Alfred Schütz: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 13. April 1899 in [[Wien]] als Sohn [[Judentum|jüdischer]] Eltern geboren, erwarb Alfred Schütz 1917 vorzeitig auf dem Wiener Esterhazy-Gymnasium sein Reifezeugnis („[[Notabitur|Notmatura]]“), meldete sich im März desselben Jahres freiwillig zum Dienst im [[Streitkräfte von Österreich-Ungarn|Österreichisch-Ungarischen Heer]] und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Am 13. April 1899 in [[Wien]] als Sohn [[Judentum|jüdischer]] Eltern geboren, erwarb Alfred Schütz 1917 vorzeitig auf dem Wiener Esterhazy-Gymnasium sein Reifezeugnis („[[Notabitur|Notmatura]]“), meldete sich im März desselben Jahres freiwillig zum Dienst im [[Streitkräfte von Österreich-Ungarn|Österreichisch-Ungarischen Heer]] und wurde mehrfach ausgezeichnet.


Nach dem Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] nahm Schütz ein Studium der [[Rechtswissenschaft]]en, [[Ökonomie]] und [[Philosophie]] an der [[Universität Wien]] auf, schloss 1921 die staatswissenschaftlichen und juristischen Staatsprüfungen sowie Rigorosa ab und erwarb den [[Akademischer Grad|akademischen Grad]] eines [[Doktor der Rechte|Doktors der Jurisprudenz]]. Von 1921 bis 1925 war er Sekretär des ''Österreichischen Bankenverbands'' und arbeitete seit 1924 als Rechtsberater des Wiener Bankhauses ''Kompaß Allgemeine Kredit- und Garantiebank''. Ab 1929 war Schütz als [[Prokurist]] für die Wiener Privatbank ''Reitler & Co.'' tätig. Nachdem die Bank 1938 durch die [[Nationalsozialist]]en übernommen und Schütz entlassen worden war, ging dieser nach Frankreich ins [[Exil]]. Dort arbeitete er als Rechtsberater für die [[Paris]]er Bank ''R. Gaston-Dreyfus & Co.'' und verhalf anderen Juden zur Flucht aus dem [[Großdeutsches Reich|Großdeutschen Reich]].  
Nach dem Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] nahm Schütz ein Studium der [[Rechtswissenschaft]]en, [[Wirtschaftswissenschaft|Ökonomie]] und [[Philosophie]] an der [[Universität Wien]] auf, schloss 1921 die staatswissenschaftlichen und juristischen Staatsprüfungen sowie Rigorosa ab und erwarb den [[Akademischer Grad|akademischen Grad]] eines [[Doktor der Rechte|Doktors der Jurisprudenz]]. Von 1921 bis 1925 war er Sekretär des ''Österreichischen Bankenverbands'' und arbeitete seit 1924 als Rechtsberater des Wiener Bankhauses ''Kompaß Allgemeine Kredit- und Garantiebank''. Ab 1929 war Schütz als [[Prokurist]] für die Wiener Privatbank ''Reitler & Co.'' tätig. Nachdem die Bank 1938 durch die [[Nationalsozialist]]en übernommen und Schütz entlassen worden war, ging dieser nach Frankreich ins [[Exil]]. Dort arbeitete er als Rechtsberater für die [[Paris]]er Bank ''R. Gaston-Dreyfus & Co.'' und verhalf anderen Juden zur Flucht aus dem [[Großdeutsches Reich|Großdeutschen Reich]].  


Beim [[Anschluss Österreichs|deutschen Einmarsch in Österreich]] ist Schütz auf einer Geschäftsreise in Paris. Er will zu seiner Familie zurückreisen, doch sein Freund und geschätzter Kollege [[Aron Gurwitsch|Aaron Gurwitsch]] überredet ihn dazu, in Paris zu bleiben. Schütz’ Frau Ilse löst den Haushalt in Wien auf und beantragt die Auswanderung.  
Beim [[Anschluss Österreichs|deutschen Einmarsch in Österreich]] ist Schütz auf einer Geschäftsreise in Paris. Er will zu seiner Familie zurückreisen, doch sein Freund und geschätzter Kollege [[Aron Gurwitsch|Aaron Gurwitsch]] überredet ihn dazu, in Paris zu bleiben. Schütz’ Frau Ilse löst den Haushalt in Wien auf und beantragt die Auswanderung.  

Aktuelle Version vom 23. April 2024, 07:57 Uhr

Alfred Schütz, auch Alfred Schutz, (* 13.04.1899 in Wien, Österreich-Ungarn; † 20.05.1959 in New York City) war ein aus Österreich stammender Soziologe, der als Begründer der phänomenologischen Soziologie gilt und sich – ausgehend von Edmund Husserl, Henri Bergson und Max Weber – der Frage der Intersubjektivität widmete.

Biographischer Hintergrund[Bearbeiten]

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten]

Am 13. April 1899 in Wien als Sohn jüdischer Eltern geboren, erwarb Alfred Schütz 1917 vorzeitig auf dem Wiener Esterhazy-Gymnasium sein Reifezeugnis („Notmatura“), meldete sich im März desselben Jahres freiwillig zum Dienst im Österreichisch-Ungarischen Heer und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nahm Schütz ein Studium der Rechtswissenschaften, Ökonomie und Philosophie an der Universität Wien auf, schloss 1921 die staatswissenschaftlichen und juristischen Staatsprüfungen sowie Rigorosa ab und erwarb den akademischen Grad eines Doktors der Jurisprudenz. Von 1921 bis 1925 war er Sekretär des Österreichischen Bankenverbands und arbeitete seit 1924 als Rechtsberater des Wiener Bankhauses Kompaß Allgemeine Kredit- und Garantiebank. Ab 1929 war Schütz als Prokurist für die Wiener Privatbank Reitler & Co. tätig. Nachdem die Bank 1938 durch die Nationalsozialisten übernommen und Schütz entlassen worden war, ging dieser nach Frankreich ins Exil. Dort arbeitete er als Rechtsberater für die Pariser Bank R. Gaston-Dreyfus & Co. und verhalf anderen Juden zur Flucht aus dem Großdeutschen Reich.

Beim deutschen Einmarsch in Österreich ist Schütz auf einer Geschäftsreise in Paris. Er will zu seiner Familie zurückreisen, doch sein Freund und geschätzter Kollege Aaron Gurwitsch überredet ihn dazu, in Paris zu bleiben. Schütz’ Frau Ilse löst den Haushalt in Wien auf und beantragt die Auswanderung.

Die Zerschlagung der Tschechoslowakei veranlasste Schütz dazu, seine Emigration in die USA in die Wege zu leiten. Gemeinsam mit seiner Familie übersiedelt er am 14. Juli 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs an Bord der „New Amsterdam“ nach New York (USA). Dort schließt er sich Emil Reitler (1886–1949), dem ehemaligen Besitzer der Bank Reitler & Co., und seinen Wiener Berufskollegen Robert Lambert und Paul Jeral an. Gemeinsam berieten sie ehemalige Kunden von Reitler & Co. in Finanzfragen. Nach dem Krieg reiste Schütz wiederholt nach Europa, um alte Geschäftskontakte wiederzubeleben.

Neben seiner Arbeit als Finanzberater widmete sich Alfred Schütz in seiner Freizeit der Soziologie. 1956 erhielt er eine Anstellung als Full Professor of Sociology and Social Psychology an der New School for Social Research in New York und konnte es sich erstmals finanziell erlauben, sich voll seiner wissenschaftlichen Tätigkeit zu widmen.

Quellen[Bearbeiten]

  • Schutz, Alfred, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. Band 2,2. München: Saur 1983. ISBN 3-598-10089-2, S. 1057