Jungsteinzeit

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Die Jungsteinzeit oder Neusteinzeit, fachsprachlich Neolithikum ist eine Epoche der Menschheitsgeschichte, die als (erstmaliger) Übergang von Jäger und Sammlerkulturen zu Hirten- und Bauernkulturen definiert wird. Das entscheidende Kriterium für den Beginn des Neolithikums ist der Nachweis domestizierter Nutzpflanzen.

Abweichend dazu wurde und wird das Neolithikum im Einflussbereich der ehemaligen Sowjetunion durch die Gegenwart von Keramik und die Abwesenheit von Metallen definiert, was insbesondere bei Zitaten (z. B. aus David W. Anthony, der dieser Praxis für die osteuropäischen Gebiete folgt) zu erheblichen Missverständnissen führen kann, da eine solche Definition im internationalen Sprachgebrauch sowohl Mesolithikum als auch keramisches Neolithikum bedeuten kann.

Nach derzeitigem Kenntnisstand begann das Neolithikum zuerst um 9.500 v. Chr. im Fruchtbaren Halbmond Vorderasiens (vor allem an den Südrändern des Zāgros- und Taurusgebirges). Das Beginndatum wird allerdings grundsätzlich auf die betrachtete Region bezogen, sodass die Jungsteinzeit etwa in Mittel- und Nordwesteuropa erst zwischen 5.800 und 4.000 v. Chr. begann. In mindestens zwei anderen Gebieten der Erde kam es unabhängig von Vorderasien zu einer analogen Entwicklung.

Der Übergang zur neolithischen Landwirtschaft (Neolithische Revolution oder Neolithisierung) vollzog sich weltweit in geeigneten Regionen je nach den vorherrschenden klimatischen und ökologischen Bedingungen unterschiedlich. Die bereits im Proto-Neolithikum vollzogene Sesshaftigkeit der Wildbeuter wurde durch den Pflanzenbau gegen Nahrungsengpässe gesichert. Während sich bei den Bauern immer größere, ortsfeste Dorfgemeinschaften bildeten, blieb die Lebensweise der pastoralen Viehhirten vorerst nomadisch oder halbnomadisch. Insbesondere der Feldbau schuf die Grundlage zu einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Nahrungsproduktion und Vorratshaltung führten zu einer größeren Unabhängigkeit von unkontrollierbaren Bestandsschwankungen der Wildtiere und -pflanzen. Dies führte zu einem stark steigenden Bevölkerungswachstum in den neolithisierten Regionen.

Das Ende der Jungsteinzeit wird in der Alten Welt als Übergang zu den Epochen der frühen Metallverarbeitung definiert. So wird die Kupfersteinzeit in Europa und Vorderasien noch als letzte Epoche der Steinzeit betrachtet, während die anschließende Bronzezeit die Jungsteinzeit je nach Region zwischen 3.300 und 1.800 v. Chr. ablöste. In Afrika folgte auf die Jungsteinzeit direkt die Eisenzeit. Im präkolumbischen Amerika entwickelten sich unabhängig von eurasischen Verhältnissen diverse metallverarbeitende Kulturen, allerdings wurden Steinwerkzeuge auch in den metallurgisch fortschrittlichen Gesellschaften des andinen Raums im Alltag nie völlig durch Bronze ersetzt. In Australien und Ozeanien gab es hingegen vor der Kolonisierung durch Europäer keine Metallverarbeitung.

Definition[Bearbeiten]

Der britische Anthropologe Sir John Lubbock teilte in seinem 1865 erschienenen Werk Prehistoric Times die Steinzeit in die „Periode des geschlagenen Steins“ (Old Stone Age ,Altsteinzeit‘) sowie die „Periode des geschliffenen Steins“, die er New Stone Age ,Jungsteinzeit‘ nannte. Heute wird der Beginn der Jungsteinzeit mit dem Übergang von der aneignenden (Jagd, Sammelwirtschaft, Fischerei) zur produzierenden Wirtschaftsweise (Feldwirtschaft, Gartenbau, Viehwirtschaft) in Verbindung gebracht. Der damit verbundene Kulturwandel brachte einige weitere Merkmale mit sich, die heute auch als „Neolithisches Bündel“ (Neolithic package) bezeichnet werden: