Böhmisches Mittelgebirge

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Das Böhmische Mittelgebirge (České středohoří) ist ein Mittelgebirge in Tschechien und Teil des Böhmischen Beckens. Es befindet sich in Nordböhmen zu beiden Seiten der Elbe. Es erstreckt sich dabei in einer Länge von 80 km zwischen dem Nordböhmischen Becken im Westen und dem Lausitzer Gebirge (Lužické hory) im Osten. Im Norden geht es fast nahtlos in die Berglandschaft der Böhmischen Schweiz über. Im Süden befinden sich die weiträumigen Niederungen von Eger und Elbe. Das Böhmische Mittelgebirge steht seit 1976 als ChKO České středohoří unter Landschaftsschutz.

Topografische Beschreibung[Bearbeiten]

Sehenswert am Böhmischen Mittelgebirge sind besonders die markanten Kegelformen der Berge im südwestlichen Teil des Gebirges, die sich aus einer fast ebenen, baumlosen Landschaft erheben. Im zentralen Teil des Gebirges rücken die Berge dann förmlich zu schildartigen Rücken zusammen. Weiter nördlich wird die Landschaft mittelgebirgsähnlicher mit oft schluchtenähnlichen Tälern und Erhebungen zwischen 600 und 700 Metern. Landschaftlich ebenso prägend ist der tief eingeschnittene Flusslauf der Elbe, der früher oft mit dem Rheintal an der Loreley verglichen wurde. Der am Beginn des Elbedurchbruches liegende engste Abschnitt wird Porta Bohemica (Böhmische Pforte) genannt.

In einem Reiseführer von 1912 findet sich folgender Text:

Zitat
"In der ganzen Kette basaltischer Erhebungen, welche sich von den Sudeten quer durch Deutschland bis zur Hohen Eifel hinzieht, stellt das Mittelgebirge das am reichsten entwickelte Glied dar. Seine Klingstein- und Basalthöhen durchlaufen alle Stufen von der niedlichsten Dimension (kaum 10 m hoch) bis zu jener gewaltigen Größe, wie sie uns im Donnersberge entgegentritt; bald begegnen sie uns einzeln, bald in größeren Gruppen, ‚wie eine Kinderschar, die sich um einen stattlichen Vater schart‘; außerordentlich mannigfaltig ist ihre Form; bald zeigen sie sich als sanft abgerundete Kuppen, bald als steile Kegel oder schroffe, zinkenartige Spitzen, bald wieder als breite Rücken mit aufgesetztem Gipfel. In dieser Abwechslung liegt hauptsächlich der malerische Reiz der nordböhmischen Landschaften begründet. Derselbe wird aber noch wesentlich erhöht durch das Hinzutreten des romantischen Elementes. ‚Keine Bergform,‘ sagt Cotta, ‚war geeigneter zur Anlage von Ritterburgen und Kapellen, zur Aufstellung von Kreuzen und Heiligenbildern, von denen sie dann vielfach gekrönt ist‘."

Geologie[Bearbeiten]

Geologisch untersucht wurde das Gebiet erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts durch Ferdinand von Hochstetter im Auftrag der k.k. Geologischen Reichsanstalt. Fortgeführt wurden die geologischen Aufnahmen durch Josef Emanuel Hibsch, der erstmals detaillierte geologische Karten des Böhmischen Mittelgebirges schuf. Ihm zu Ehren existiert in seinem Geburtsort Homole (Hummel) ein kleines Museum. Das Mineral Hibschit trägt seinen Namen.

Wie kein anderes Gebirge in Mitteleuropa ist das Böhmische Mittelgebirge durch den Vulkanismus im Tertiär geprägt. Gewaltige basaltische Lavaströme und Magmamassen, vulkanische Aschen und Tuffe lagerten sich ab. Im Nordböhmischen Becken bei Most führte der Einfluss der glutheißen Magmaströme zum Teil zur Verschlackung, aber teilweise auch zu einer besseren Inkohlung der dortigen Braunkohlevorkommen.

Den Untergrund des Gebirges bilden vielfach Orthogneise, Migmatite und migmatisierte Paragneise – Gesteine, wie sie auch aus dem benachbarten Erzgebirge bekannt sind. Bei Roztoky (Rongstock) waren darin enthaltene Erzgänge Gegenstand eines wenig ertragreichen mittelalterlichen Silberbergbaus.

Analog den benachbarten Gebieten (Elbsandsteingebirge, Lausitzer Gebirge, Daubaer Schweiz) finden sich im Untergrund auch sandige, tonige und kalkige Sedimente der Kreide, welche im Kreide-Meer abgelagert worden sind. Vor allem an der Südflanke des Gebirges sind Sandsteine und Plänerkalke charakteristisch. Bei Čížkovice wird eine kreidezeitliche Kalklagerstätte für die Zementproduktion abgebaut.

Berühmt ist das Vorkommen der Böhmischen Granate (Pyrop) an der Südseite des Gebirges bei Podsedice und Třebenice (Trebnitz), welche dort in tertiären Lockersedimenten gefunden werden. Aufsehen erregten Funde einiger Diamanten in Podsedice; damit zählt das Böhmische Mittelgebirge zu den wenigen Fundorten dieses seltenen Edelsteins in Europa.