Erzbistum Breslau

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Das Erzbistum Breslau (Archidiecezja wrocławska, lat. Archidioecesis Vratislaviensis) ist eine Metropolitan-Erzdiözese der Römisch-katholischen Kirche in Polen mit Sitz in Breslau.

Geschichte[Bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten]

Das Bistum Breslau wurde auf Initiative des polnischen Herzogs und späteren Königs Bolesław I. Chrobry am 15. März 1000 im Akt von Gnesen als Suffragandiözese des zeitgleich errichteten polnischen Erzbistums Gnesen durch Kaiser Otto III. in Absprache mit Papst Silvester II. gegründet. Es umfasste die kurze Zeit der davor durch Boleslaw I. eroberten Gebiete des damals polnischen Herzogtums Schlesien. Bischof Thietmar von Merseburg berichtet, der erste Breslauer Bischof sei Johannes gewesen. Eine lückenlose Liste der Bischöfe ist erst ab dem Jahr 1051 nachweisbar.

Die Angaben des Chronisten Peter von Pitschen, der in seiner zwischen 1382 und 1385 entstandenen Chronica principum Poloniae das erste schlesische Bistum in Smogorzów (Schmograu) bei Namysłów (Namslau) ansiedelt und als dessen Gründungszeitpunkt das Jahr 965 angibt, sind inzwischen widerlegt. Auch die von ihm benannten Bischöfe Gottfried (966–983), Urbanus (983–1005), Clemens (1005–1027), Lucillus (1027–1036), Leonhard (1036–1045) und Timotheus (1045–1051) sind nicht belegbar. Eine nachweisliche Überlieferung setzt erst wieder mit dem Bischof Hieronymus Romanus (1046–1062) ein.

Mit dem vorübergehenden Niedergang des polnischen Piastenreiches kam es in den Jahren 1037 und 1038 zu einem heidnischen Aufstand in Schlesien, in dessen Folge der Bischof aus Breslau floh. In dieser Phase der Einflusslosigkeit bot der abgelegene Ort Smogorzów wahrscheinlich einen gewissen Schutz. Während der böhmischen Besetzung Schlesiens wählte der Bischof 1041 die Burg Ryczyn (Ritschen) zum Sitz. Bischof Hieronymus wurde 1051 durch Herzog Kasimir I. von Polen wieder in Breslau als Bischof eingesetzt, nachdem durch Aufstand und Krieg sämtliche kirchlichen Strukturen ausgelöscht worden waren. Dies führte vermutlich auch zu der Legendenbildung vom ersten Bischofssitz in Schmograu, die Jan Długosz in der Mitte des 15. Jahrhunderts in seinen Annales seu Cronicae incliti Regni Poloniae noch weiterführte.

Die Existenz eines Domkapitels („zum hl. Johannes“) in Breslau ist seit dem Jahre 1100 belegt. 1155 wurde das Bistum durch Papst Hadrian IV. mit seinen damaligen Grenzen bestätigt.

Im Zuge der deutschen Ostsiedlung wurden zahlreiche Kirchen gebaut und Pfarreien errichtet. Bis zum Jahre 1200 sind lediglich 24 Kirchorte in Schlesien bekannt; 1270 waren es 146 und im Jahre 1300 bereits 311. Wie im Heiligen Römischen Reich entstanden auch in Polen Konflikte zwischen den weltlichen Herrschern und der Kirche, die im 13. Jahrhundert eskalierten. Als der schlesische Herzog Heinrich I. Siedler aus den deutschen Ländern von der Zehntenpflicht befreite, protestierte der aus dem polnischen Adel stammende Breslauer Bischof Thomas I. dagegen und verlangte überdies die Immunität der Kirche gegenüber der weltlichen Gerichtsbarkeit. Der Herzog gab nicht nach, der Bischof exkommunizierte ihn 1237. In einem Streit um den Beginn der Fastenzeit exkommunizierte Thomas I. sogar sämtliche Neusiedler, die aus den deutschen Ländern gekommen waren, musste aber letztlich nachgeben.

Der Streit um deutsche Siedler im damals zu Polen gehörenden Schlesien erreichte Anfang des 14. Jahrhunderts seinen Höhepunkt, nachdem Heinrich von Würben zum Bischof von Breslau geweiht worden war. Dieser trat für den Anschluss Schlesiens an das Königreich Böhmen ein, das zum Verband des deutschen Reichs gehörte, der König von Böhmen war einer der sieben deutschen Kurfürsten. Heinrich von Würben geriet damit in Konflikt mit dem Gnesener Erzbischof Jakub Świnka, dem er unterstand. Świnka verhängte den Kirchenbann über Breslau. Als sich überdies der von deutschen Patrizier dominierte Breslauer Stadtrat weigerte, den Peterspfennig an Rom abzuführen, wurde die gesamte Diözese exkommuniziert. Doch nach beträchtlichen Geldzahlungen hob Papst Clemens V. alle Kirchenstrafen auf.

Im Laufe der Zeit erlangten die Bischöfe von Breslau die weltliche Macht über die Kastellanei Ottmachau. Dem auf diesem Gebiet entstandenen Fürstentum Neisse gewährte der Breslauer Herzog Heinrich IV. kurz vor seinem Tod 1290 das Privileg der Landeshoheit, wodurch die Breslauer Bischöfe nun als „Fürstbischof“ titulierten.

Die Amtszeit des Bischofs Preczlaw von Pogarell wird als das „goldene Bistum“ bezeichnet. Er stellte das Land nach seinem Amtsantritt unter die Oberlehnshoheit der Krone Böhmen und erwarb 1344 Stadt und Weichbild Grottkau, das er mit dem Fürstentum Neisse vereinte. Danach verwendeten die jeweiligen Breslauer Bischöfe den Titel „Fürst von Neisse und Herzog von Grottkau“. Zur Sicherung seines Landes, und um das Entstehen von Raubnestern zu verhindern, erwarb Preczlaw mehrere Burgen in den Gebirgszügen an der Grenze zu Böhmen und ließ sie ausbauen. Er führte das kirchliche Leben zu einer Blütezeit. Während seiner Amtszeit wurde der damalige Breslauer Dom fertiggestellt.

Konrad von Oels war im Jahre 1422 der erste Bischof, der gleichzeitig zum Oberlandeshauptmann von Schlesien ernannt wurde.