Industriestaat

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Industriestaat (engl. industrialized state, oder Industrieland, veraltet auch Staaten der Ersten Welt) ist ein Staat, dessen Wirtschaftsstruktur durch Technologie und Industrie beherrscht wird und die Industrieproduktion einen hohen Anteil am gesamten Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder Produktionswert in einer Volkswirtschaft aufweist. Pendant ist der Agrarstaat.

Die klassischen Industriestaaten der westlichen Welt entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten vermehrt zu Dienstleistungsgesellschaften und bekamen mehr und mehr Konkurrenz durch sogenannte Schwellenländer.

Allgemeines[Bearbeiten]

Der Industriestaat ist ein Erkenntnisobjekt der Wirtschaftsgeographie. Der Begriff wird häufig als Abgrenzung zu Entwicklungs- und Schwellenländern verwendet. Der Unterscheidung zwischen Industrie- und Agrarstaaten liegt der jeweils dominante Wirtschaftssektor (Industrieproduktion oder Agrarproduktion) oder der Anteil der Erwerbstätigen in jenen Sektoren an den gesamten Erwerbstätigen zugrunde (Industriegesellschaft). Typische Industriestaaten sind die USA oder Deutschland, typische Agrarstaaten liegen in Afrika oder Asien. Industriestaaten können Flächenstaaten sein wie Frankreich, aber auch Zwergstaaten wie Singapur. Bei dieser Betrachtung darf jedoch nicht übersehen werden, dass fast jeder Industriestaat Gebiete in Form eines Flächenstaats enthält, die selbst entwicklungsbedürftig sind. So verfügen die USA oder Russland über großflächige Regionen, die als Entwicklungsländer bezeichnet werden müssten. Das schmälert jedoch nicht ihre Rolle als Industriestaat, weil hierbei die Gesamtbetrachtung maßgebend ist.

Die Bezeichnung „Industriestaat“ wird der heutigen Bedeutung nicht mehr gerecht, weil die Einteilung der Staaten vorwiegend nicht mehr nach dem Grad ihrer Industrialisierung erfolgt, sondern überwiegend auf der Basis des Bruttoinlandsprodukts. Staaten mit einem starken Dienstleistungssektor nehmen dabei in der Rangfolge die vorderen Plätze ein, können jedoch faktisch Industriestaaten sein. In Veröffentlichungen werden deshalb Begriffe verwendet, wie „OECD-Staaten und übrige marktwirtschaftlich organisierte Industriestaaten“, „Staaten der Ersten Welt“ oder „fortschrittliche Staaten“ (advanced economies). Der Begriff Erste Welt wurde zur Zeit des Kalten Krieges für die hochindustrialisierten marktwirtschaftlichen Länder geprägt, während die planwirtschaftlich organisierten Staaten – durchaus auch Industriestaaten – als Zweite Welt bezeichnet wurden. Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts hat diese Einteilung an Bedeutung verloren. Dagegen ist die Bezeichnung Dritte Welt gebräuchlich geblieben.