Triest

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Triest (it. Trieste, lat.Tergeste) ist eine in Norditalien am Golf von Triest gelegene Hafen- und Großstadt mit 199.015 Einwohnern, darunter eine slowenische Minderheit. Triest liegt an der oberen Adria direkt an der Grenze zu Slowenien, ist Hauptstadt der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien und war bis 2017 Hauptstadt der Provinz Triest, bevor diese aufgelöst wurde.

Triest ist Sitz des römisch-katholischen Bistums Triest. Die Stadt, die seit 1924 Universitätsstadt ist, beherbergt zwei bekannte Observatorien für Astronomie bzw. für Geophysik. Sie ist Hauptsitz von weltweit tätigen Unternehmen, wie dem Kaffeeproduzenten illycaffè S.p.A., der Versicherungsgesellschaft Generali, dem Schiffbauunternehmen Fincantieri und dem Schifffahrtsunternehmen Italia Marittima (ehemals Lloyd Triestino bzw. Österreichischer Lloyd).

Bereits 774 wurde Triest Teil des Frankenreiches unter dem späteren Kaiser Karl dem Großen. In der Kontinuität des Kaisertums entwickelte sich aus dem Ostteil des Frankenreiches das Heilige Römische Reich deutscher Nation, dessen Bestandteil Triest mit kurzen Unterbrechungen (siehe Absatz Geschichte) bis zu dessen Untergang 1806 fast 1000 Jahre lang blieb. Auch danach gehörte die Stadt als Teil des dem Deutschen Bund angehörigen Kaisertums Österreich von 1815 bis 1866 zum deutschen Staatsverband. Von 1382 bis 1918 war Triest Teil der Habsburgermonarchie bzw. von Österreich-Ungarn. Es war sein bedeutendster Handelshafen, einer der Stützpunkte der k.u.k. Kriegsmarine sowie Sitz des Statthalters des Österreichischen Küstenlandes (Litorale) bzw. der 1861 daraus gebildeten drei Kronländer Gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca, Markgrafschaft Istrien und Reichsunmittelbare Stadt Triest.

Kulturell und historisch blieb Triest auch als Teil Italiens seit 1918 ein Ort des Zusammentreffens von Kulturen, Sprachen, Ethnien und Religionen („Città mitteleuropea“). Nach dem Kriegsende 1945 wurden die Stadt und ihr gemischtsprachiges Hinterland erfolgreich von Jugoslawien beansprucht; nach einem Intermezzo als Freies Territorium Triest unterstand Triest ab 1954 wieder dem italienischen Staat.

Triest geriet durch den Ost-West-Konflikt, als es so wie Berlin an der Bruchlinie zwischen Ost und West lag, jahrzehntelang in eine verkehrspolitische Randposition. Der Nachteil dieser Grenzlage und der daraus resultierende Verlust an wirtschaftlicher Bedeutung fielen mit dem EU-Beitritt Sloweniens 2004 und seinem Beitritt zum Schengen-Raum, der am 21.12.2007 zum Wegfall der Grenzkontrollen zu Italien führte, und dem Beitritt Kroatiens zur EU im Jahr 2013 weg.

Triest ist mit seinem Tiefwasserhafen heute wie vor 1918 ein maritimes Tor für Norditalien, Deutschland, Österreich und Mitteleuropa und gilt als Endpunkt der maritimen Seidenstraße (Maritim Silk Road bzw. 21st Century Maritim Silk Road) mit ihren Verbindungen über den Suezkanal bzw. die Türkei und dem Landweg nach China, Japan und viele Länder Asiens.

Der Hafen von Triest hat ein internationales Zollfreigebiet (Freihafen) mit fünf Freizonen. Seit den 1960er Jahren ist Triest durch seine vielen internationalen Organisationen und Einrichtungen einer der wichtigsten Forschungsstandorte Europas, eine internationale Schul- und Universitätsstadt und hat einen der höchsten Lebensstandards unter Italiens Städten. Die Stadt wurde 2020 als eine der 25 kleinen Städte der Welt mit der besten Lebensqualität. Sie hat in Europa den höchsten Anteil an Forschern und Wissenschaftlern im Verhältnis zur Bevölkerung.

Triest hat eine sehr lange Küstenlinie, freien Meerzugang in Barcola und ist von Grünland, Wald- und Karstflächen umgeben. In der Stadt befand sich auf dem Molo Sartorio der Mareograf, auf dessen festgelegte Werte aus den Jahren 1875 und 1900 sich in Mitteleuropa die meisten Bezugshöheangaben mit der Kennzeichnung „Meter über Adria“ beziehen. Triest ist auch die Città della Barcolana, wie die Hinweisschilder an den Stadteinfahrten verdeutlichen, und damit jährlicher Austragungsort dieser weltgrößten Segelregatta.

Triest liegt an einem Schnittpunkt der lateinischen, slawischen, griechischen und jüdischen Kultur, wo Mitteleuropa auf den mediterranen Raum trifft. Es gilt daher als eine der literarischen Hauptstädte und wurde wegen seiner unterschiedlichen Ethnien und Religionsgemeinschaften oft als frühes New York bezeichnet. Es gibt daneben noch weitere nationale und internationale Bezeichnungen für die Stadt wie zum Beispiel Trieste città della bora, Città del vento, Trieste città mitteleuropea, Trieste città della scienza – City of Science, Wien am Meer oder Stadt des Kaffees, in denen einzelne prägende Eigenschaften herausgehoben werden.

Geographie[Bearbeiten]

Lage[Bearbeiten]

Triest liegt im Nordosten Italiens am Golf von Triest, einer Meeresbucht der Oberen Adria, wenige Kilometer von der slowenischen Grenze entfernt. Die Stadt ist Teil der historischen Region Julisch Venetien (Venezia Giulia), die vor dem Ersten Weltkrieg auch als Österreichisches Küstenland bekannt war und deren Gebiet heute auf die Staaten Italien, Slowenien und Kroatien verteilt ist. Da Triest durch die Grenzziehungen des 20. Jahrhunderts einen Großteil seines Hinterlandes verlor, wurde Julisch-Venetien mit Friaul zur autonomen Region Friaul-Julisch Venetien vereinigt, deren Hauptstadt Triest seit 1962 ist.

Triest und sein Hinterland erstrecken sich vom Abhang einer hohen Küstenstufe des gleichnamigen Karsts (Triestiner Karst), die zum Binnenland in eine steinige, schrattige, kalkhaltige und wasserarme Hochlandschaft übergeht, hin zu einer küstennahen Flachlandzone am Adriatischen Meer. Die hoch gelegenen Landschaftsbereiche sind für ihre Höhlen, Dolinen und andere Karstformen bekannt. Das Stadtgebiet von Triest dehnt sich dabei südwärts in ein Flyschgebiet aus, das in Form einer Doppelmulde über das Stadtgebiet und die Landesgrenze hinaus bis nach Pazin reicht.

Charakteristisch für diese Gegend ist auch der Bodentyp Terra rossa, ein aus Kalkstein-Verwitterung hervorgegangener roter Lehm, der besonders für den Anbau von Wein geeignet ist. Im Weinbaugebiet Carso, das die Stadt Triest umschließt, wird vor allem die Weinrebe Carso Terrano, eine Varietät der Rebsorte Refosco, angebaut. Das Anbaugebiet erhielt 1985 das Qualitätssiegel DOC. 1986 eröffnete die Provinz Triest zwischen den Ortschaften Opicina und Sistiana die Terrano-Weinstraße („Strada del vino Terrano“).

Als wichtigster Hafen Österreichs bzw. Österreich-Ungarns (1382–1918) wurde Triest zu einem Zentrum der Nautik und der Meereskunde. Das Hafenbecken erhielt am Molo Sartorio einen langfristig beobachteten Pegel, auf den sich seit dem 19. Jahrhundert das mitteleuropäische Höhensystem Meter über Adria bezieht; er wurde von der 1841 gegründeten Wetterwarte betreut, die heute zum Geophysikalischen Institut Triest gehört.

Klima[Bearbeiten]

Das Klima von Triest ist submediterran. Es zeichnet sich durch heiße, trockene Sommer und milde, regenreiche Winter aus. Im Sommer wird eine Durchschnittstemperatur von 25 °C, im Winter von 8 °C erreicht.

Die sommerlichen Wassertemperaturen bewegen sich in Küstennähe von 24 °C bis zu 28 °C. Der jährliche Niederschlag beträgt ca. 1023 mm, die relative Luftfeuchtigkeit 64%. In Triest herrscht an ca. 200 Tagen im Jahr Windstille. In der Stadt ist es somit im Vergleich zu anderen Meeresstädten nicht besonders windig.

Charakteristisch für das Klima von Triest sind verschieden auftretende Winde, wie Bora und Scirocco. Die Winde sind die Ursache für das günstige Klima der Stadt, da es selten zur selben Zeit kalt und nass ist. Manche Winde sind nicht von Jahreszeiten abhängig, sondern entstehen im Verlaufe bestimmter Wetterkonstellationen. Im Laufe der Zeit haben sich dafür traditionell überlieferte Bezeichnungen verfestigt. Sie besitzen Namen etwa wie Grecale, Libeccio, Maestrale, Tramontana oder Ponente.

Die oft im Winter, aber auch im sonstigen Jahr aufkommende Bora ist ein kalter, trockener Fallwind aus Nordosten, der plötzlich beginnt, auch wochenlang andauern kann und in starken Böen vom Land auf das offene Meer bläst. Er wird in der Bucht von Triest kanalisiert und erreicht dadurch in der Stadt hohe Windgeschwindigkeiten, in Einzelfällen weit über 100 km/h. Während die hohen Windgeschwindigkeiten im Stadtgebiet von Triest besonders im Winter in Verbindung mit Eis und Schnee zu Chaos führen können, hat die Bora auf das Wohlempfinden der Menschen positive Auswirkungen. Man sagt: „Die Bora bläst die schlechten Launen fort.“ Viele Kranke fühlen sich an Boratagen von ihren Leiden, der Wetterfühligkeit und den Schmerzen befreit.

Der seltenere Scirocco ist im Gegensatz zur Bora ein warmer, feuchter Ost-Südostwind, der von schweren Wolken und Regen begleitet wird. Im Sommer ist der Libeccio am häufigsten, eine leichte Brise aus Südwesten durch Fallwinde aus den Apenninen, die vom Meer Richtung Land weht und warme Sommernächte abkühlt. Die Tramontana ist ein kalter Winterwind und folgt der Bora oder dem Maestro in deren Anschluss. Sie kann sehr schnell aufkommen, was mit einem Temperaturabfall oder mit dem plötzlichen Ende lokaler Winde beginnt.

Die meteorologische Station im Triester Hafen gehört zum Istituto Tecnico Nautico “Tomaso di Savoia”. Ebenfalls betreibt die Universität Triest eine meteorologische Mess- und Beobachtungsstation im Stadtgebiet.

Infolge des Klimas und trotz der nördlichen Lage kann in Triest einerseits noch ausgezeichnetes Olivenöl gewonnen werden (man spricht von der Lage der Stadt an der Olivenöl-Buttergrenze) und andererseits kämpft die Stadtverwaltung bzw. kämpfen die Hauseigentümer regelmäßig mit Termitenbefall der historischen Immobilien.