Friesen

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Die Friesen sind eine Bevölkerungsgruppe, die an der Nordseeküste in den Niederlanden und Deutschland lebt. In beiden Ländern sind die Friesen als nationale Minderheit anerkannt. In Deutschland wird dabei auf die Friesen der Terminus Volksgruppe angewandt, ohne dass dies den Status als nationale Minderheit berührt. Ein germanischer Volksstamm der Friesen (lateinisch: Frisii, griechisch: οἱ Φρίσσιοι oder Φρείσιοι) ist seit der Antike belegt.

Für den heutigen internationalen Zusammenhang sind sprachliche Gemeinsamkeiten und das Wissen um eine friesische Geschichte von Bedeutung. Während in der niederländischen Provinz Friesland neben Niederländisch das Westfriesische anerkannte Amtssprache ist, ist der Status der friesischen Sprachen in Deutschland schwächer.

Geschichte[Bearbeiten]

Aus der früheren Geschichte Frieslands sind keine Textquellen erhalten, wohl aber gibt es Funde, die z. T. bis in die letzte Zwischeneiszeit zurück datieren. Aus der Mittelsteinzeit sind Funde aus dem Gebiet des Brockzeteler Moors erhalten. Mit der Jungsteinzeit vergrößert sich die Zahl der Funde: Steinbeile und andere Werkzeuge, Becher, Urnen und anderes sind erhalten. Unter anderem fand sich im Moor von Georgsfeld einer der ältesten bisher bekannten Pflüge der Welt. Zunächst in das 4. Jahrtausend vor Christus, später (in den fünfziger Jahren) in die ausgehende Jungsteinzeit (etwa 2000 v. Chr.) eingeordnet, datieren neuere Messungen den Pflug inzwischen in die frühe Bronzezeit (1940 bis 1510 v. Chr.). Frühestens 300 v. Chr. entstanden an der friesischen Küste die Warften oder Wurten.

Die große Verlandung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. begann, hatte eine große Siedlungswelle zunächst in das Marschgebiet zur Folge. Dass auch Land besiedelt wurde, das zweimal am Tag von der Flut bedeckt wurde, wie Plinius der Ältere behauptete, ist wohl eher ein Missverständnis, denn Plinius’ Schilderung scheint eher die Situation nach einer verheerenden Sturmflut darzustellen.

Römerzeit[Bearbeiten]

Die antiken Friesen („Frisii“) wurden vom römischen Historiker Tacitus (~58 bis 120 n. Chr.) in seiner Germania der Gruppe der Ingaevones zugeordnet, zu denen auch die Chauken und Sachsen gezählt wurden. Das Land der Friesen lag an der Küste der Nordsee von der Mündung des Rheins bis etwa zur Ems. Ostwärts der Ems siedelten nach diesen römischen Angaben die Chauken. Die erste Erwähnung der Friesen stammt von Plinius dem Älteren und steht in Zusammenhang mit den Drusus-Feldzügen (12 bis 8 v. Chr.). Im Jahr 12 v. Chr. fand Drusus in den Friesen Verbündete. Doch bereits in den Jahren von 28 bis 47 lehnten sich die Friesen gegen die Ausbeutung durch die Römer auf, wie Tacitus berichtet. In seinen Annalen berichtete er über das Jahr 28: „Im selben Jahr brachen die Friesen, ein Volk jenseits des Rheins, den Frieden, mehr infolge unserer Habsucht als aus Trotz gegen unsere Herrschaft. Drusus hatte ihnen in Rücksicht auf ihre dürftigen Verhältnisse einen mäßigen Tribut auferlegt: Sie sollten für Heerzwecke Rinderhäute liefern.“ Obwohl die Rinder der Friesen damals klein waren, forderten die römischen Beamten Häute in der Größe von Auerochsen. Tacitus führt aus: „Die Bedingung, die auch andere Völker nur schwer hätten erfüllen können, war um so drückender für die Friesen; denn wenn auch ihre Wälder reich an mächtigen Ungetümen sind, sind ihre zahmen Rinder jedoch klein. So lieferten die Friesen am Anfang ihre Rinder; dann mussten sie auch ihre Frauen und Kinder oder beides an Tribut leisten. … Die römischen Soldaten, die zur Erhebung des Tributes nach Friesland kamen, wurden daher von den Friesen angegriffen und ans Kreuz geschlagen.“ Im Zusammenhang mit diesem Aufstand wurde auch Flevum, die nordwestlichste römische Garnison Kontinentaleuropas von den Friesen angegriffen.

In der Folge gelang es den römischen Legionen zwar, den Aufstand niederzuschlagen, aber sowohl der Feldzug als auch die gewonnene Entscheidungsschlacht führten zu großen Verlusten. So gerieten nahe dem heiligen Hain der Friesen, Baduhenna, einige römische Verbände in einen Hinterhalt und wurden ausgelöscht, wobei nach den Berichten 900 Römer den Tod fanden. Die Angehörigen eines weiteren Truppenverbandes von 400 Legionären wurden ebenfalls eingeschlossen und gaben sich überwiegend selbst den Tod, indem sie sich in ihre Schwerter stürzten, nachdem ihre Lage aussichtslos war. Tacitus berichtet: „Seither hat der Name der Friesen bei den Germanen einen hellen Klang.“

Auch wird für das Jahr 16 die Anwesenheit eines großen römischen Heeres an der Ems im Bereich des Fundplatzes Bentumersiel bei Jemgum angenommen.

Die Quellenlage zu den Friesen wird vom 4. bis 7. Jahrhundert sehr dünn. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass um 300 die Bevölkerung stark zurückgegangen war, allerdings um das Jahr 500 wieder sprunghaft anstieg. Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen wird vermutet, dass die Friesen um diese Zeit einen starken Zuzug aus den umliegenden angelsächsischen Stammesgruppen zu verzeichnen hatten. Dabei kann bis heute nicht ganz geklärt werden, ob die „Ur-Friesen“ überhaupt germanischen Ursprungs waren oder erst durch den Zuzug „germanisiert“ wurden, im Gegenzug den Neuankömmlingen allerdings auch ihren Stempel aufdrückten. Eine Kontinuität der „Frisii“ des Tacitus zu den Friesen ab dem Jahr 500 ist jedenfalls nur sehr bedingt gegeben. Zudem waren in den Randgebieten Frieslands sächsische und fränkische Bewohner durchaus nicht selten.

Ins Licht der Geschichte traten die Friesen zurück, als sie mit den Merowingern und Karolingern in Kontakt kamen.