Menschenopfer

Aus Twilight-Line Medien

Menschenopfer waren die größtmöglichen Opferungen, bei denen Menschen im Rahmen eines religiösen oder anderen Kults getötet wurden, weil die Gesellschaft glaubte, so den Forderungen einer Gottheit oder magischen Kraft zu entsprechen und nur auf diese Weise ihr eigenes Wohlergehen oder ihren Fortbestand dauerhaft sichern zu können. Rituelle Tötungen folgten den Erfordernissen des Kults mit einer gesellschaftlichen Routine, während Ritualmorde in diesem Zusammenhang spontane Reaktionen auf hereingebrochene, außergewöhnlich tragische Ereignisse oder eigene gewalttätige Aktionen waren mit dem Ziel, den ursprünglichen Normalzustand wiederherzustellen.

Menschenopfer wurden schon aus der prähistorischer Zeit dokumentiert und kommen in alten Kulturen vor, wobei ihr Sinn verschieden begründet wurde: Sie können einer Gottheit als Nahrung dienen, ihren Forderungen nachkommen, auf ihren „Zorn“, das heißt eine Notlage, reagieren, um weiteres Unheil abzuwehren, von ihr einen Segen erbitten oder der Gabe mit einer Gegengabe danken.

Arten und Zwecke[Bearbeiten]

Die ältesten Funde von rituell getöteten Menschen verweisen auf die Bewältigung einer Notlage: Ihre Opferung diente anderen Menschen direkt zur Nahrung (siehe auch: Kannibalismus) oder indirekt dazu, die Zuwendung einer Gottheit wiederherzustellen, von der man Abhilfe eines Mangels erwartete. Allerdings ist wissenschaftlich umstritten, ob rituell getötete Menschen auch tatsächlich verzehrt wurden.

Menschenopfer dienten außerdem zur Heiligung, Entprofanisierung bzw. Weihe von Kultstätten und/oder -gebäudes. Ein am Fuß einer Mauer oder unter einer Türschwelle beigesetztes Fundamentopfer (belegt in Geser, Megiddo und Taanak) sollte einen bisher unbebauten Platz vor den bösen Geistern, deren Wohnsitz man dort annahm, schützen, sie befriedigen und abfinden. Das eingegrabene Familienmitglied fungierte so als Schutzgeist des Hauses oder zur Abwehr von Dämonen ein.

Katastrophen wie Dürren, Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche etc. sah man als Zeichen des Zornes der Götter (siehe auch: Zorn Gottes). Menschenopfer sollten den Zorn beschwichtigen. Die Kreter versuchten so die Zerstörung ihrer Insel aufzuhalten.

Opferungen bei der Bestattung eines Herrschers oder Oberpriesters kamen mit den Hochkulturen auf. Diese Getöteten sollten dem Toten im Jenseits zu Diensten sein. Mongolische, skythische und mittelamerikanische Anführer nahmen den größten Teil ihres Hauswesens einschließlich der Bediensteten und Konkubinen mit ins Jenseits.

Manche Menschenopfer dienten Priestern für Weissagungen der Zukunft aus Körperteilen hingerichteter Gefangener oder Sklaven. Nach Strabo töteten die Kelten das Opfer mit dem Schwert und weissagten aus den Todeszuckungen.

Im Römischen Reich wurden Menschen bei rituellen Kampfspielen, in einem angeblich fairen Kampf, gegen einen Gladiator geopfert, um so Macht und Überlegenheit zu demonstrieren.

Gefangene wurden auch von den Germanen Volks-, Stammes- oder Kriegsgott als Dankopfer dargebracht, zum Beispiel nach der Varusschlacht.