Zerstörung, drängte der zweite (1644–1646) die dortigen Ostküstenstämme endgültig ins Hinterland ab. Der Pequot War (1636–1637) und der King Philip’s War (1676–1678) brachten in Neuengland ähnliche Ergebnisse. Zug um Zug bildete sich entlang der Ostküste ein geschlossenes Siedlungsgebiet heraus, von dem aus Siedler weiter in bislang unerschlossene Gebiete vorstießen. Neben der vergleichsweise großflächigen, zwischen Atlantik und Ontariosee liegenden Kolonie New York etablierte sich als Brücke ins Hinterland die 1682 erfolgte Neugründung Pennsylvania. Diese war nicht nur eine überdurchschnittlich prosperierende Kolonie. Die 1682 gegründete Koloniehauptstadt Philadelphia avancierte bald zur bedeutendsten Stadt der 13 Kolonien.

Ein wesensbildender Unterschied zwischen den südlichen Kolonien und denen weiter im Norden war die Sklaverei. In massenhafter Form etablierte sie sich zwar erst seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Sklavenarbeit sowie eine feudalaristokratische, von ländlichen Gentry-Idealen bestimmte Gesellschaftsstruktur prägten jedoch zunehmend das Gesicht der südlichen Kolonien – vor allem das des unteren Südens mit den beiden Kolonien South Carolina und Georgia. Bedeutendste Stadt – und gleichzeitig wichtige Metropole für den Sklavenhandel – wurde Charleston.

Die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts war von weiterer Expansion geprägt – vor allem ins Landesinnere hinein, wo das Appalachen-Gebirge nunmehr als Grenzlinie zu den noch unerschlossenen Gebieten avancierte. Als weitere Komponente gesellten sich nun jedoch die zunehmenden Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und Frankreich hinzu. Sie setzten mit dem Pfälzischen Krieg (King William’s War, 1689–1697) ein, gingen weiter mit dem Spanischen Erbfolgekrieg (Queen Anne’s War, 1702–1713) und dem Österreichischen Erbfolgekrieg (King George’s War, 1744–1746) und mündeten schließlich in den Siebenjährigen Krieg (French and Indian War in Nordamerika: 1754–1763). Charakteristisches Merkmal dieser Kriege war ihre hybride Form: Anders als in den europäischen Pendants waren reguläre Verbände lediglich am Rande beteiligt. Hauptkombattanten waren Siedlermilizen sowie Indianerstämme, die sich auf der einen oder anderen Seite beteiligten. Wichtigster Bündnispartner der Briten war die Irokesen-Föderation. Das Gros der Stämme im Ostküsten-Hinterland hingegen neigte aufgrund des britischen Siedlungsdrucks stärker der französischen Seite zu. Der Charakter dieser Auseinandersetzungen änderte sich erst im Siebenjährigen Krieg, der auf dem nordamerikanischen Kontinent den Charakter eines finalen Kriegs um die Vorherrschaft annahm. Beide Seiten setzten erstmals auch reguläre Truppenverbände in größerem Ausmaß ein. Sieger in dieser Auseinandersetzung blieb England. Ergebnis des Pariser Friedens von 1763 war, dass sämtliche französischen Besitztümer in Kanada und östlich des Mississippi an die Briten fielen.

Die Frage der Westexpansion war einer der beiden Gründe, die schließlich zur Loslösung von Großbritannien und der Gründung der USA führten. Die Proclamation Line aus dem Jahr 1763 legte den Appalachenkamm als vorläufige Besiedlungs-Westgrenze fest. Aufgrund wachsenden Siedlungsdrucks – vor allem in Richtung des neu unter britische Oberhoheit gekommenen Ohio-Tals – war diese Grenzlinie von Anfang an umstritten. Umstritten war auch die sogenannte Stempelsteuer aus dem Jahr 1765. Darüber hinaus forderten die kolonialen Repräsentativorgane immer deutlicher Selbstverwaltung sowie die Gleichbehandlung mit den Einwohnern der britischen Inseln. Der Widerstand gegen die britische Kolonialpolitik führte 1775 schließlich zum Unabhängigkeitskrieg, in dessen Gefolge sich die 13 Kolonien für unabhängig erklärten und sich im Anschluss zu den Vereinigten Staaten von Amerika zusammenschlossen. Im Frieden von Paris 1783 übernahmen die 13 Kolonien nicht nur die Regierungsgewalt über das bisherige Kolonialgebiet. Teil der USA wurde darüber hinaus auch das zwischen Appalachen, Mississippi und Großen Seen gelegene Gebiet, welches Großbritannien im Siebenjährigen Krieg von den Franzosen übernommen hatte.