Kaspisches Meer

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Das Kaspische Meer, auch der Kaspisee genannt, ist mit einer Fläche von etwa 371.000 km² der größte See der Erde. Der Salzsee ist ein endorheisches Gewässer, das heißt ohne natürliche Verbindung zu den Ozeanen.

Das Gewässer hat in etwa die Größe Japans und ist 4x so groß wie der Obere See. Es wird von 130 Zuflüssen gespeist, von denen allein die Wolga etwa 80% des Wasserzuflusses beiträgt. Der Salzgehalt variiert, in der Nähe der Wolgamündung ist er am niedrigsten. Im Mittel beträgt er 1,2 %, was etwa einem Drittel des Salzgehaltes der Ozeane entspricht. Der Wasserstand ist immer wieder Schwankungen ausgesetzt und sinkt seit Ende der 1990er Jahr kontinuierlich um 6-7 cm pro Jahr. Man erwartte dass die Fläche im Laufe des 21. Jahrhunderts und etwa 1/4 schrumpfen wird.

Das Kaspische Meer liegt innerhalb der großen Aralo-Kaspischen Niederung in West-Asien und im äußersten Osteuropa. Im Norden grenzt das Gewässer an Russland und Kasachstan an die Kaspische Senke, im Osten an Turkmenistan, im Westen an Aserbaidschan und im Süden an den Iran. An seinem Südufer liegt das UNESCO-Welterbe-Gebiet des Hyrkanischen Waldes.

Völkerrechtlicher Status[Bearbeiten]

Da das Kaspische Meer kein Meer im juristischen Sinn ist, unterliegt es nicht dem Seerechtsabkommen von 1994.

Am 12.08.2018 vereinbarten die Staats- und Regierungschefs der Anrainerstaaten Aserbaidschan, Iran, Kasachstan, Russland und Turkmenistan in Aqtau (Kasachstan) in einem Rahmenabkommen die Nutzung des Kaspischen Meeres unter einem eigenen Rechtsstatus, weder als See noch als Meer. Die Vereinbarung ist noch von den Parlamenten zu ratifizieren. Außerdem muss die Aufteilung des Meeresbodens konkretisiert werden.

Zuvor regelten Verträge aus den Jahren 1921 und 1940 die Schifffahrt und Fischerei nur zwischen dem Iran und der Sowjetunion. Sie definierten das Kaspische Meer als Binnengewässer mit dem Recht gemeinsamer Nutzung. Die mit dem Zerfall der Sowjetunion entstandenen Staaten Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan sahen sich seither benachteiligt. Sie strebten Förderrechte für Erdöl und Erdgas an sowie das Recht, hierzu Rohrleitungen zu verlegen. Russland war in der Vereinbarung wichtig, dass keine Streitkräfte von Drittstaaten, insbesondere der NATO, Zugang erhalten. Aufgrund der Sanktionen von Seiten der USA war der Iran daran interessiert, die 1996 begonnenen Verhandlungen zum Abschluss zu bringen.

Namen[Bearbeiten]

Älteste Kulturzeugnisse finden sich auf Inschriften assyrischer Tonwaren und nennen ein „Südliches Meer“. Hekataios von Milet erwähnt es im 6. Jahrhundert v. Chr. als „Kaspisches und Hyrkanisches Meer“. Die erste Volksbezeichnung bezieht sich auf den Stamm der Kaspier, die am Südwestufer des Kaspischen Kaukasus lebten, im heutigen Aserbaidschan, die zweite bezeichnet das Ufer bei Hyrkanien, einer Landschaft an der heutigen iranischen und südlichen turkmenischen Küste. Weitere antike Bezeichnungen sind die Ethnonyme „Alban“, „Joshgun“ und „Hyrcan“. Die wechselnde Besiedelungsgeschichte führte zu zahlreichen weiteren Namen wie z.B. der tatarischen Bezeichnung „Ag Deniz“ oder „Kasar Danizi“ bei den türkischsprachigen Chasaren, die im 5. bis 10. Jahrhundert nordwestlich siedelten. Insgesamt haben verschiedene Völker dem See etwa 70 verschiedene Namen gegeben, darunter auch weniger etablierte Bezeichnungen wie „Baku-Meer“ im 14. und 15. Jahrhundert nach der wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt Baku in dieser Zeit.

Geographie[Bearbeiten]

Das Kaspische Meer, das in einer weitläufigen und bis zu 1.023 m tiefen natürlichen Depression liegt, befindet sich unter anderem zwischen dem trockenliegenden Teil der großen Kaspischen Senke im Norden, der Kasachensteppe im Nordosten, dem großen Tiefland von Turan im Osten, dem Elburs im Süden und dem Kaukasus im Westen. Aserbaidschan (Küstenlänge: ca. 800 km), Iran (Küstenlänge: 750 km), Kasachstan (Küstenlänge: 1.894 km), Russland (Küstenlänge: ca. 960 km) und Turkmenistan (Küstenlänge: 1.768 km) grenzen daran. Das Kaspische Meer ist – je nach Definition – Teil der Grenze von Europa und Asien und zerteilt somit Eurasien in zwei Kontinente. Zum Verlauf dieser Grenze siehe unter innereurasische Grenze.

Die Fläche des Kaspischen Meeres betrug nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation 371.000 km², damit ist der See die größte von Land umschlossene Wasserfläche der Erde beziehungsweise deren größtes Binnengewässer. Die Fläche des Kaspischen Meeres entspricht ungefähr der Fläche von Deutschland und Belgien oder auch der Ostsee ohne das Kattegat. Da das Kaspische Meer jedoch bereits seit Mitte der 1990er Jahre schrumpft, verlieren auch präzise Flächenangaben relativ schnell ihre Aussagekraft.

Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 1.200 km, seine West-Ost-Ausdehnung umfasst 435 km (im Mittel 300 km). Während der große Nordteil im Mittel nur etwa 6 m tief ist, beträgt seine tiefste Stelle im Süden 995 m. Weil seine Wasseroberfläche −28 m liegt, befindet sich dieses Tiefenmaximum -1023 m und ist damit die zweittiefste natürliche Depression der Erde nach dem Baikalsee, dessen Seegrund sich -1182 m befindet.

Das Kaspische Meer besitzt keine natürliche Verbindung zu den Ozeanen. Es ist damit ein See und trägt die Bezeichnung „Meer“ nur aufgrund seiner Größe und des Salzgehalts des Wassers. Ein früher geläufiger Name war Kaspisee. Über die Wolga, den Wolga-Don-Kanal und den Don besteht aber eine schiffbare Verbindung über das Asowsche Meer zum Schwarzen Meer, über die Wolga, den Wolga-Ostsee-Kanal, Onegasee und die Newa zur Ostsee und vom Onegasee abzweigend über den Weißmeer-Ostsee-Kanal zum Weißen Meer.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

Das Kaspische Meer ist wie das Schwarze Meer und der Aralsee ein Rest der Paratethys, eines Binnenmeeres, das sich während des Oligozäns und des Großteils des Neogens von Westeuropa bis nach Zentralasien erstreckte. Gegen Ende des Miozäns bildete sich eine Grenze zum Schwarzen Meer heraus, seit Beginn des Pliozäns kam es zu einer Serie von starken Wasserstandsschwankungen, wodurch die Größe stark variierte. Bei niedrigem Wasserstand schrumpfte das Kaspische Meer auf einen See in den tiefsten Bereichen im Süden, in Zeiten hohen Wasserstandes kam es zu Wiedervereinigungen mit dem Schwarzen Meer. Zum bisher letzten Mal geschah dies zu Ende der Eiszeiten, als die Eismassen der sibirischen Gletscher abtauten und die Manytschniederung geflutet wurde. In Richtung Osten entstand in der Aralo-Kaspischen Niederung eine Verbindung zum Aralsee.