Osmanische Armee

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Als Osmanische Armee bezeichnet man das Heer des Osmanischen Reiches von zirka 1299 bis 1923. Das Osmanische Reich verdankt seine Entstehung und Rolle als entscheidende Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika und auf der Krim zum großen Teil den Erfolgen der osmanischen Armee.

Die Entstehung des Osmanischen Reiches[Bearbeiten]

Ursprünglich verfügten die Osmanen über reine Reiterheere, da Infanterie kaum vorhanden und die Artillerie noch nicht bekannt war. Dieser Tradition nach spielten die Sipahis, Inhaber von Militärlehen, lange Zeit eine wichtige Rolle im osmanischen Heereswesen. Eine weitere wichtige Rolle kam den Akıncı genannten Kundschaftertruppen zu. Ursprünglich kämpfte das osmanische Militär auf dem Lande mit Lanzen und Pfeilen. In der Anfangsphase führten die osmanischen Truppen Kleinkriege gegen byzantinische Siedlungen. Sie belagerten die Städte der Byzantiner und schnitten sie vom Nachschub ab. So gelangten bis 1331 Inegöl, Bilecik, Bursa und İznik unter osmanische Herrschaft.

Durch das Lehnswesen der Sipahis wurde die Kriegsführung in der Regel auf ein halbes Jahr begrenzt: Feldzüge begannen gewöhnlich am Hizirtag (6. Mai) und die Truppen kehrten am Kasimstag (Anfang November) zurück.

Durch die immer weiter wachsende Größe des Reiches wurden die Truppen unterteilt in

Als infanteristische Komponente des Heeres wurde ab zirka 1330 das Janitscharenkorps geschaffen, das direkt dem Sultan unterstand. Ab 1438 wurden die Janitscharen systematisch durch die so genannte Knabenlese rekrutiert, bei der hauptsächlich aus dem Balkan, vor allem aus Serbien und Bosnien stammende Jungen ausgewählt und zur Erziehung und Ausbildung in das Osmanische Reich gebracht wurden. Als stehende Truppe mit festem Sold und teilweise mit Pensionszusagen, gleich ob Friedenszeit oder Krieg, wurden die Janitscharen – anders als das Lehnsheer, das nur im Krieg Geld kostete – zur schweren finanziellen Belastung für das Reich.

Ab 1420 schufen die Osmanen mit Hilfe italienischer, ungarischer und deutscher Kanonengießer eine Artillerie, die Topçu, die auch dem Sultan unterstanden.

Durch die Eroberungsfeldzüge seiner Armee dehnte sich das Osmanische Reich ab Mitte des 14. Jahrhunderts auf große Teile von Südosteuropa aus. Nachdem sie 1453 das Byzantinische Reich vernichtet und die Herrschaften der Albaner, Bulgaren, Bosnier und Serben unterworfen hatten, beherrschten die Osmanen um 1500 nahezu den gesamten Balkan. Bis ins letzte Drittel des 17. Jahrhunderts konnten sie ihre Herrschaft auf weite Teile des vormaligen Königreiches Ungarn (Zentralungarn, Siebenbürgen), die Wallachei, die Moldau und das Gebiet der nördlichen Schwarzmeer-Küste (Podolien, Jedisan, Krim) ausdehnen. Zudem wurden große Teile Kleinasiens dem Osmanischen Reich angegliedert.

Die Strategie der Osmanen war stets offensiv, die Taktik in der Schlacht jedoch defensiv ausgerichtet. Der Serbe Konstantin aus Ostroviza schreibt in seinen Memoiren eines Janitscharen (15. Jahrhundert):

Die Aufstellung des Heeres des Sultanhofes geschieht wie folgt: Die höfische Reiterei hat ihren Platz neben dem Sultan, vor ihm die Janitscharen, hinter ihm die Kamele. Um sie herum werden von allen Seiten Gräben und Wälle aufgeschüttet. (...) ein Wall, in den dicht nebeneinander Spieße hineingeschlagen werden. Dann werden Stückbette für die Geschütze aufgestellt, damit man aus den Kanonen schießen kann.

In der Sultansschanze standen also die Janitscharen, flankiert von der Artillerie (Topçu) und der Kavallerie Kapikuli. Davor die Infanterie Serratkuli (die Truppen aus Rumelien und Anatolien), sowie die Sipahis. Im Vorfeld schwärmten die Akıncı als Aufklärer und Störer aus. Die schwere christliche Reiterei durchbrach meist relativ schnell diese ersten Linien und stürmte bis vor die Sultansschanze. Dort wurde der Vorstoß der ermüdeten Reiter jäh aufgehalten und sie wurden vom geballten Einsatz der Elitetruppen und der Artillerie vernichtet oder in die Flucht geschlagen.

Die abendländische Kriegskunst verharrte zu lange im Glauben an den schlachtentscheidenden Einsatz der schweren gepanzerten Kavallerie wie im Hochmittelalter. Auch verfügten die christlichen Heerführer über schlechte oder gar keine Aufklärung. Die Weiterentwicklung der türkischen Taktik (besonders auch der Artillerie) blieb ihnen lange Zeit verborgen, so dass diese Fehler auf dem Schlachtfeld immer wieder vorkamen.