Jugoslawien

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Jugoslawien (Jugoslavija, slow. Jugoslavija) war ein von 1918 bis 2003 bestehender Staat in Mittel- und Südosteuropa, dessen Staatsform und -territorium sich im Laufe seiner Geschichte mehrfach änderten.

Von 1918 bis 1945 existierte das Königreich Jugoslawien („Erstes Jugoslawien“), danach bestand von 1945 bis 1992 die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien („Zweites Jugoslawien“). Während der Jugoslawienkriege bildete sich von 1992 bis 2003 aus Serbien und Montenegro die Bundesrepublik Jugoslawien, gefolgt 2003 bis 2006 vom territorial und völkerrechtlich identischen Staatenbund Serbien und Montenegro („Restjugoslawien“).

Derzeit gibt es sechs international anerkannte Nachfolgestaaten Jugoslawiens: Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien. Der völkerrechtliche Status des Kosovo ist strittig.

Staatsnamen[Bearbeiten]

Die amtlichen Bezeichnungen seit der Gründung vom 29. Oktober 1918 bis zur Auflösung Jugoslawiens am 4. Februar 2003 lauteten:

  • serbokroatisch Država Slovenaca, Hrvata i Srba (kurz: Država SHS), slowenisch Država Slovencev, Hrvatov in Srbov, Staat der Slowenen, Kroaten und Serben – ausgerufen in Zagreb am 29.10.1918
  • Kraljevstvo Srba Hrvata i Slovenaca Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen – ausgerufen von König Petar Karađorđević am 01.12.1918
  • Kraljevina Srba Hrvata i Slovenaca Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen – erste Umbenennung aufgrund der Vidovdan-Verfassung vom 28.06.1921
  • 'Kraljevina Jugoslavija Königreich Jugoslawien – nach Putsch vom 06.01.1929 bis 17.04.1941
  • Demokratska Federativna Jugoslavija Demokratisches Föderatives Jugoslawien – 29.11.1943 bis Ende 1945
  • Federativna Narodna Republika Jugoslavija Föderative Volksrepublik Jugoslawien – 31.01.1946 (neue Verfassung) bis 1963
  • 'Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien – 1963 bis 1992
  • Savezna Republika Jugoslavija Bundesrepublik Jugoslawien – 27.04.1992 bis 04.02.2003 (häufig auch als Rest-Jugoslawien bezeichnet; als Neustaat bestand die BRJ aus den ehemaligen sozialistischen Teilrepubliken Serbien und Montenegro)

Der Name Jugoslawien wurde seit 1915 vom Jugoslawischen Komitee verwendet und wurde international schon vor der offiziellen Umbenennung für den SHS-Staat verwendet.

Staatsrechtliche Entwicklung[Bearbeiten]

Während es zwischen dem ersten (Königreich 1918–1941) und dem zweiten jugoslawischen Staat (Föderative Volksrepublik 1945–1963, Sozialistische Föderative Republik 1963–1992) eine juristische Kontinuität gab, war das 1992 gegründete „dritte“ Jugoslawien (Bundesrepublik bzw. Staatenbund aus Serbien und Montenegro) nach vorherrschender Rechtsauffassung der Badinter-Kommission und der UN-Versammlung nur einer von fünf Nachfolgestaaten des zweiten Jugoslawiens. Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien zerfiel demzufolge in die folgenden souveränen Republiken, von denen die meisten daraufhin ihre staatliche Unabhängigkeit erklärten und nach und nach international anerkannt wurden: Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) und Mazedonien (1993 unter dem Namen The former Yugoslav Republic of Macedonia [ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien] in die Vereinten Nationen aufgenommen).

Am 04.02.2003 wurde die Bundesrepublik Jugoslawien durch die territorial und aus völkerrechtlicher Sicht identische Staatliche Gemeinschaft Serbien und Montenegro abgelöst, da es sich nicht um einen Fall der Staatensukzession handelt. Die Staatenunion von Serbien und Montenegro, deren Rechtsnachfolge Serbien antrat, löste sich 2006 mit dem Ausscheiden Montenegros auf, sodass heute alle früheren Teilrepubliken der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien unabhängige Staaten darstellen. Am 17.20.2008 erklärte auch das Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien.

Quellen[Bearbeiten]

  • Marie-Janine Calic: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert Verlag C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60645-8, S. 167