Zweiter Punischer Krieg

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Der Zweite Punische Krieg wurde von 218 v. Chr. bis 201 v. Chr. zwischen Rom und Karthago ausgetragen. Er war der zweite von drei Punischen Kriegen, der zwischen den beiden stärksten und einflussreichsten Mächten im westlichen Mittelmeerraum geführt wurde. Siebzehn Jahre lang kämpften die Punier oder Poeni, die römische Bezeichnung für die Karthager) gegen die Römer um die Vorherrschaft. Ziele des Krieges waren vor allem die Machtübernahmen in Italien und Iberien, auf den Inseln Sizilien und Sardinien sowie gegen Ende des Krieges in Nordafrika. Der karthagische Feldherr Hannibal aus dem Geschlecht der Barkiden brachte Rom zunächst durch eine Reihe taktisch geschickt geführter Schlachten an den Rand der Niederlage. Die Römer gingen daraufhin zu einem langjährigen Abnutzungskrieg in Italien über und trugen den Krieg schließlich erfolgreich auf karthagisches Territorium. Am Ende mussten sich die Karthager in der Schlacht von Zama 202 v. Chr. dem römischen Feldherrn Scipio den Älteren geschlagen geben. Der Krieg, der immense materielle und menschliche Verluste auf beiden Seiten verursachte, entschied den Konflikt der beiden Städte um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum endgültig zugunsten Roms. Abgesehen von den beiden Großmächten waren Makedonien, Syrakus und numidische Königreiche in den Krieg involviert. Dazu kämpften auf beiden Seiten iberische und gallische Truppen. Der Krieg spielte sich hauptsächlich an drei Schauplätzen ab: in Italien besiegte Hannibal wiederholt die römischen Legionen. Auf der Iberischen Halbinsel verteidigte Hasdrubal, ein jüngerer Bruder Hannibals, vergeblich die karthagischen Kolonien; in Afrika wurde der Krieg zugunsten Roms entschieden. Weitere Kriegsschauplätze waren Sizilien, Sardinien und Griechenland.

Quellenlage[Bearbeiten]

Aufgrund der vollständigen Zerstörung Karthagos im Dritten Punischen Krieg im Jahr 146 v. Chr. existieren keine historischen Quellen, die den Kriegsverlauf und dessen Hintergründe aus karthagischer Sicht beschreiben. Historiker können sich daher nur auf Werke griechischer und römischer Autoren der Antike – vor allem des Polybios und Livius – stützen und müssen diese vorsichtig interpretieren. Die wohl wichtigsten Überlieferungen des 2. Punischen Krieges sind die Werke des griechischen Historikers Polybios. Überliefert wurden von ihm ein bis heute weitestgehend verlorenes Handbuch über militärische Taktiken, dazu kommen seine Historien, die er mutmaßlich nach 146 v. Chr. verfasste. Seine Historien gelten als überwiegend objektiv. Die Beschreibungen und Analysen des 2. Punischen Krieges befinden sich in den Historien in Buch 3 sowie in den Büchern 7–15. Polybios war ein analytischer Historiker; wann immer die Möglichkeit bestand, befragte er persönlich Teilnehmer beider Seiten zu bestimmten Kriegsereignissen. Über die Genauigkeit von Polybios‘ Kriegsberichten wurde in der Forschung viel diskutiert. Der moderne Konsens besteht jedoch darin, seinen Berichten eine hohe Glaubwürdigkeit zuzuschreiben. Die Einzelheiten der Kriegsbeschreibungen in modernen Quellen beruhen fast ausschließlich auf den Darstellungen, Beschreibungen und Interpretationen des Polybios. Der moderne Historiker Andrew Curry hält Polybius für „ziemlich zuverlässig“. Craige Champion hält ihn für „einen bemerkenswert gut informierten, fleißigen und aufschlussreichen Historiker“. Ein Großteil von Polybius' Bericht über den Zweiten Punischen Krieg ist verloren gegangen oder nur bruchstückhaft sowie fragmentarisch vorhanden.

Weitere Informationen liefern uns die Berichte des römischen Geschichtsschreibers Livius, der sich oft auf Polybios stützte. Livius Kriegsberichte- und Analysen befinden sich in seinen Büchern 21–30. Von modernen Historikern werden seine Quellen dann herangezogen, wenn Polybius' Berichte nicht erhalten sind. Der Altphilologe Adrian Goldsworthy stellt jedoch fest, dass „Livius' Zuverlässigkeit oft zweifelhaft ist“. Der Historiker Phillip Sabin verweist auf Livius' „militärische Unwissenheit“. Im Allgemeinen wird Livius von modernen Historikern als unglaubwürdig angesehen. Die großen Niederlagen, die das römische Reich im Laufe des Zweiten Punischen Krieges erlitt, wurden durch römische Historiker so interpretiert, dass sie die römische politische und soziale Ordnung grundsätzlich nicht in Frage stellten. Auch in den katastrophalen Niederlagen musste Roms Größe belegt und ein Sündenbock gefunden werden. Das gilt insbesondere für die verheerende Niederlage, die Rom in der Schlacht von Cannae erlitt. Verschiedene Geschichtswerke über Hannibal, die einen pro-karthagischen Standpunkt vertraten, sind hingegen verloren gegangen. Dazu zählen die Werke des Sosylos und des Silenos von Kaleakte. Dazu gibt es noch weitere Berichte, die meist in fragmentarisch, komprimierter und zusammengefasster Form überliefert sind. Moderne Historiker berücksichtigen ebenso die Schriften von Annalisten (einige zeitgenössisch), darunter fallen der griechische Diodorus Siculus, der späteren römischen Historiker Plutarch sowie Appian und Cassius Dio. Weitere Informationen über den Krieg liefern Münzen, Inschriften, archäologische Funde und empirische Beweise aus Rekonstruktionen.

Kriegsheere[Bearbeiten]

Römisches Heer[Bearbeiten]

Der Großteil der männlichen römischen Bürger waren zum Militärdienst berechtigt und wurden als Infanteristen eingesetzt, wohlhabende Reiter stellten die Kavallerie. Im Krieg unterteilte sich das Heer in Legionen mit jeweils 4 200 Infanteristen und 300 Kavalleristen. Etwa 1 200 Männer, die der Infanterie angehörten, waren ärmere und jüngere Männer, die sich die Ausrüstung eines Standardlegionärs nicht leisten konnten. Im Krieg dienten sie als mit Speeren bewaffnete Plänkler (lat. velites). Ihre Ausrüstung bestand aus mehreren Speeren, die aus der Ferne geworfen wurden, einem Kurzschwert und einem ca. 90 Zentimeter langem Schutzschild. Sie waren meist in loser Formation angeordnet und begannen die Schlacht. Der Rest der Infanterie war deutlich besser ausgestattet, ihre Ausrüstung bestand aus einem Körperpanzer, einem großen Schild und kurzen Stichschwertern. Sie waren in drei Reihen eingeteilt. Die erste Reihe trug zwei lange Speere, die Männer der beiden hinteren Reihen besaßen jeweils einen Wurfspeer. Die Untereinheiten der Legionäre sowie auch die einzelnen Legionäre kämpften in einer relativ offenen Ordnung. Angeführt wurde das Heer von zwei Konsuln, die jedes Jahr als Magistrate gewählt wurden, um ein Heer im Krieg anzuführen. Bestandteile eines Heeres waren im Normalfall zwei römische Legionen und ein ähnlich großes und ausgerüstetes Legionspaar, das von den Verbündeten gestellt wurde.